Karneval im Blut – Nach dem Karneval ist vor dem Karneval

1. November 2023

Um den 11. 11. herum taucht auch heute noch bei Ulla Schmees die innere Unruhe wieder auf.

Ulla Schmees gilt als Urgestein des Sögeler Karnevals. Über 60 Jahre hat sie den Karneval in Sögel begleitet. „Auf der Bühne, unter der Bühne, hinter der Bühne und vor der Bühne“, so bezeichnet sie ihre ehemaligen Zuständigkeiten. 2023 ist sie in den „wohlverdienten Ruhestand“ gegangen und hat die Aufgaben u.a. auch an ihre Tochter Beate weitergegeben.

Ulla Schmees ist bereits seit der Geburtsstunde des Sögeler Karnevals im Jahr 1960 dabei. Anfangs handelte es sich nur um einen Bunten Abend. Dieser sollte dazu beitragen, dass die Bläser der Kolpingkapelle – bei der ihr Ehemann Theo Schmees mitspielte – auch im Winter einen Auftrittsabend hatten. „Ohne bevorstehenden Auftritt war die Beteiligung bei den Übungsabenden eher mau. Mit dem Bunten Abend wurde dem Tief im Winter entgegengewirkt.“ Aufgrund der guten Resonanz erhöhte sich im Laufe der Jahre die Taktzahl auf vier Veranstaltungsabende.

In den 60er Jahren wurden die Akteure noch von den umliegenden Städten engagiert. „Dann besannen sich die Sögeler auf ihre eigenen Kräfte“, berichtet Ulla Schmees. Die Sögeler Vereine wurden mit ins Boot geholt und jeder Verein stellte einen eigenen Auftritt sicher. Ulla Schmees und Freundinnen aus ihrem Kegelverein kümmerten sich in den Anfangsjahren um die Kostüme. „Nicht selten nutzten wir Bettlaken, um günstig Kostüme nähen zu können.“ Im Laufe der Jahre kam ein ganzer Fundus zusammen.

„Die ersten Kopfbedeckung für die Tänzerinnen sind immer noch im Gebrauch. Wir haben solide Arbeit geleistet“.

Diese Ära ist nun für Ulla Schmees vorbei. Doch sie braucht sich keine Sorge zu machen. Ihre Begeisterung für den Karneval teilt sie mit ihrer ganzen Familie. Kinder und Enkel – allesamt haben den Virus im Blut. So war ihr Sohn Stephan lange Jahre Karnevalspräsident und kürzlich noch der Karnevalsprinz. Ihre Kinder und Enkel spielen in der Kolpingkapelle mit und gehören mit ihren Auftritten in verschiedenen Formationen zum festen Bestandteil des Abendprogramms. Auch Tochter Beate hat viele Jahre auf der Bühne gestanden; nun spielt sie in der Kapelle mit – ihr Mann, Hans Hanekamp, ist Dirigent der Kolpingkapelle. Ihre neue Aufgabe aber wird es sein, das Team um Irmgard Schnur und Ulrike Stephan zu verstärken.

Beate Hanekamp kennt sich mit dem Nähen aus. „Ich habe meine Kostüme sonst auch immer selbst genäht.“ Als ihr schwierigstes Projekt bezeichnete sie das Nähen der Kostüme für die Formation „Hamburger und Pommes“ beim Sögeler Karneval. Der Hamburger sollte authentisch aussehen, also mit Salatblättern und Käse, die aus dem Ballon um den Körper hinausschauten. „Ich liebe es, mich zu verkleiden“, begründet Beate Hanekamp ihre Leidenschaft.

Ein bedeutender Ratschlag ihrer Mutter für die künftige Aufgabe: „Lass immer genügend Saum in der Naht, so kannst Du je nach Körperfülle und -größe der Künstler das Kostüm erweitern und verkleinern.“ Nicht selten muss dann kurz vor dem Auftritt doch noch ein Knopf versetzt werden und das Blüschen etwas enger gezupft werden, damit die Figur besser zu Geltung kommt. „Kreativität & Geduld & Handwerk – das sind die Grundvoraussetzungen für eine Kostümnäherin“ sagt Ulla Schmees. Dieses Können bescheinigt sie allen Frauen, die für den Sögeler Karneval nähen. Dabei kümmern sich die Näherinnen gleichzeitig auch noch um das Bühnenbild. Ohne die unzähligen kreativen Mitstreiterinnen und Mitstreiter vor und hinter der Bühne würden die Höhepunkte der närrischen Zeit in Sögel nicht stattfinden können.

Text/Foto: Ingrid Cloppenburg

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