Gute Bildung braucht gute Räume
12. April 2021Sanierung des denkmalgeschützten Marstalls nötig
Sögel – Die Jugendbildungsstätte Marstall Clemenswerth ist nicht nur für ihre Bildung überregional bekannt. Auch das über 275 Jahre alte, denkmalgeschützte Gebäude begeistert jährlich viele Besucher*innen der Schlossanlage Clemenswerth in Sögel. Wie dieses bestmöglich erhalten werden kann, darüber wurde jetzt mit der CDU-Bundestagsabgeordneten Gitta Connemann diskutiert. An einem Austauschtreffen nahmen auch das Ehepaar Probst von der Probst Projektierung GmbH und der Kandidat für das Samtgemeindebürgeramt in der Samtgemeinde Sögel, Dr. Niels Gepp, teil.
Im Marstall Clemenswerth werden jährlich über 400 Veranstaltungen vornehmlich der Kinder- und Jugend- aber auch der Erwachsenenbildung durchgeführt, z.B. mit Schulklassen, Firmlingen, Chören, Freizeiten, Gruppen des Kreissportbunds oder anderen Gruppen. Über die Hälfte davon als eigene durchgeführte Veranstaltungen. Das bedeutet weiterhin, dass deutlich über 10.000 Teilnehmende pro Jahr in die Bildungsstätte kommen, auch nach der aktuellen Pandemie. Sie kommen in ein Gebäude, in ein Haus, das Erlebnisse und Erinnerungen schafft. Zu der wertvollen pädagogischen Arbeit hat auch die Atmosphäre des denkmalgeschützten Gebäudes einen Anteil daran, dass viele gerne an das Haus zurückdenken und den Marstall mit einer ganz besonderen Erfahrung assoziieren. Auch Gitta Connemann war des Öfteren zu Gast: „Ich erinnere mich an viele schöne Begegnungen hier. Wir haben hier mit dem Marstall Clemenswerth nicht nur eine herausragende Jugendbildungsstätte, sondern auch eine Visitenkarte für Sögel. Sie ist Teil des Herzens des gesamten Hümmlings.“
„Doch an diesem geschichts- und begegnungsträchtigen Gebäude nagt augenscheinlich der Zahn der Zeit“, so Christian Thien, der sich als Hausleiter bereits seit mehreren Jahren um den Zustand des Gebäudes Sorgen macht. „Bereits zu Beginn meiner Tätigkeit hier im Marstall wurde mir die Verantwortung für die Sanierung der beschädigten Fugen, Steine, Sandsteinfassungen und der Dachgauben angetragen, und gerade in den letzten Jahren sahen wir eine extreme Entwicklung, die bereits zu teilweise komplett ausgelösten Steinen aus dem Mauerwerk des Gebäudes führt“.
In dem Austauschtreffen informierte Connemann über das Denkmalschutz-Sonderprogramm des Bundes. Dieses Sonderprogramm müsse für jedes Jahr neu beschlossen werden. Der aktuelle Zustand des Gebäudes mache daher eine Diskussion über eine Notwendigkeit von Sanierungen des denkmalgeschützten Gebäudes zwingend erforderlich. Gemeinsam wurde auf die letzte Investition in den Denkmalschutz, die Sanierung der Fenster, vor sieben Jahren zurückgeblickt. Diese Fenstersanierung wurde als eines der ersten regionalen Projekte vom Denkmalschutz-Sonderprogramm gefördert. Schon damals wurde u.a. auf die Fugen und Steine aufmerksam gemacht. Inzwischen bröckelt es sichtbar an einigen Stellen. Eindringendes Wasser und Feuchtigkeit und auch der natürliche Verfallsprozess setzen dem Gemäuer stark zu. Auch wenn in den letzten Jahren an verschiedenen Stellen immer mal wieder renoviert und saniert wurde, besteht nun Handlungsbedarf. „Irgendwann funktioniert auch die Renovierung der Renovierung nicht mehr“, so der staatliche geprüfte Restaurator Probst. Die geschätzten Kosten der in den nächsten Jahren anstehenden Maßnahmen belaufen sich auf knapp 400.000 Euro, so der Restaurator nach einer teilweisen Vorstellung seines Gutachtens.
Bei einer Begehung konnten sich die Beteiligten selbst ein Bild vom aktuellen Zustand des Gebäudes machen und waren sich einig: „Hier muss etwas getan werden.“ Die Möglichkeit, die Sanierung über das Sonderprogramm fördern zu lassen, ist für den Verein eine große Chance. Der Antrag bedarf unter anderem der Zustimmung des Landesamts für Denkmalpflege. Eine herausfordernde Frage, die es auch zu klären gilt, ist die Gegenfinanzierung. Das Bundesprogramm fördert max. 50 % der anfallenden Kosten, die anderen 50 % müssten durch weitere Fördergeber finanziert werden. Alle Beteiligten waren sich aber angesichts der überregionalen Bedeutung des Gebäudes darin einig, dass dafür eine passende Lösung gefunden werden muss.
Mit Blick auf den Antrag für das Denkmalschutz-Sonderprogramm gaben sich die Beteiligten optimistisch. Connemann sagte dem Verein ihre Unterstützung zu. Sie werde alles daran zu setzen, dass das Projekt eine Förderung erhalte. Hausleiter Christian Thien dankte allen Beteiligten für ihr Engagement rund um die Erhaltung des denkmalgeschützten Marstalls und kündigte an, den Antrag in der kommenden Woche auf den Weg zu bringen.
Text/Foto: Christian Thien