„Glück gehabt“ – Sigrid Lyga erzählt, wie der Hümmling zur Heimat wurde
5. Januar 2021Sögel – Ihre „Jugenderinnerungen“ an die von Not und Leid geprägten Kriegs- und Nachkriegsjahre beschreibt Sigrid Lyga in ihrem Buch „Glück gehabt! Erst der Hümmling wurde mir zur Heimat“, das ab (ab dem heutigen) Montag erhältlich ist. Ihre geplanten Lesungen kann die Autorin nicht mehr durchführen, sie verstarb Anfang Oktober im Alter von 86 Jahren.
Herausgeber des 157-seitigen autobiografischen Werkes ist das Forum Sögel e.V. In seinem Vorwort hebt Vorsitzender Bernd Eggert hervor, dass das Forum auch mit dieser Publikation das Ziel verfolgt, die Zeit der Kriegs- und Nachkriegsjahre insbesondere der jüngeren Leserschaft nahezubringen. Für die Älteren werde die Lektüre sicherlich viele Erinnerungen wach rufen. Man sei Hermann Wichmann dankbar, dass er die Arbeit von Sigrid Lyga redaktionell begleitet habe und durch seine Nachforschungen und Bebilderung ergänzt habe. Die Umschlaggestaltung habe Gisela Henze übernommen.
Die pensionierte Lehrerin Sigrid Lyga gliederte ihr Buch in drei Kapitel. Im ersten Kapitel beschreibt sie ihre Erinnerungen an die für sie schlimme Zeit von 1940 bis 1946. Sie wuchs in Nortrup (Artland) als Tochter schlesischer Eltern auf. Ihre Taufpatin wurde die damalige Lehrerkollegin Elisabeth Müller, die 12 Jahre später noch eine entscheidende Rolle im Leben der Autorin spielen sollte. Da sich ihr Vater als örtlicher Lehrer gegen die Nazi-Herrschaft auflehnte, wurde er nach Oberschlesien strafversetzt. Darüber war er froh, da seine Familie wieder näher der ursprünglichen Heimat kam. Zunächst lebte man in einem Kohlerevier, später ländlich im Kreis Falkenberg. Die Familie musste dann gegen Kriegsende das grauenvolle Vorgehen russischer und später polnischer Besatzer über sich ergehen lassen. Der Vater verstarb in einem polnischen Lager.
Über Umwegen gelangte die Familie dann wieder nach Nortrup. Sigrid Lyga hatte dann Glück, dass sie 1946 von ihrer (nicht verwandten) Patentante „Lisbeth“, die den Sögeler Kohlen -und Jagdwaffenhändler „Heini“ geheiratet hatte, aufgenommen wurde. Die weiteren Kapitel befassen sich sehr ausführlich mit den Erlebnissen der Schülerinnen im Hause Holtmann, in dem wohl schlimme hygienische Verhältnisse herrschten. Die Zeit bliebt Lyga trotzdem in guter Erinnerung, da sie sehr gut behandelt wurde und sehr viel „für’s Leben“ lernte.
Besonders spannend beleuchtet die Autorin ihre „sehr schöne“ Schulzeit. Sehr engagierte Lehrerinnen und Lehrer sorgten dafür, dass sie gefördert wurde und den Weg zum Lehramtsstudium gehen konnte.
In ihrem Werk beschreibt Lyga nicht nur ihren eigenen Weg, sondern berichtet präzise über das Leben, die Kultur und die landschaftlichen Schönheiten auf dem Hümmling. Da sie oft ihre Kamera dabei hatte, werden die Erlebnisse durch viele zeitgenössische Fotos ergänzt. Dem Leser wird immer wieder bewusst, warum Sigrid Lyga den Hümmling als ihre Heimat bezeichnet.
Das Buch kann beim Forum sowie im Tourismusbüro und in Sögeler Geschäften für 15 Euro erworben werden.
Text/Foto: LB
Foto: Sammlung Lyga