Gesetzesinhalte zerplatzen wie Seifenblasen
18. Mai 2021St. Lukas-Heim und Unterm Regenbogen sehen niedersächsisches Kita-Gesetz als Rückschritt
Papenburg/Sögel – Bunte, schillernde Seifenblasen, die innerhalb kürzester Zeit in der Luft zerplatzten: So machten Leitungskräfte, Erzieherinnen und Erzieher sowie zahlreiche Eltern symbolisch auf die geplante Veränderung des niedersächsischen Kindertagesstättengesetz aufmerksam. Dabei sprachen sie unter Einhaltung der Corona-Schutzbedingungen stellvertretend für die inklusiven Kindertagestätten vom St. Lukas-Heim und der Unterm Regenbogen – Katholische Kindertagesstätten GmbH“ in Papenburg und Sögel. „Diese Symbolik spiegelt eindrucksvoll die Inhalte der Gesetzesinitiative wider“, sagte Heinz-Bernhard Mäsker als Geschäftsführer vom St. Lukas-Heim. Alle Beteiligten schlossen sich der scharfen Kritik des Caritasverbandes für die Diözese Osnabrück an, dessen Tenor gegen das neue Kindertagesstättengesetz einhellig ausfällt: „Schillert schön – ist aber nix drin!“
„Die Rahmenbedingungen für die Arbeit in Kitas müssen sich deutlich verbessern, aber das neue Gesetz ist dafür völlig ungeeignet“, so das Fazit vom Caritasdirektor Franz Loth in einer am Donnerstag veröffentlichten Mitteilung. „In seiner jetzigen Form ist der Gesetzentwurf ein Rückschritt und wird nicht dazu beitragen, dass die Einrichtungen künftig ihren vielfältig gestiegenen Anforderungen gerecht werden können“, so Loth weiter. Mäsker erinnerte am Donnerstag in der Kindertagesstätte St. Josef an die Anfänge der Regierungskoalition von SPD und CDU in Hannover. Beide hatten sich im Grundsatz im Jahr 2018 auf bessere Rahmenbedingungen für die Bildung in KiTas verständigt. „Der Erziehungs- und Bildungsauftrag wird immer anspruchsvoller, angesichts der notwendigen Einbindung beider Elternteile zur Sicherung des Familieneinkommens und die frühkindliche Bildung kann gar nicht früh genug starten. Daher müssen die Rahmenbedingungen in den Kindertagesstätten so verbessert werden, dass sie diesen Aufgaben gerecht werden“, so Mäsker weiter.
Das Nachsehen haben nach Einschätzung vom Fachbereichsleiter „Fördern und Lernen“ sowie Geschäftsführer der UR Daniel Abeln auch Kinder mit besonderen Bedarfen. „Inklusive Kindertagesstätten finden im neuen KiTa-Gesetz überhaupt nicht statt“, so Abeln. Dabei sei es enorm wichtig, dass bereits im Kindesalter die Weichen für die Inklusion und gleichberechtigte Teilhabe gestellt würden. Die Leiterin der inklusiven Kindertagesstätte „Kunterbunt“ aus Sögel, Michaela Steffens schloss sich in einer Zusammenkunft mit einigen Eltern den Forderungen vom Caritasverband auf enorme Nachbesserungen an. „Wir benötigen dringend bessere Rahmenbedingungen, damit sich künftig mehr junge Leute für eine Erzieherausbildung entscheiden“. Dazu zählen nach ihren Worten die Verbesserung eines Fachkraft-Kind-Schlüssels, die Verkleinerung der Gruppengrößen sowie erhöhte Verfügungszeiten für die pädagogischen Fachkräfte. Zu den Forderungen aller Beteiligten gehört auch, dass Leitungskräfte weitere Freistellungszeiten für ihre Aufgaben benötigen und darüber hinaus die Refinanzierung sowie differenzierte gesetzliche Festschreibung von Fachberatung für Kitas. Alle waren sich einig: In einem rohstoffarmen Land ist die Bildung von zentraler Bedeutung und dazu gehört auch die frühkindliche Bildung. Verpasste Bildungschancen bringen langfristig sehr viel höhere Kosten mit sich als verbesserte Rahmenbedingungen für die Kita-Arbeit.
Text/Foto: Jürgen Eden