„Was ist mir heilig?“
12. November 2020Kunstprojekt als „Wolke“ in der Markus-Kirche
Sögel – Eine Vernissage ganz besonderer Art fand in der Sögeler Markus-Kirche statt. „Was ist mir heilig?“ – Mit dieser Fragestellung hatten sich 40 jüngere und ältere Künstler im Rahmen eines Projektes des Emslandmuseums Schloss Clemenswerth in Kooperation mit der evangelisch-lutherischen Markusgemeinde und der katholischen Kirchengemeinde St. Jakobus auseinandergesetzt.
Unter Federführung der Buxtehuder Künstlerin Barbara Lorenz-Höfer entstanden 60 vielfältige kleine Kunstwerke, die an der Decke der evangelisch-lutherischen Markus-Kirche zu einem Raumkörper in Form einer Wolke zusammengestellt wurden. Die Ausstellung wird hier noch etwa vier Wochen zu sehen sein und wechselt dann zum katholischen Pfarrheim. Für den passenden musikalischen Rahmen der Vernissage sorgten Lisa Voss und Volkhard Binner mit Gitarre und Gesang.
Pastor Matthias Voss zeigte sich bei der Ausstellungseröffnung sehr erfreut, dass das gemeinsame Projekt dank des Engagements der Künstlerin und der Museumsleitung sehr erfolgreich verlaufen sei. „Angesichts der Ausstrahlung der kunstvollen Wolke wird es mir schwer fallen, die Aufmerksamkeit der Gottesdienstbesucher bei der Predigt auf mich zu ziehen“, meinte der Geistliche scherzhaft. Dankbar sei er auch für die Unterstützung durch das Diakonische Werk.
Barbara Lorenz-Höfer erklärte, dass es ein wichtiges Ziel des Kunstprojektes gewesen sei, Menschen verschiedener Konfessionen, unterschiedlichen Alters und Herkunft zusammenzuführen, um gemeinsam zu erarbeiten, was ihnen wichtig ist im Leben. Jeder hätte auf seine Weise Gedanken und Erlebnisse in einem individuellen Kunstwerk verarbeitet. Dabei sei es immer wieder zu interessanten Dialogen gekommen, wodurch sich die Beteiligten gedanklich näher gekommen seien. Interessant und bereichernd sei auch die Beteiligung der afghanischen Flüchtlingsfamilien Al Darwisch und Jalali gewesen. In ihren Werken kamen schlimme Erlebnisse zum Ausdruck, aber auch ihre guten Erfahren in der neuen Heimat.
Hauptsächlich im Freien auf dem Schlossgelände wurde an dem Projekt gearbeitet. Während die Teilnehmer ihre Bilder und Zeichnungen zum Beispiel auf mehrschichtigem breiten Drachenpapier oder Pergamin mit Filzstiften, Buntstiften, Goldauflage oder Acrylfarben erstellten, bearbeitete Lorenz-Höfer die Bögen weiter mit Möbius-Band und formte sie durch „Drehungen“ zu einer Art „Dauerschleife“ („Wie ein Dauergebet“) um sie anschließend zu einer großen farbenprächtigen Wolke zusammenzufügen. Sie sei erstaunt gewesen, dass auch Kinder mehr als drei Stunden völlig vertieft in ihrer Arbeit gewesen seien und ununterbrochen gearbeitet hätten. Mit dem künstlerischen Gesamtergebnis sei sie sehr zufrieden.
„Museen sind nicht nur für Historisches zuständig, sie sind auch Bildungseinrichtungen“, sagte Museumsdirektor Oliver Fok. Kunst sei nicht nur „Gestalten“, sie könne das Leben erfreulich bereichern. Wenn Menschen das, was ihnen heilig sei, durch derartige Projekte zum Ausdruck bringen könnten, habe die Kunst gewonnen. Das „großartige überkonfessionelle Projekt“ sei aus Sicht des Diakonischen Werkes Emsland-Bentheim sehr wertvoll und Unterstützens wert, sagte deren Geschäftsführerin Dorothea Währisch-Purz. Ihre Mitarbeiterin Abibatu Kamara hatte daran mitgewirkt. Die Katholische Kirchengemeinde hat Mitte Oktober ein weiteres Projekt gestartet.
Text/Fotos: LB