Der Koloss von Hüven
1. Februar 2021Oder: wie wir einen Stein fanden
Hüven – Am 17. August pflügte der Landwirt Franz Dörtelmann seine Liegenschaft am Lageweg in Hüven, um sie auf die weitere Bestellung vorzubereiten. Dort blieb er mit dem Pflugschar an einem größeren Stein hängen.
Bereits sein Vater, Josef Dörtelmann, war 40 Jahre zuvor an eben diesem Stein mit einem Pflug hängengeblieben. Damals hatte man bereits versucht, den Stein freizulegen. Wegen der Größe wurde das Unterfangen jedoch nach einigen Grabungen abgebrochen.
Nun hatte Franz Dörtelmann aber ein Interesse dran, zu erfahren, wie groß denn dieser Stein wirklich ist und rief seinen Nachbarn, Karl-Heinz Schumacher, mit einem Bagger der Firma Sandmann in Hüven zu Hilfe. Nach zwei Tagen erkannten die beiden das Ausmaß des Findlings und riefen den stellvertretenden Bürgermeister und direkten Anwohner der Fundstelle, Alfons Kohne, zur Lagebesprechung.
„Der Koloss muss unbedingt gehoben werden und einen adäquaten Platz in unserer Dorfmitte finden!“, war Kohnes erste Reaktion an der Fundstelle.
Im Gemeinderat trug Kohne die Sachlage vor und besprach sich mit seinen Ratskollegen*innen bezüglich der Finanzierung dieses außergewöhnlichen Projektes. Sofort war allen klar, dass die Finanzierung eines solchen Vorhabens durch die Gemeinde Hüven allein nicht möglich war und eine Realisierung nur durch den Gewinn von Sponsoren erfolgen konnte.
Als erste Stelle wurde der Landkreis Emsland kontaktiert und ein Treffen mit unserem Landrat Marc-André Burgdorf vereinbart. Als er an der Fundstelle die Dimension des Findlings erkannte, sagte er spontan die Hilfe des Landkreises zu, damit eine Lösung zur Bergung gefunden werden konnte.
Weitere Sponsoren fanden sich mit der Samtgemeinde Sögel, der Sparkassen-Stiftung, der Husmann-Stiftung, der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung und dem VGH Versicherungsbüro Adam und Schuckenbrock OHG (Sögel).
An dieser Stelle gilt ein großer Dank der Sögelerin Hedwig Ahrens vom NDR, die mit ihrem beruflichen Engagement und Netzwerk eine deutschlandweite Pressearbeit in Gang gesetzt hat.
Die Geologen Janine Meinsen und Roberto Pierau, durch die Medienpräsenz informiert, stellten bei ihrer Vermessung vor Ort auf dem Feld am Lageweg riesige Dimensionen fest: Der Findling ist etwa 5,80 m lang, 2,90 m hoch und 4,50 m breit und wurde auf ein Gewicht von 100-140 Tonnen geschätzt.
Ferner kam bei den Untersuchungen der Geologen heraus, dass der Findling vermutlich vor etwa 150.000 bis 200.000 Jahren von einem Gletscher aus Skandinavien zu seinem heutigen Fundort transportiert wurde. Unvorstellbar für alle Beteiligten ist bis heute das geschätzte Alter des „Koloss von Hüven“, dass auf eine Milliarde Jahre datiert wird.
Durch diese Untersuchung war klar, dass sich nun in der 570-Seelen-Gemeinde Hüven ein weiteres Naturdenkmal zur Hüvener Mühle befindet.
Mit diesen Größen konnte sich die Gemeinde Hüven nun an die Ausschreibung für die Bergungsarbeiten begeben. Den Zuschlag erhielt die emsländische Firma „Gertzen Schwertransporte“ aus Kluse.
Unterstützt wurde die Bergung maßgeblich durch Christian Sandmann von der Hüvener Firma Sandmann und seinem Team. Für Sandmann war es unternehmerische Ehrensache, dieses Projekt kostenlos zu begleiten und seinen Maschinenpark zur Verfügung zu stellen, sowie seine Mitarbeiter als ehrenamtliche Helfer während der Bergung freizustellen.
Getreu dem Motto „Wir Emsländer schaffen das!“ wurde dieses kolossale Projekt Hand in Hand verwirklicht.
Der riesige Findling hat seinen neuen Platz in der Dorfmitte Hüvens gefunden und darf gerne als touristisches Ausflugsziel für eine Fahrradtour angesehen werden. Der Platz um den „Koloss von Hüven“ herum wird in naher Zukunft umgestaltet werden.
Gerne werden wir Sie in den kommenden Monaten immer mal wieder über das aktuelle Geschehen in dieser Broschüre informieren.
Text: SSt
Fotos: Alfons Kohne