Rettung vor dem Mähtod

18. Mai 2021

Drohnenpiloten des Vereins „Tierrettung Emsland e.V.“ bereiten sich auf die neue Saison vor

Emsland – Die Frühjahrsmahd steht an und fällt zusammen mit der Brut- und Setzzeit vieler Wildtiere, die in Wiesen und Grünroggen ihren Nachwuchs aufziehen und sich dort sicher wähnen. Natürliche Schutzstrategien wie das „Ducken und Tarnen“ schützen zwar vor Fressfeinden, nicht aber vor den Erntemaschinen. Nicht selten fallen vor allem frisch gesetzte Rehkitze den Mähwerken zum Opfer und sterben einen qualvollen Tod.

Um den Kitzen und anderen Wildtieren dies zu ersparen, setzen sich 7 ehrenamtliche Drohnenpiloten sowie weitere Helfer des Vereins „Tierrettung Emsland e.V.“ ein. Mit einer Kombination aus hochauflösender Video- und Wärmebildkamera halten sie nach den Tieren Ausschau. Dafür machen sie sich bereits in den frühen Morgenstunden des Mähtages auf den Weg zum Feld, denn bei ihrem Einsatz mit Wärmebildtechnik sind sie auf kalte Außentemperaturen angewiesen. Über einem zuvor definierten und markierten Gelände sorgen sie dafür, dass kein Quadratmeter übersehen wird. Ist ein Kitz in der Wiese ausgemacht, machen sich 2-3 Helfer auf den Weg zur Fundstelle. Per Funkgerät werden sie dabei vom Drohnenpiloten geführt. Haben die Helfer das Kitz entdeckt, entnehmen sie es mit Grasbüscheln und sichern es in einem Korb außerhalb des Feldes. Dabei tragen sie Handschuhe und achten darauf, keinen direkten Körperkontakt mit den Kitzen zu haben, damit diese von den Muttertieren wieder angenommen werden. Je nach Alter und Mobilität der Kitze verbleiben diese bis zum Ende der Mahd im Korb oder werden in einem geschützten Bereich (z.B. Unterholz) ausgesetzt. Um zu verhindern, dass eine Ricke ihr Kitz zurück auf das Feld setzt oder bereits mobile Kitze alleine den Weg zurück zum Feld finden, ist es wichtig, dass die Mahd zeitnah zur Suche erfolgt – bestenfalls in direktem Anschluss daran. Nach der Mahd machen sich die Helfer erneut auf den Weg zu den abgelegten Kitzen, um noch einmal nach dem Rechten zu schauen bzw. um sie ggf. aus dem Korb zu befreien.

Der Verein „Tierrettung Emsland e.V.“ blickt auf eine erfolgreiche Saison im vergangenen  Jahr zurück: Auf ca. 850 abgeflogenen Hektar konnten 95 Rehkitze vor dem qualvollen Mähtod gerettet werden. Viele weitere Wildtiere, wie Hasen, Fasane und Dachse, wurden durch den Einsatz vergrämt und somit ebenfalls vor Verletzungen oder Tod gerettet.

Doch nicht nur für die Rehkitzrettung, sondern auch für die Rettung entlaufener Tiere setzen sich die Mitglieder des Vereins ein, wenn eine drohnenbasierte Suche sinnvoll ist. So spürten die Drohnenpiloten im vergangenen Sommer eine über mehrere Tage vermisste Hündin in einem Maisfeld auf. Sie war bereits sichtlich geschwächt und drohte sich mit ihrer Schleppleine im Mais zu strangulieren.

Interessierte Landwirte und Jäger sowie Halter, deren Tier entlaufen ist, können unter der Rufnummer 0176 34501741 (1. Vorsitzender Gerd Bruns, Haren) oder per Email tierrettung-emsland@gmx.de Kontakt aufnehmen. Der Einsatz ist kostenlos. Der gemeinnützige Verein finanziert sich ausschließlich über Spenden (Sparkasse Emsland, IBAN DE84 2665 0001 1091 0772 87).

Die Verantwortlichen weisen ausdrücklich darauf hin, dass Rehkitzrettung auch in der bevorstehenden Saison unter Einhaltung der Vorgaben der „Verordnung zur Beschränkung sozialer Kontakte anlässlich der Corona-Pandemie“ möglich ist. Voraussetzung ist unabhängig davon die Beauftragung durch einen Landwirt bei gleichzeitigem Einverständnis des zuständigen Jagdpächters.

Text: Silke Buitmann-Lünswilken

Foto: Josef Buitmann

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