Älteste Bockwindmühle des Hümmlings
7. März 2022Spahnharrenstätte – Mit der Geschichte und der Funktion der ältesten Bockwindmühle des Hümmlings hat sich der Heimatkundler Willi Wigbers aus Spahnharrenstätte befasst. Wir berichten über die von ihm in seinem umfangreichen Archiv gesammelten Informationen.
Im Jahre 1804 wurde der Antrag gestellt, die alte aus dem frühen 16. Jahrhundert stammende Krusemanns (Kreutzmanns) Bockwindmühle in Werlte abzubrechen, sie nach Spahnharrenstätte zu transportieren und dort wiederaufbauen und in Betrieb nehmen zu dürfen. Trotz Einspruch der auswärtigen Mühlenbesitzer wurde die Genehmigung 1809 erteilt und die alte Krusemanns Mühle für 700 Reichstaler erworben, abgebrochen und in Spahn-Harrenstätte wieder aufgebaut. 70 Jahre nach dieser Inbetriebnahme (1879) war die Bockwindmühle jedoch baufällig und es wurde eine völlig neue geschaffen, die auch aus nutzbaren Teilen der alten Krusemanns Mühle bestand.
Die ständig steigenden angelieferten Mengen Getreide konnten im Laufe der Jahre von der Mühle nicht mehr bewältigt werden. Sie wurde 1911 stillgelegt und elf Jahre später dann abgebrochen. Im Jahre 1912 konnte eine moderne dampfbetriebene Getreidemühle bei der Molkerei in Betrieb genommen werden.
Die Mühle war die letzte Bockwindmühle auf dem Hümmling (vgl. Staatsarchiv Osnabrück – Spahnharrenstätte, die Siedlungs- und Wirtschaftsentwicklung eines Hümmlingdorfes 1982).
Zur Geschichte der Bockwindmühlen findet sich in Wigbers Unterlagen folgendes:
Früheste Erwähnungen von Bockwindmühlen (oder auch Pfahlwindmühle genannt) gab es in Belgien und Nordfrankreich zu Beginn des 11. Jahrhunderts. Sie traten im deutschen Raum häufiger seit Beginn des 15. Jahrhunderts auf und wurden normalerweise zum Mahlen von Getreide verwendet. Bockwindmühlen wurden in Norddeutschland seit dem 16. Jahrhundert nach und nach von den Hollandmühlen verdrängt. Der Name rührt von einem Untergestell, dem „Bock“, her, in dem das eigentliche Mühlenhaus (oder der Mühlenkasten) gelagert ist.
Dieses meist aus Eichenholz gefertigte rechteckige Mühlengehäuse ist mitsamt dem Mahlgang, dem Getriebe und den Müllereimaschinen um den senkrecht stehenden „Hausbaum“ (etwa 65 Zentimeter im Durchmesser) oder Ständer drehbar. Der Mühlenkasten wird mittels eines Auslegerbaumes, dem so genannten Steerts, so gedreht, dass die Mühlenflügel „im Wind stehen“. Das heißt, der Wind bläst von vorne auf die Flügel und setzt sie in Bewegung. Unterstützt wird dieses Nachdrehen des gesamten Mühlenkastens mit den angehängten Flügeln durch rund um die Mühle in die Erde gerammte Pfähle. Mit einem Flaschenzug zwischen Pfählen und Steert kann die Mühle besser in den Wind gedreht werden.
Text/Fotos: Archiv Willi Wigbers