Hümmling Hospital Sögel: 5 Fragen an Herrn Kochno
30. Juli 2024Sögel – Als ärztlicher Leiter der Fachabteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Hümmling Hospital in Sögel, liegt es mir am Herzen, über proktologische Erkrankungen aufzuklären. Trotz ihrer Häufigkeit werden Beschwerden wie Hämorrhoiden oft aus Schamgefühl verschwiegen oder verdrängt. Doch gerade bei proktologischen Beschwerden ist eine rechtzeitige Diagnose und Behandlung wichtig, um schwerwiegende Folgen zu vermeiden. In Deutschland leidet mehr als ein Viertel der Bevölkerung an diesen Beschwerden, vor allem Menschen über 50 Jahren sind betroffen. Dabei können viele dieser Beschwerden einfach und schmerzlos behandelt werden. Daher ist es wichtig, sich frühzeitig ärztlichen Rat einzuholen und sich nicht aus Schamgefühl zurückzuhalten. Ihrem Wohlbefinden zuliebe.
1. Was sind überhaupt Hämorrhoiden?
Hämorrhoiden sind geschwollene Venen im unteren Teil des Rektums oder des Anus. Sie können intern oder extern auftreten. Hämorrhoiden werden in der Regel in vier Grade klassifiziert, um den Schweregrad der Erkrankung zu bestimmen. Diese Klassifikation basiert auf der Größe und dem Vorfall der Hämorrhoiden. Während Grad I und II Hämorrhoiden in der Regel mit konservativen Maßnahmen behandelt werden können, erfordern Grad III und IV-Hämorrhoiden oft eine chirurgische Intervention. Bei Grad I-II handelt es sich um Schwellungen in den Venen im Inneren des Rektums. Ab Grad III Hämorrhoiden treten die Schwellungen während des Stuhlgangs nach außen und können manchmal nicht manuell zurückgeschoben werden.
2. Wie enstehen Hämorrhoiden?
Hämorrhoiden können durch verschiedene Faktoren verursacht werden. Chronische Verstopfung kann zu übermäßigem Druck beim Stuhlgang führen, was wiederum zu Hämorrhoiden führen kann. Dazu gehören auch langsames Pressen beim Stuhlgang und langes Sitzen auf der Toilette. Anhaltender Durchfall kann ebenfalls zu Hämorrhoiden führen. Während der Schwangerschaft erhöht sich der Druck im Bauchraum aufgrund des wachsenden Fötus. Dieser zusätzliche Druck kann die Venen im Rektum und im Anus belasten und zu Hämorrhoiden führen. Übergewicht und ein Mangel an Ballaststoffen können auch das Risiko für Hämorrhoiden erhöhen. Es ist wichtig zu beachten, dass nicht jeder, der diese Faktoren hat, automatisch Hämorrhoiden entwickelt. Die genaue Ursache von Hämorrhoiden kann von Person zu Person variieren, und es können auch mehrere Faktoren zusammenwirken.
3. Welche Symptome können auf Hämorrhoiden hinweisen?
Symptome von Hämorrhoiden können sein:
• Blutungen beim Stuhlgang
• Juckreiz im Analbereich
• Brennen oder Schmerzen beim Stuhlgang
• Schwellungen oder Knoten am After
4. Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Hämorrhoiden?
Die konservative Behandlung von Hämorrhoiden bezieht sich auf Maßnahmen, die nicht operativ sind. Diese Maßnahmen helfen, die Symptome zu lindern und den Zustand zu verbessern. Man kann zum Beispiel seine Ernährung umstellen, mehr Ballaststoffe zu sich nehmen und viel Flüssigkeit trinken, um Verstopfung zu vermeiden. Auch regelmäßige Bewegung ist wichtig. Hausmittel wie Salben oder Zäpfchen können helfen, Schmerzen und Juckreiz zu lindern. Manchmal werden auch rezeptpflichtige Medikamente verschrieben. Allerdings bieten diese Methoden meist nur vorübergehende Linderung und können die Hämorrhoiden nicht dauerhaft beseitigen. Etwa 10–20% der Patienten mit Hämorrhoiden benötigen eine operative Behandlung. Zur minimalinvasiven chirurgischen Behandlung der Hämorrhoiden gehören die Gummibandligatur (es wird ein Gummiband um die Basis der Hämorrhoiden gelegt, um die Blutzufuhr abzuschneiden. Dadurch schrumpfen die Hämorrhoiden und fallen nach einigen Tagen ab) und die Sklerosierung (Hierbei wird eine chemische Substanz in die Hämorrhoiden injiziert, um sie zu veröden. Dadurch schrumpfen die Hämorrhoiden und bilden sich zurück). Die chirurgische Behandlung von Hämorrhoiden wird in der Regel bei schweren oder wiederkehrenden Fällen angewendet.
5. Gibt es Möglichkeiten, Hämorrhoiden vorzubeugen? Welche Maßnahmen sind empfehlenswert?
Es existieren verschiedene Methoden, um Hämorrhoiden vorzubeugen. Empfehlenswerte Maßnahmen sind eine ballaststoffreiche Ernährung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr, regelmäßige körperliche Bewegung, Vermeidung von langem Sitzen auf der Toilette, Vermeidung von übermäßigem Pressen beim Stuhlgang, Vermeidung von schwerem Heben und Vermeidung von chronischer Verstopfung. Diese Maßnahmen können dazu beitragen, das Risiko für Hämorrhoiden zu reduzieren, jedoch ist keine absolute Garantie gegeben. Sollten jedoch anhaltende Beschwerden bestehen, ist es wichtig, einen Arzt aufzusuchen.
Text: Heidrun Langen
Foto: Hümmling Hospital Sögel