18 Familien, 74 Opfer

11. Mai 2023

Der Nachbar von nebenan: Ein Lernort in Sögel erinnert an getötete Juden

Sögel – Jede Stele steht für eine Familie, jede Plakette für ein Opfer: Die Gemeinde Sögel hält die Erinnerung an die seinerzeit große jüdische Gemeinde im Ort aufrecht. An zentraler Stelle soll ein Lernort entstehen.

Mit 18 jüdischen Familien befand sich in Sögel ursprünglich die größte jüdische Gemeinde im Emsland. Mit Deportationen sowie der Tötungsmaschinerie wollte das NS-Regime im Zweiten Weltkrieg jüdisches Leben auslöschen. 80 Prozent der jüdischen Menschen aus Sögel wurden ermordet. Die Hümmlinggemeinde hält die Erinnerung an die ehemaligen Mitbürger aufrecht.

Mitten im Ort wollen Historiker vom Forum Sögel einen Lernort errichten. „Wir wollen die bereits bestehende Erinnerungskultur ergänzen und einen Lernort schaffen, der auch Schüler anspricht und kontinuierlich einbezieht“, erklärt Forum-Vorsitzender Bernd Eggert. Für die Konzeptausarbeitung zeichnet sich hauptsächlich Vorstandsmitglied Hermann Wichmann verantwortlich.

Auf Anregung des Forums Sögel ist im Bereich des aktuell noch in der Herrichtung befindlichen zweiten Marktplatzes auf der Grünfläche schräg gegenüber der maroden Villa Holtmann beabsichtigt, eine Gedenkstätte zur Erinnerung an die ehemaligen jüdischen Mitbürger in Sögel zu errichten. Das Grundstück stellt die Gemeinde kostenlos zur Verfügung.

Die Fläche befindet sich in unmittelbarer Nähe des früheren Bahnhofes der Hümmlinggemeinde. Zwar wurden die jüdischen Mitbürger nach Angaben von Wichmann während des Zweiten Weltkriegs nicht direkt von dort deportiert und in Arbeits- und Konzentrationslagern gebracht, gleichwohl ist ein Bahnhof nach seinen Worten symbolträchtig, weil er für den Abtransport stehe.

Entstehen soll an diesem Platz eine Gedenkstätte mit 18 Stelen für jede jüdische Familie sowie insgesamt 74 Plaketten, die an jedes einzelne Opfer erinnern sollen. Ergänzt wird der Ort mit Informationstafeln sowie QR-Codes, mit denen sich Interessierte interaktiv Informationen auf ein mobiles Endgerät holen können.

Aufgrund der zur damaligen Zeit gewachsenen Strukturen wird auch den Juden aus Lathen und Werlte gedacht. „Das Herunterbrechen der Gräueltaten an den jüdischen Mitbürgern im Ort macht das Gedenken greifbar. Es ist, als würde man über den Nachbar von nebenan reden“, so Gemeindedirektor Frank Klaß.

Text: Christian Belling

Foto: Gemeinde Sögel

v.l.: Bürgermeister G. Wucherpfennig, H. Wichmann , B. Eggert, SG Bürgermeister  F. Klaß

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