Micheal Mugisa aus Uganda besucht seinen Paten in Sögel
7. März 2022Hospitation im Hümmlingkrankenhaus
BeLu-Ugandahilfe betreut jetzt 170 Schulpatenschaften
Sögel – Der 21-jährige Abiturient Micheal Mugisa aus Kampala im ugandischen Distrikt Hoima konnte einen großen Wunsch wahrmachen und seinen Schulpaten Bernd Rickermann sechs Wochen lang in Sögel besuchen. In dieser Zeit durfte er sogar im Hümmling Hospital hospitieren.
Bernd Rickermann, der mit Ludwig Wilkens vor 12 Jahren die BeLu-Ugandahilfe ins Leben gerufen hat, berichtete uns, wie seine erste Schulpartnerschaft entstanden ist. 2010 reiste er nach Uganda, um den Verwendungsnachweis für eine größere Spende des Wasserbeschaffungsverbandes Hümmling zu erstellen. Der Verband hatte neben finanziellen Mitteln auch Geräte zur Verfügung gestellt. Rickermann wurde vom örtlichen Priester und Ansprechpartner Father Gerald eine bescheidene Hütte für die Übernachtung auf einer einfachen Matte angeboten. Die hier normalerweise wohnenden Kinder, darunter das spätere Patenkind Micheal und seine zwei jüngeren Geschwister, kamen morgens in die Hütte und waren zunächst schockiert, als sie erstmals in ihrem Leben einen weißen Mann sahen. Sie liefern ängstlich davon, wurden aber vom Pfarrer beruhigt und wieder hereingeholt. Die Kinder rubbelten mit der Hand über Rickermann Arm, um zu testen, ob sich die helle Haut abreiben ließ.
Besonders der damals knapp neun Jahre alte Michael, „ein aufgeweckter Junge“, wie Rickermann betonte, schloss den Gast aus Deutschland sofort in sein Herz. Die finanzielle Situation der Familie ließ es nicht zu, dass Michael eine Schule besuchen konnte. Rickermann und seine Frau Gerda entschlossen sich spontan, die erste Schulpatenschaft für den jungen Afrikaner zu übernehmen. Dieses Engagement war von Erfolg gekrönt und endete mit der Ablegung des Abiturs „unseres Patenkindes“ Ende 2021.
Micheals Wunsch, seinen Paten und dessen Lebensumfeld kennenzulernen, wurde erfüllt. Er reiste Ende 2021 nach Deutschland und wurde von dem großen Wohlstand in Deutschland und dem Unterschied der Lebensumstände in seiner ugandischen Heimat und in Deutschland erschlagen, wie Bernd Rickermann erzählte. Der junge, sehr aufgeschlossen Gast konnte das nur schwer begreifen. Das Thema war auch Inhalt vieler Diskussionen, die Micheal Mugisa in der Familie Rickermann aber auch mit gleichaltrigen Landjugendmitgliedern aus Ahmsen führte.
Mit großer Begeisterung nahm Micheal das Angebot des Hümmling Hospitals Sögel an, einige Wochen in der Inneren Medizin zu hospitieren. „Er ist sehr wissbegierig, lernt viel und berichtet jeden Abend von seinen Erlebnissen und Erfahrungen bei der Arbeit, hieß es in einer Mitteilung des Hospitals. Besonders gefallen hätten ihm der Umgang und die Gespräche mit den älteren Patienten auf der Station. Im Rahmen der Hospitation verschaffte sich Micheal einen Überblick über die Aufgaben eines Pflegefachmanns und lernte den Alltag in der Pflege und die Abläufe im Krankenhaus kennen. Große Freude kam auf, als ihm das Krankenhaus eine Ausbildungsstelle zum Krankenpfleger anbot. Wenn alle Formalitäten erfüllt sind, kann Michael im Oktober die Ausbildung beginnen. Er ist dabei, seine schon recht guten Sprachkenntnisse noch zu verbessern. Dabei hat ihm Tatjana Maurer von der VHS geholfen. Im Rahmen von Onlineschulungen sollen die Deutschkenntnisse noch weiter ausgebaut werden. Für Bernd Rickermann ist es wichtig, dass Michael sein Können nach der Ausbildung zu Hause in den Krankenhäusern und Pflegeinrichtungen, die zurzeit von der BeLu-Ugandahilfe seiner Heimat erstellt werden, einsetzt, da es hier an Fachkräften mangelt.
Zurück zu seiner Zeit in Sögel: Rickermanns waren oft mit ihrem Patenkind unterwegs. So besuchten sie den Weltladen Sögel, wo Micheal viele bekannte Produkte vorfand. Der Besuch in der Schule „Am Schloss“ in Sögel war ebenfalls ein besonderes Erlebnis, denn die Weihnachtsaktion war mit einer großen Spendenaktion für notleidende Kinder in Uganda verbunden. Mit Stolz hätten nach Angaben der Schule die Schüler der Klasse 5a stellvertretend für die ganze Schule wieder viele Schultaschen, Puzzle, Blöcke, Malbücher, Stifte und Schuhe sowie eine Geldspende überreicht. Die Schule am Schloss unterstützt das Projekt „Ugandahilfe“ seit 2015.
Patenschaften sichern schulische Bildung
Im Verein BeLu-Ugandahilfe hat die Patenschaftsvermittlung und -verwaltung mittlerweile einen breiten Raum eingenommen. Waren es Ende 2021 noch rund 140 Patenschaften, so hat sich die Zahl in diesem Jahr schon auf 170 erhöht. Mit einer Patenschaft ermöglicht der Pate oder die Patin einem Kind in Uganda, eine Schule oder einen Kindergarten zu besuchen und täglich eine warme Mahlzeit zu erhalten. Das ugandische Schulsystem umfasst elf, beziehungsweise 13 Schuljahre. Diese gliedern sich in sieben Jahre Primary School (vergleichbar mit Grundschule), vier Jahre Secondary School (vergleichbar mit Oberschule) und zwei Jahre erweiterte Secondary School (vergleichbar mit Abitur). Darüber hinaus werden auch die Schüler einer Behindertenschule unterstützt. Die Patenschaften gibt es in drei unterschiedlichen Formen: Monatliche Kosten der Patenschaft für ein Kind im Kindergarten oder Primary School: 15 Euro, in einer Secondary School: 25 Euro und für ein Kind mit einer Behinderung: 25 Euro.
Nach Übernahme einer Patenschaft erhalten die Paten jährlich ein Foto des Patenkindes und, wenn möglich, einen handgeschriebenen Brief oder ein selbstgemaltes Bild sowie das Zeugnis. Jährlich wird eine Spendenquittung ausgestellt. Die sehr arbeitsaufwändige Verwaltung hat die Haselünnerin Ursula Riedemann ehrenamtlich übernommen. Sie sorgt dafür, dass die eingenommenen Patengelder rechtzeitig in den verschiedenen Schulen und Kindergärten ankommen. „Wir haben zwei ugandische Ansprechpartner für Patenschaften, mit denen wir täglich in Kontakt stehen. Wenn möglich, besuchen wir in regelmäßigen Abständen die Kinder“, heißt es seitens des Vereins. Nach Angaben von Ursula Riedemann werden monatlich rund 3.300 Euro an Schulgebühren überwiesen. Da die Ugandahilfe in Kürze neue Schulen fertigstellt und weiteren Kindern den Schulbesuch ermöglichen kann, werden weitere Patenschaftsübernahmen benötigt. Auskünfte erteilt Ursula Riedemann aus Haselünne (Telefon 05961 2004326 und E-mail ursula.riedemann@gmx.de)
Text/Foto: LB