Der NDR berichtete aus Klein Berßen – Auf den Spuren von Erich Maria Remarque
18. Juni 2021Klein Berßen – Ein nicht alltäglicher Besuch hatte sich im März dieses Jahres beim Heimatverein Berßen angemeldet. NDR-Reporter Joop Wösten drehte über mehrere Stunden im Ortszentrum von Klein Berßen. Der Bericht erschien danach in der Sendung „Hallo Niedersachsen“ anlässlich des Welttages der Poesie. Der berühmte Schriftsteller Erich Maria Remarque war die Hauptperson in dem Bericht des NDR-Reporters. Remarque war im Jahre 1920 über mehrere Monate als Vertreter für den erkrankten Berßener Hauptlehrer Nieberg an die Schule in Klein Berßen abgeordnet. Hier unterrichtete er 89 Kinder in acht Schuljahrgängen. In der heutigen Zeit unvorstellbar.
Marianne Schmalfeld, Vorsitzende des örtlichen Heimatvereins, und der ehemalige langjährige Bürgermeister, Theo Kröger, berichteten aus der Heimatchronik des Ortes. Demnach gab es in der relativ kurzen Zeit, in der Remarque in Berßen tätig war, massive Probleme zwischen ihm und dem Pfarrer, Dechant Brand, der damals die Schulaufsicht führte. Der Lehrer forderte eine zweite Lehrstelle, wobei die Eltern der Schüler freiwillig bereit waren, sich an den Kosten zu beteiligen. Dechant Brand lehnte das Ersuchen des Lehrers ab. In dieser Zeit soll es, u.a. auch wegen einer Forderung nach höherem Gehalt, einen äußerst kontroversen Schriftverkehr zwischen dem Pfarrer und Remarque gegeben haben. Zum Ende hin gab es von der Osnabrücker Regierung, die sich zwischenzeitlich eingeschaltet hatte, einen schriftlichen Verweis gegenüber Remarque. Erich Maria Remarque schied Ende 1920 freiwillig aus dem Schuldienst aus. Klein Berßen hatte er zu dem Zeitpunkt, nachdem er dort drei Monate unterrichtet hatte, verlassen. Einige Erlebnisse aus der Zeit in Klein Berßen hatte der Schriftsteller später in seinem Roman „Die Traumbude“ festgehalten. Große Berühmtheit erlangte Remarque mit seinem 1928 erschienen Kriegsroman „Im Westen nichts Neues“. Die Fortsetzung „Der Weg zurück“ erschien drei Jahre später 1931. Von den Nationalsozialisten verfolgt, flüchtete er einen Tag nach der Ernennung von Hitler zum Reichskanzler 31.01.1933 in die Schweiz und anschließend weiter in die USA. Er starb 1970 im Alter von 72 Jahren.
Text: Gerd Rode
Foto: Heimatverein Berßen