„Widerspruchslösung braucht erneuten Anlauf“
1. Juli 2023Connemann und Backer werben für die Organspende
OSTFRIESLAND/EMSLAND – Seit Jahren gehört Deutschland zu den traurigen Schlusslichtern in Europa, wenn es um Organspenden geht. Und die Zahlen verschlechtern sich weiter. Rund 8.500 Menschen in Deutschland warten zurzeit auf ein Spenderorgan. Für manche wird es keine Rettung geben. Sie werden sterben. Dieses Leid könnte vermieden werden. Schließlich werden in Deutschland jährlich Millionen Spenderausweise verteilt. Wie zum Beispiel von Barbara Backer und ihren Mitstreitern des Vereins Organtransplantierte Ostfriesland e.V.: „Viele Ausweise werden eingesteckt und dann vergessen. Sie werden nie ausgefüllt werden und dann im Müll landen. Und das, obwohl die Mehrheit der Menschen der Organspende gegenüber aufgeschlossen ist.“ Umfragen sind das eine, Zahlen das andere. Während in Deutschland auf eine Million Menschen etwa zehn Spenderinnen und Spender kommen, sind es etwa in Frankreich, Italien oder Österreich rund doppelt, in Spanien sogar rund viermal so viele. Dort gilt die sog. Widerspruchslösung. Danach ist jeder Mensch, der an einem Hirntod stirbt, automatisch Organspender, es sei denn, er widerspricht zu Lebzeiten. Schirmherrin Gitta Connemann hatte sich dafür eingesetzt, dass diese „Widerspruchslösung“ auch in Deutschland gilt. Dafür gab es aber 2020 keine Mehrheit im Deutschen Bundestag. Sie will sich mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach für einen neuen Anlauf stark machen. „Wir brauchen die Widerspruchslösung – besser heute als morgen.“, forderte die CDU-Bundestagsabgeordnete. „Es geht um die Kernfrage: Darf der Staat von seinen Bürgern eine Entscheidung für bzw. gegen eine Organspende verlangen? Es geht nicht um einen Zwang zur Organspende. Aber ist es nicht zumutbar, sich darüber Gedanken zu machen und sich zu entscheiden? Meine Antwort lautet: Ja, es ist zumutbar. Denn hier geht es um Leben und Tod. Jede Organspende rettet Leben.“ Barbara Backer bittet, sich breit zu informieren: „Bei Patientenverfügungen werden häufig automatische Vordrucke verschickt und benutzt. Diese bringen aber nichts, wenn man sich nicht informiert. So enthalten die Vordrucke oft bedenkliche Inhalte. Zum Beispiel, dass Sauerstoff oder Intensivmedizin abgelehnt wird, die Organspende überhaupt nicht besprochen wird oder auf den Wunsch der Organspende nicht eingegangen wird.
Bei dem Wunsch nach Organspende und eingetretenem Hirntod darf der Sauerstoff nicht abgestellt werden. Es wäre eine Katastrophe für die mögliche Organspende und würde sie verhindern. Der Sauerstoff muss eingeschaltet bleiben, damit die Organe in ihrer Funktion künstlich erhalten werden können. Ich bitte darum: Jeder, der eine Patientenverfügung verfassen möchte, sollte sich auch medizinisch beraten lassen und seinen Wunsch bezüglich der Organspende beachten.“
Text/Foto: Sebastian Werl