„Wartet nicht!“ – Tag der Diakonin in Sögel
8. Juni 2023Sögel – Das Dekanat Emsland-Nord mit den Regionen Aschendorf und Hümmling beging den diesjährigen Tag der Diakonin in Sögel. Begonnen wurde mit einem Wortgottesdienst in der St. Jakobus-Kirche mit dem Motto „Wartet nicht!“, bei dem für die Frauen um Stärke und Durchhalten gebetet und gesungen wurde.
Bezugnehmend auf das Evangelium nach Emmaus LK 24 erklärte die geistliche Begleiterin Annette Hilmes: „Derart entschlossenes Handeln ist gerade heute in der sich im Umbruch befindenden Kirche dringend notwendig“. Die schwungvoll gesungenen Lieder wie „Jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stunde“… wurden von Claudia Deters auf der Gitarre begleitet.
Im Anschluss an den Gottesdienst fand im Gemeindezentrum St. Jakobus nach einem von den Frauen des kfd-Leitungsteams Sögel vorbereiteten Imbiss ein Impuls-Referat mit der Referentin für Frauenseelsorge im Offizialat Vechta, Mechtild Pille, statt.Sie beglückwünschte die Frauen zum Tag der Diakonin und sagte: „Ich finde es ermutigend, dass die kfd sich weiterhin so stark einsetzt und nicht locker lässt in ihrem Bemühen um das Diakonat der Frau.“
In Altbischof Bode habe die kfd allzeit einen guten Unterstützer gefunden, der als stellvertretender Vorsitzender der Bischofskonferenz den Synodalen Weg entscheidend mitgetragen und wichtige Impulse vor allem als Co-Vorsitzender des Forums „Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche“ gegeben habe. Sie hoffe, dass ein neuer Bischof von Osnabrück den notwendigen kirchlichen Reformprozess so entschieden weiter betreiben werde wie Bode.
Per Powerpoint-Präsentation stellte Pille das Leben der französischen Sozialarbeiterin, Mystikerin, Poetin und Kommunisten-Freundin, Madeleine Delbrel vor, die 1904 in Frankreich geboren wurde und in ihrer Jugend eine überzeugte Atheistin war. Eine Lebenskrise hatte in der damals 20-jährigen über Nacht eine überwältigende Bekehrung ausgelöst, die Begegnung mit dem lebendigen Gott. Als ausgebildete Sozialarbeiterin hatte sie sich in dem kommunistisch geprägten Arbeitermilieu der französischen Arbeiterstadt Ivry 30 Jahre lang um die Industriearbeiter und ihre Familien gekümmert und ein Zentrum des Sozialdienstes für ein „Leben der ganz kleinen Leute und der Leute auf der Straße“ errichtet. Für Delbrel wurde „Herzensgüte“ zur Lebensaufgabe. Sie war überzeugt, dass Jesus mitten in der Welt geblieben ist, mitten unter den Menschen. Die Referentin sprach mit den Frauen über einige der zahlreich verfassten Texte und Gedichte von Madeleine Delbrel, wie zum Beispiel „Fahrrad-Spiritualität“ oder „Der Ball des Gehorsams“.
Delbrel, die zeitlebens an der Kleinkariertheit von Menschen aus der Kirche gelitten hatte, wollte Gott in der heutigen Zeit ein Gesicht geben. Die Referentin zitierte sie: „Geht hinaus in den heutigen Tag ohne vorgefasste Ideen. Brecht auf ohne Landkarte und wisst, dass Gott unterwegs zu finden ist und nicht erst am Ziel!“
1964 starb Madeleine Delbel und hinterließ folgendes Vermächtnis: „Die Liebe ist unsere einzige Aufgabe. Wer sich liebevoll den Menschen zuwendet, ihnen zuhört und Anteil nimmt, sie tröstet und aufrichtet, trifft auf Gott“.
Text/Fotos: Gisela Arling