25 Jahre Hospizverein Sögel – Jubiläumsfeier regte zum Nachdenken an
1. September 2024Szenischer Festvortrag: „Gastfreundschaft sticht Einsamkeit“
Sögel. Über 100 Gäste waren gekommen, um das 25-jährigen Bestehen des Hospizvereins Sögel mit einem besonderen Programm in der Bildungsstätte A und W zu feiern, das nicht nur den Rückblick beinhaltete, sondern sich vor allem mit dem Thema „Einsamkeit der Menschen“ befasste. Die Gastredner betonten, dass der Hospizverein ehrenamtlich eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe übernehme.
Der Vorsitzende des Sögeler Hospizvereins, Michael Strodt, begrüßte besonders die anwesenden Gründungsmitglieder, die sich vor 25 Jahren zur Mitarbeit bereiterklärt hatten. Sie und die heutigen Hospizhelfer hätten „der Einsamkeit der Sterbenden in unseren Tagen“ mit der Gastfreundschaft etwas entgegensetzen. Strodt sagte in seinem Vortrag: „Wir wollen den Menschen nahe sein und sie bei den Nöten und Ängsten, die durch ihre Krankheit oder ihre Trauer entstehen, nicht allein lassen“. Von Anfang an konnte die Hospizbewegung laut Strodt auf die Unterstützung vieler Menschen zurückgreifen wie zum Beispiel bei der Erstellung der Satzung unter der Federführung der Krankenhausleitung oder bei der Spendenbeschaffung, der Finanzverwaltung, der Schriftführung sowie der Vorstandsarbeit, um die Koordination der organisatorischen Aufgaben sicherzustellen.
Im Rahmen der breit aufgestellten Kampagne „SO IST HOSPIZ“ hätten die Ehrenamtlichen ganz persönlich die Frage beantwortet, was für sie Hospiz bedeutet. Die Aussagen wurden auf Plakaten und Postkarten dokumentiert und sollen weiter verteilt werden. Es gebe viele Projekt und eine Vielfalt an wichtigen Aufgaben, an der sich die bisherigen und neue Hospizhelfer beteiligten könnten. Im Rahmen von Kursen mit der Katholischen Erwachsenenbildung werde eine umfassende Ausbildung gewährleistet.
Dr. Christoph Hutter, Leiter der Ehe-, Familien-, Lebens- und Erziehungsberatung im Bistum Osnabrück und Benjamin Häring, der als Theaterpädagoge und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Hochschule Osnabrück am Campus in Lingen tätig ist, hielten einen „szenischen Festvortrag“ unter dem Leitwort „Gastfreundschaft sticht Einsamkeit.“
Hutter wies darauf hin, dass das Thema Einsamkeit seit einiger Zeit ganz neue Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit gewonnen hat. Auch die Politik habe sich des Themas angenommen und neue Projekte und Netzwerke geschaffen, um Menschen in ihrer Einsamkeit beizustehen zum Bespiel durch Kontaktmöglichkeiten und eine Stärkung des „Wir“. Außerhalb der Politik müsse man sich die Frage stellen, welche Haltung man zu dem Thema einnehmen wolle und wer Einsamkeit heilen oder sich um einsame Menschen kümmern könne. Hutter bescheinigte der Hospizbewegung, das Thema sehr gut im Blick zu haben und gerade für sterbenskranke Menschen wichtige Ansprechpartner zu sein. Hutter ging auf weitere Aspekte ein und betonte, dass Gastfreundschaft das Gegengift zur Einsamkeit sei. Währenddessen setzte Benjamin Häring die persönlichen Eindrücke und Erlebnisse von Hospizhelfern mit auf seine Urlaubsreise genommen hatte, „in Szene“.
Die Gäste aus Politik und Kultur, Kirche und Gesellschaft hatten nach dem Vortrag Gelegenheit, in einer kurzen von Pastor Matthais Voss moderierten Talk-Runde nochmal darüber nachdenken, wie alle gemeinsam dazu beitragen können, Einsamkeit zu überwinden und eine Sorgekultur zu stärken.
Sozialdezernentin Dr. Sigrid Kraujuttis, betonte, dass unter anderem die Förderung der Ehrenamtlichkeit wie zum Beispiel in der Hospiz dem Landkreis Emsland ein ganz besonders wichtiges Anliegen sei. Durch die Einrichtung der Senioren- und Pflegestützpunkte und die Unterstützung der kommunalen Strukturen leiste man einen weiteren Beitrag.
Samtgemeindebürgermeister Frank Klaß will die Idee umsetzen, mit bunten Sitzplätzen Orte der Begegnung für Einsame zu schaffen.
Der Geschäftsführer des Hümmlinghospitals, Thomas Kock, sagte, dass man als Krankenhaus nicht nur die Türen physisch öffne wolle, sondern durch ein Mehr an Gastfreundschaft etwas gegen Vereinsamung tun zu wollen. Dafür nehme man gerne Impulse entgegen.
Pfarrer Jürgen Krallmann hob hervor, dass die Kirche über die Kinder-, Jugend und Seniorenarbeit versuche, etwas gegen Einsamkeit zu tun. Im Übrigen seien die Friedhöfe für viele Besucher „eine Begegnungsstätte“.
Für Heike Rüsting, sie leitet eine stationäre Hospizeinrichtung in Cloppenburg, ist es wichtig, an einsame Menschen am Rande der Gesellschaft wie zum Beispiel Obdachlose heranzukommen.
Mit einem Gebet und dem Segen schlossen Jürgen Krallmann und Matthias Voss den offiziellen Teil, den die Hospital Singer mit mehreren Beiträgen passend musikalisch begleitet hatten.
Text/Fotos: Lambert Brand