Scharfe Kritik am neuen Kita-Gesetz
18. Mai 2021Gemeinsame Protestaktion auf dem Hümmling – Wie Seifenblasen: „Schillert schön – ist aber nix drin“
Samtgemeinde Sögel – Viele Mitarbeiter*innen der Kitas in der Samtgemeinde Sögel beteiligten sich am 18. März 2021 an der gemeinsamen Aktion des Bistums Osnabrück und machten auf ihren Unmut aufmerksam. Um 15.00 Uhr stiegen an den Kitas Regenbogenland Groß Berßen, St. Michael Stavern, Arche Noah und Kunterbunt in Sögel, St. Johannes der Täufer Spahnharrenstätte und St. Franziskus Werpeloh unzählige Seifenblasen unter dem Motto „Schillern schön – ist aber nix drin“ in die Luft. In Gesprächen mit den Mitarbeiter*innen vor Ort wurde sehr schnell deutlich, dass sie sich von der Politik allein gelassen fühlen.
„Im Gesetzentwurf findet sich so gut wie nichts wieder, was die Parteien selbst in ihrem Antrag gefordert haben“, so die einhellige Aussage der Verantwortlichen. Es sollten Rahmenbedingungen für eine bessere Arbeit vor Ort geschaffen werden; offensichtlich ist aber das Gegenteil der Fall. „Die Anforderungen an die Erzieher*innen sind in den vergangenen Jahren ständig gestiegen und eine Umsetzung wird erwartet“, so die Leiterin der Kita Regenbogenland in Groß Berßen, Mechthild Geers. „Vor Ort können wir das aber mit unserem derzeitigen Personal nicht schaffen“. Der Arbeitstag eines/r Erziehers*in ist auf den unzähligen Plakaten und Aushängen, die in den Fenstern im Eingangsbereich der Kita Regenbogenland angebracht sind, wiedergegeben. „Wir können uns in unserer Kita glücklich schätzen, weil wir einen relativ geringen Krankenstand haben, ansonsten wüsste ich nicht, wie ich hier über die Runden kommen sollte“, so Frau Geers. Die Kita Regenbogenland verfügt über zwei Krippengruppen und zwei Regelgruppen. „Mit 10 Erzieher*innen, wovon 6 in den Krippengruppen eingesetzt sind, sind wir, zumindest in den beiden Regelgruppen der 3- bis 6jährigen Kinder unterbesetzt. Uns fehlt hier die von der Regierung versprochene dritte Betreuungskraft“. Dazu hatte der niedersächsische Kultusminister Tonne in einer Presseerklärung ausgeführt, dass eine Festschreibung im Gesetz noch nicht möglich gewesen sei, ein Stufenplan zur Einführung einer dritten Kraft aber mit auf den Weg gebracht worden sei. Eine Aussage, die von den Verantwortlichen vor Ort zumindest sehr kritisch bis hin zu „nur Ausreden“ gesehen wird.
So wie es hier am Beispiel der Kita Groß Berßen dargestellt wird, sieht es in fast allen Tagesstätten in Niedersachsen aus. Allen ist klar, dass eine sofortige Umsetzung der Verbesserungen in einem Schlag nicht erfüllt werden kann. Dennoch hätten sie sich gewünscht, dass zumindest die schon seit Jahren besprochenen und versprochenen Zusagen zumindest in einigen wichtigen Punkten auf den Weg gebracht worden wären.
Die Verantwortlichen sind sich einig: Das Kita-Gesetz ist eine Seifenblase, sieht im ersten Moment schön aus, platzt aber sehr schnell und es bleibt nichts übrig!
Foto/Text: Gerd Rode