Vor 70 Jahren den Kindergarten Sögel verlassen

14. Februar 2024

Wiedersehen mit „Tante Wilhelmine und Tante Thea“

Sögel. Viel zu erzählen gab es im Hause Quappen, als sich der Kindergartenabschlussjahrgang 1954 hier zum gemütlichen Beisammensein bei Kaffee und Kuchen traf. Besonders erfreut waren die Teilnehmenden der Geburtsjahrgänge 1947 und 1948, dass mit der 88-jährigen Wilhelmine Weber und der 85-jährigen Thea Lipport zwei ihrer damaligen Kindergärtnerinnen dabei sein konnten.

In Sögel gab es schon ab 1929 einen Kindergarten, der vom sogenannten Schulverein mit Unterstützung der Schwestern des Thuiner Ordens in der damals errichteten Hedwigschule (die spätere Realschule und heutige Oberschule) unterhalten wurde. In vielen umliegenden Gemeinden wurden erst Jahrzehnte später Kindergärten eingerichtet. Wie der Chronik des Kindergartens zu entnehmen ist, wurde die Leitung 1939 vom NS-Regime in die Hände NS-Volkswohlfahrt gelegt und die Erziehungsarbeit nach deren „politischen und weltlichen Zielen“ ausgerichtet. Zudem musste der Kindergarten das Gebäude der Hedwigschule verlassen und wurde in einem Gemeindehaus im Prinzenkamp untergebracht.

In der Kriegszeit und danach konnte der Kindergarten zeitweise nicht weitergeführt werden, und in die Räumlichkeiten mussten für schulische Zwecke genutzt werden. Wie die Teilnehmer des Treffens erzählten, waren sie in einer Baracke hinter der heutigen Oberschule und nahe dem alten Gerichtsgebäude an der heutigen Schlossallee untergebracht. Diese diente zuvor dem Reichsarbeitsdienst am Sportplatz als Unterkunft und wurde nach dem Krieg abgebaut und bei der Hedwigschule wieder aufgebaut. Die Baracke ist auch heute noch vorhanden.

In dieser bescheidenden Behelfsunterkunft konnten etwa 100 Kinder in zwei Gruppen betreut werden. Der Holzofen musste in Eigenregie betrieben werden. Nicht nur die Kindergartenkinder, sondern auch deren Betreuerinnen freuten sich, dass es jeden Morgen frische Milch vom Hof Hemmen gab, aus der wohlschmeckender Kakao angerührt wurde. Mittags gab es für die auswärtigen Kinder ein Essen in der Hedwigschule, das von den Ordensschwestern zubereitet wurde. All das war Gastgeber Bernd Quappen und seinen Gästen Wilhelmine Weber, Thea Lipport, Hanna Steinbild (geborene Hemmen); Anneliese Bruns (Olges), Thea Albers (Hinrichs) und Rudi Langen in guter Erinnerung an die zweijährige Kindergartenzeit geblieben. Die beiden anwesenden Erzieherinnen, die damals unter Leitung von Schwester Gerburg arbeiteten, wurden von den Kindern liebevoll mit „Tante Wilhelmine und Tante Thea“ angesprochen. Nachdem die Kindergartenzeit im Frühjahr 1954 beendet war, begann im April die Schulzeit. Für die nachfolgenden Kindergartenjahrgänge wurden die Verhältnisse erst im Jahre 1958 wesentlich besser, als der Neubau am Marktplatz bezogen werden konnte.

Text: Lambert Brand

Erinnerungsfoto zum Abschluss der Kindergartenzeit mit (o.v.l.) Hermann Behrens, Rudi Langen, Marlies Schumann, Irmgard Dreier (heute Schmid), Marita Winkler (Stricker), Erna de Haas (Rivers), Heinz Röwe, Thea Hinrichs (Albers) sowie Bernd Quappen, Anneliese Olges (Bruns), Irmgard de Haas, Hanna Hemmen (Steinbild) und Anni Weers (u.v.l.).                             Foto: Sammlung Quappen-Repro: Lambert Brand
 
Gruppenaufnahme aus der Kindergartenzeit mit der Leiterin Schwester Gerburg (obere Reihe rechts), den Kindergärtnerinnen Wilhelmine Weber (links) und Christa Grote (rechts). Links sieht man die Wand der Baracke, dahinter das Amtsgerichtsgebäude.
Foto: Sammlung Quappen – Repro: Lambert Brand
Zu einem Wiedersehen trafen sich der Kinder-gartenabschlussjahrgang 1954 mit den damaligen Erzieherinnen. Das Foto zeigt v.l.: Hanna Steinbild, Thea Lipport, Anneliese Bruns, Rosi Röwe (Ehefrau des verstorbenen Heinz Röwe), Wilhelmine Weber, Thea Albers, Bernd Quappen und Rudi Langen.
Foto: Lambert Brand

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