Sögeler Hospizgruppe zu Besuch im Ems-Vechte-Krematorium in Brögbern
1. April 2024In Deutschland gibt es rund 160 Krematorien. Eines davon steht seit zwei Jahren im Lingener Ortsteil Brögbern und wurde von Mitgliedern des Sögeler Hospizvereins e.V. besucht. Der stellvertretende Betriebsleiter des Ems-Vechte Krematoriums, Stefan Kötting, nahm die Gruppe in Empfang und führte sie in den großen, hellen und freundlichen Zeremonienraum mit bequemen Sitzplätzen für gut 50 Personen.
Dort berichtete Kötting zunächst von der Entstehungsgeschichte des Ems-Vechte Krematoriums und den damit verbundenen und sich über zehn Jahre hinziehenden Protestaktionen gegen den Bau dieser Anlage. „Die Anwohner wollten ein Krematorium nicht in Sichtweite haben und befürchteten eine mögliche Geruchs – und Rauchbelästigung“, sagte Kötting. Viele Besucher hätten sich seinen Worten zufolge inzwischen als Krematoriums-Gegner zu bekennen gegeben und seien erstaunt gewesen über die modernen Filterinstallationen, „die dafür sorgen, dass weder Geruch noch Rauch, sondern lediglich Wasserdampf aus dem Schornstein steigt“, berichtete Kötting.
Das Krematorium in Brögbern sei bewusst ein regionales, da sich das Einzugsgebiet auf 30 – 40 Kilometer beschränke. Ferner dürften hier im Jahr nicht mehr als 1500 Kremierungen stattfinden. Der Zeremonienraum oder Abschiedsraum sei sehr diskret und neutral gestaltet, ohne Symbole einer Religionsgemeinschaft. „Die Angehörigen sollen hier die nötige Zeit und jede Freiheit zur Gestaltung eines würdevollen Abschieds bekommen, bei dem die Wünsche des Verstorbenen als auch die der Hinterbliebenen Priorität haben“. Weiter teilte er mit, dass der Raum über audiovisuelle Geräte und einen Live-Stream verfügt.
Über die im Bestattungsgesetz vorgeschriebene zweite Leichenschau bei Einäscherungen informierte Hermann Weller vom Interdisziplinären Forum Rechtsmedizin und der Pathologie Meppen.
Beim anschließenden Rundgang durch die Anlage erklärte Kötting offen und mit viel Feingefühl den Prozess der Feuerbestattung und die gesetzlichen Vorgaben. Dabei wurden die modernen Filteranlagen in Augenschein genommen und ausführlich auf die Technik bei der Kremation eingegangen. Die Besucher*innen erfuhren, dass seit Eintreten des Todes und der Einäscherung 48 Stunden vergangen sein müssen.„Damit die Asche später nicht vertauscht werden kann, wird auf dem Sarg ein feuerfester Schamottstein mit den Lebensdaten des Verstorbenen und einer Identifikationsnummer gelegt – der neue Ausweis des Verstorbenen -“, so Kötting.
Die Besucher*innen erfuhren ferner, dass die Einäscherung in der Regel bis zu 90 Minuten dauert und abhängig ist von Größe und Körpergewicht des Verstorbenen und dass die zum Schluss verbleibende Asche ein Gewicht von drei Kilogramm hat, die dann zusammen mit dem Schamottstein in die Aschekapsel gelegt wird. Diese kann dem Bestatter nach Versiegelung innerhalb von fünf Tagen überreicht werden. „Wir legen großen Wert im ganzen Haus auf einen würdevollen und respektvollen Umgang, denn auch nach dem Tod und der Kremation ist man hier keine Nummer, sondern immer noch ein Mensch“, sagte Kötting.
Abschließend bedankten sich Michael Strodt und Emmi Wichmann vom Hospizverein Sögel e.V. mit einem kleinen Präsent bei Kötting für die kompetente Führung und die ehrliche Beantwortung der unzähligen Fragen.
Die BesucherInnen vom Hospizverein Sögel fuhren mit vielen Denkanstößen für sich selbst und für ihre Tätigkeit in der Hospizgruppe wieder nach Hause.
Text/Fotos: Gisela Arling