„Ein Abschied mit tröstlichem Ende“:

3. April 2023

Joachim Domning übergibt Litho-Presse an Hermann Michael Gerdes

Sögel. Der 89-jährigen Sögeler Joachim Domning gehört zu den wenigen Künstlern, die das Handwerk der Lithografie noch beherrschen. Nach 50 Jahren beendet Domning aus Altersgründen diese anstrengende Arbeit mit den schweren Werkzeugen, die er allerdings nicht „auf den Müll werfen“ muss. Die Begeisterung für die Kunst will er aber noch nicht aufgeben. „Ein Abschied mit tröstlichem Ende“, so beschreibt der vielseitig ausgerichtete Kunstschaffende die Beendigung seiner Arbeit mit der Lithografie. Denn statt seine „geschichtsträchtige“ Litho-Presse mit Druckplatten und Zubehör entsorgen zu müssen, was Domning befürchtet hatte, fand sich doch noch ein begeisterter Abnehmer: der aus Sögel stammende und jetzt in Obermoschel in der Nordpfalz tätige Künstlerkollege Hermann Michael Gerdes.

„Jochen“, so nennen ihn seine Freunde und Bekannten, erklärt gerne, wie er den Weg zur Kunst gefunden hat und was er in seinem Leben alles schon beruflich gemacht hat.

Wie ist Domning nun zur Lithografie gekommen: Vor gut 50 Jahren habe ihn ein befreundeter Künstlerkollege angerufen und erzählt, dass der Steinkeller einer Wormser Druckerei aufgelöst würde, da sie sich endgültig von der Lithografie verabschiedete. Über den Freund konnte er rund 200 Drucksteine von gelber bis blauer Qualität unterschiedlicher Größe übernehmen. „Zwar hatte ich während des Studiums auch etwas vom Steindruck gehört und später im Frankfurter Karmeliter Kloster einen Kurs gemacht, aber nun sollte es ernst werden und die Ausrüstung musste beschafft werden“.

„Das nötige Fachwissen bekam ich aus alten Büchern und vor allem von einem Freund, der dieses Handwerk noch gelernt hatte. Aber so einfach war der Anfang nicht, und vielfach ging es prima, doch manchmal auch daneben, aber beides, ohne zu wissen, warum“, erzählt Domning. Nach gut 50 Jahren sei nun Schluss, das fordere das Alter, bedauert der 89-jährige. Aber wohin mit der liebgewonnenen Litho-Ausstattung Er habe sich längere Zeit in seinem Umfeld vergeblich um Interessenten bemüht.

„Alle Platten, die Presse und das Zubehör auf den Müll zu werfen, brachte ich nicht übers Herz“, betont Domning. Doch das Warten habe sich gelohnt. Die „Lösung“ hieß „HMG“, Hermann Michael Gerdes, der im Emsland und in seinem Heimatort Sögel kein Unbekannter sei. HMG habe, während er noch im Emsland wohnte, einige Male seine Ideen in Domnings Atelier auf Stein umgesetzt und wird die Presse und das Zubehör übernehmen.

„Ich möchte in Jochens Sinne die Lithografie weiterführen, damit diese fast vergessene Technik der manuellen Druckgrafik nicht in Vergessenheit gerät, so HGM. Meine Vorhaben sind momentan, Lithografien von der näheren Umgebung von Obermoschel zu erstellen, da hier im Umkreis sehr viele Burgruinen vorhanden sind und den Charakter dieser Landschaften mit sanften Bergen, Tälern und Wäldern prägen“. Zudem möchte er als Kunstpädagoge Schülern und Erwachsenen die Lithografie nahebringen und vermitteln.

Joachim Domning will keinesfalls sein künstlerisches Schaffen aufgeben. Neben der Malerei in Öl und Acryl gehört jetzt das Erstellen von Druckvorlagen aus geschnitztem Linoleum und Holz sowie Kupferstiche zu seinem Repertoire und so bleibt das Wort Langeweile bis auf Weiteres aus seinem Wortschatz gestrichen.

Text/Fotos: Lambert Brand

Ein Blick in das Atelier des Sögeler Künstlers Joachim Domning, in dem sich die Vorrichtungen für mehrere Kunstrichtungen wiederfinden.

Einige Lithografien und sogenannte Litho-Steine sind im Hause Domning verblieben und können erworben werden.

Die besonders diffizile Arbeit der Erstellung von Druckvorlagen aus Linoleum, Holz und Kupfer gehört aktuell zum Betätigungsfeld des Sögeler Künstlers.

 

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