50 Jahre – Der Kulturkreis Clemenswerth feiert Geburtstag!
6. Oktober 2021Sögel – Ein halbes Jahrhundert Kunst, Kultur und Konzerte in Sögel: für sein Jubiläumsjahr hat sich der Kulturkreis Clemenswerth etwas Besonderes einfallen lassen und beschenkte seine jüngsten Fans am 12.09.2021 mit einem olchigen Nachmittagsangebot. Die Olchis LIVE! Ein König zum Gefurztag.
Die Reihen waren bis auf den letzten Platz gefüllt, den die Corona-Vorgaben noch zuließen. Dies lag gewiss nicht nur daran, dass der Eintritt frei war, sondern auch an der Stoffwahl. Denn die Kinderbücher rund um die Abenteuer der Olchis erfreuen bereits seit 30 Jahren Jung und Alt. Ihr Schöpfer, Kinderbuchautor Ehrhardt Dietl, hat mit den grünen Wesen, die auf der Müllkippe von Schmuddelfing leben und sich von Abfall und Unrat ernähren, eine liebenswerte Familie erdichtet, deren Lebensfreude und Phantasie, aber auch deren tabubrechendes Verhalten Kinder nicht nur begeistern kann, sondern zugleich auch deren Bewusstsein für Sinn und Unsinn von Autoritäten schärft.
Groß war daher im Vorfeld die Skepsis bei einigen der jüngeren Zuschauer, denn würden auf der Bühne auch wirklich die drei Hörhörner zu sehen sein, mit denen die Olchis sogar Regenwürmer rülpsen hören können? Was ist mit den knubbeligen Nasen, die vor allem fein fauligen Geruch mögen? Ob man es überhaupt in der Aula des Hümmling-Gymnasiums aushalten könne? Inspiriert durch die Kinderbuchillustrationen und Hörspiele hatte die geladene Expertengruppe ein sehr genaues Bild von ihren Helden, und die zahlreichen Fans der Olchis wurden nicht enttäuscht!
Mit dem bekannten „Olchi-Lied“, welches von dem einen Olchi-Kind (Svenja Baumgärtner) vorgetragen wurde, war die Aufmerksamkeit der Zuschauer sofort gesichert, sodass die Aufführung starten konnte. Nach einer kleinen Unterhaltung mit dem Publikum ging es auch direkt auf die Müllkippe. Das bunte Bühnenbild war im Stil der Bücher gestaltet und ergab mit den großartigen Kostümen eine fabelhafte Kulisse.
Passend zum Jubiläum des Kulturkreises ging es auch auf der Bühne um einen Geburtstag, oder wie Olchis sagen: Gefurztag. Das Olchi-Kind war gerade dabei, einen solchen Gefurztag vorzubereiten: Olchi-Oma (Martina Klose) sollte eine krötige Torte bekommen. Gut, dass Fritzi, die Gehilfin des Professors (Oda Bergkemper) ihm noch einen Gefallen schuldet und mithilft. Allerdings werden die Vorbereitungen gestört, denn durch die Ankunft des Olchi-Königs (Stefan Senf) haben alle drei Olchis plötzlich alle Hände voll zu tun. Seine Majestät lässt es sich bei den Gastgebern erst einmal richtig gut gehen. Olchi-Oma ist ein großer Fan der Monarchie und selig, endlich einen echten König verwöhnen zu dürfen, was allerdings Olchi-Opa (Alexander Haubrich) zunehmend auf die Nerven geht. Ihm erscheint der Besucher von Anfang an suspekt, zumal seine Ansprüche an die Dienstfertigkeit seiner neuen Untertanen stetig steigen. Erst als der König verspricht, den Olchis zu zeigen, wie man fliegt, lässt sich auch Opa dazu herab, Untertan zu spielen. Allerdings hält ihn das nicht davon ab, den König im Dichten zu besiegen und Olchi-Oma von allzu heftigen Schwärmereien abzuhalten. Die zunehmende Rivalität zwischen Olchi-König und Olchi-Opa gipfelt schließlich in einer Wette: Opas geliebte Knochenpfeife gegen die Königskrone, wenn der König tatsächlich fliegen kann. Das Olchi-Kind und Fritzi werden auch zunehmend misstrauischer, und als es zum großen Showdown auf dem höchsten Berg der Müllkippe kommt, ist klar: die Krone wars, die den König macht.
Während der gesamten Aufführung konnten sich die Darsteller der gespannten Aufmerksamkeit des Publikums sicher sein: Die energiegeladenen Sprünge des Olchi-Kindes und sein lautes Lachen über jede Ungeschicklichkeit der restlichen Darsteller machten es den Anwesenden leicht, sich mit ihm zu identifizieren. Auch Olchi-Opas knurrig-schlaue Art und Olchi-Omas schwärmerische Hingabe an den Monarchen erinnerten wohl manche an die eigenen Großeltern. Dies zusammen mit dem spannenden Plot, sowie die mitreißenden Lieder und die Einbeziehung der Zuschauer in die Handlung ließen dem Team von „Theater auf Tour“ die Herzen zufliegen und als am Ende gemeinsam mit dem Publikum das Olchi-Lied angestimmt wurde, krähten sogar die Dreijährigen mit.
Ein toller Auftakt in die kommende Theatersaison und ein großartiges Stück, um ein Jubiläum denkwürdig zu begehen. Es bleibt zu hoffen, dass der kostenfreie Einblick in das Theaterprogramm auch bei weiteren Theaterfreunden Lust auf mehr hervorgerufen hat.
Rezension von Felicitas Ehrhard