Freilichtbühne Spahn-Harrenstätte zog über 10.000 Besucher an
4. Mai 2022„Hümmlinger Volksspiele“ von 1929 bis 1931 mit 200 Darstellern
Spahnharrenstätte – Am Standort des heutigen Kindergartens traten vor über 90 Jahren über 200 Darsteller aus den beiden Gemeinden Spahn und Harrenstätte auf der großen Freilichtbühne auf. Der Harrenstätter Lehrer Josef Hugenberg gründete und leitete ab 1929 die „Hümmlinger Volksspiele Spahn-Harrenstätte“, die mehr als 10.000 Besucher verzeichneten. Das berichtet der Heimatforscher Willi Wigbers.
Die für den Heimatverein von ihm erstellte Dokumentation soll dazu beitragen, dass die „Hümmlinger Volksspiele Spahn-Harrenstätte“ nicht in Vergessenheit geraten und belegen, wie die beiden Nachbargemeinden gemeinsam die große Herausforderung dieser Spiele so hervorragend und über die Grenzen des damaligen Kreises Hümmling hinaus erfolgreich gemeistert haben, so Wigbers. Unter dem Schriftstellerdecknamen „Fery Walter“ schrieb Josef Hugenberg das Theaterstück „Die Torfgräber“, das die „Volksfestlichkeit mit Kirmes und Schützenfest“ des dörflichen Lebens darstellte. Dieses „Volksspiel in fünf Bildern mit alten Tänzen und Liedern“ wurde 1930 aufgeführt und von über 10.000 Zuschauern besucht. Im Rahmen umfangreicher Vorbereitungsarbeiten wurden Gebäude erstellt, Kostüme genäht und das Organisatorische geregelt. Schließlich mussten tausende von Besuchern durch den Ort geleitet werden. Unter anderem wurden Sonderzüge zu Bahnstationen in Sögel und Werlte und Busse und Lastautos für die Anreise eingesetzt. Der Eintritt betrug im Vorverkauf eine Reichsmark (RM), Vereine und Schulen kamen in den Genuss von Ermäßigungen. Auch in den damaligen Zeitungsberichten fanden die Aufführungen große Anerkennung. Man war erstaunt, dass so kleine Gemeinden ein derartiges Schauspiel auf die Beine stellen und es kunstvoll auf die Bühne bringen konnten.
1931 kam Hugenbergs Theaterstück „Jan Karl, ein Volksspiel mit alten Tänzen und Liedern “ zur Aufführung. Inhalte aus seiner früheren Ausarbeitung „Eine Hümmlinger Dorflandschaft im Spiegel ihrer Flurnamen“ diente Rektor Josef Hugenberg als Grundlage für das Theaterstück. Hier ist unter anderen folgendes zu lesen:
„… Im Norden der Gemarkung ist der Fürstenweg, der Sögel mit Lorup-Neuarenberg verbindet. In der Nähe der Klampe finden wir den Bädelkerspatt, den der berüchtigte „Rote Fännand“ begangen hat, wenn er seine Bettelfahrten unternahm. In der Zeit, als Zigeuner und Scherenschleifer den Hümmling unsicher machten, lagerte das Bettelvolk (damalige Ausdrucksweise) auf dem Dorfbrink und briet und kochte und trank nach Herzenslust. Als die Straßen Werlte – Lorup und die Bahnlinie Werlte – Sögel gebaut werden sollten, verzichtete Harrenstätte aus Furcht vor dem fahrenden Gesindel darauf, bei der Linienführung berücksichtigt zu werden. Zudem hatte man bei Durchzügen von Kriegsvölkern unter Raub und Plünderungen zu leiden gehabt. Darum hielt man sich lieber abseits der neuen Verkehrsstraßen.“
Die Erzählungen vom „Roten Fännand“ veranlassten Hugenberg, das Theaterstück „Jan Karl“ zu schreiben und 1931 erfolgreich aufzuführen.
Viele Jahre lang, bis ins 21. Jahrhundert hinein, konnten einige Aktive von damals erzählen, wie sie ihre Kinderrolle spielten und die Aufführungen mit den vielen fremden Besuchern erlebt haben. Willi Wigbers profitierte von diesen Erzählungen und zeigte sich für die Mithilfe bei der Suche nach alten Fotos und Zeitungsberichten dankbar. Die Zeitungen waren wiederum voll des Lobes und erkannten sogar eine Weiterentwicklung der schauspielerischen Leistungen und des Bühnenbildes. Einige der in Buchform gedruckten Spieltexte sind heute noch vorhanden, ebenso das Original einer „Einladung an die Vereine, Schulen unter anderem des Kreises Hümmling, der benachbarten Kreise und Bezirke, des Oldenburger Landes“.
Text: LB/ Fotos: Sammlung Wigbers/Repros: L. B.