Zur Zukunft der Erinnerung
1. November 2024Anlass zum Gedenken gibt der 9. November gleich in mehrfacher Hinsicht. 1918: Ausruf der Weimarer Republik, 1923: Hitlers Münchener Putschversuch, 1938: Reichspogromnacht, 1989: Fall der Berliner Mauer. Jedes einzelne dieser geschichtsträchtigen Ereignisse hat seinen Platz in der Erinnerungskultur. Nur, wie sieht Erinnerungsarbeit heute und zukünftig aus? Wesentliche Gründe, darüber nachzudenken, sind:
• der Abschied von der Zeitzeugengeneration
• der zuwanderungsbedingte Wandel in der Gesellschaftsstruktur
• mediale Informationsvielfalt durch Nutzung virtueller Quellen
Welchem Zweck soll die Erinnerungsarbeit dienen und was ist aus den historischen November-Ereignissen zu lernen? Die klassischen Formen, z.B. die „Nie wieder“-Reden, die Kranzniederlegungen für sich gesehen reichen heute nicht mehr aus zur Festigung einer demokratischen Zivilgesellschaft. Aufklärung und historisches Verstehen sollen Persönlichkeiten bilden, die sich widerständig gegenüber Antisemitismus, Rassismus und Gewalt verhalten können. Zivilcourage, gegen Wegschauen, gegen Mitläufertum und rassistisch geprägte Stammtischparolen sind die erklärten Erziehungsziele.
Aktuelle Ereignisse und Forschungsergebnisse weisen deutlich auf die Notwendigkeit einer zukunftsorientierten Erinnerungsarbeit hin. 20 % der Bundesbürger seien „latent antisemitisch“ eingestellt, 9 % besitzen ein „geschlossen rechtsextremes Weltbild“, so die Ergebnisse von Studien. Um die aktuellen Ereignisse und Entwicklungen, ob im Nahen Osten oder im hiesigen Wählerverhalten zu verstehen, ist ungefärbtes Hintergrundwissen notwendig, Nicht nur die Schulen, sondern alle an Bildung und Erziehung Beteiligten sind gefordert, zukunftsweisende Erinnerungsarbeit zu leisten.
Bernd Eggert
Vorsitzender FORUM Sögel e.V.