Im zweiten Weltkrieg für tot erklärt: Soldat Heinz Wessendorf stand nach vier Jahren wieder vor dem Elternhaus

18. August 2020

Sögel – Am 3. Oktober 1944 teilte der zuständige Kompanieführer des Soldaten Heinz Wessendorf dessen Familie in einem Brief mit, dass ihr Sohn am 20. September 1944 gefallen war. Der offiziell für tot erklärte Panzerschütze stand jedoch im Jahre 1948 – vier Jahre später – lebendig vor der Haustür seines Elternhauses.

Wessendorf wurde am 28. August 1926 in Sögel geboren. Mit 17 Jahren trat er den Kriegsdienst an. „Nach Ableistung seiner Arbeitsdienstpflicht rief ihn das Vaterland im Frühjahr 1944 zu den Fahnen. Bereits beim ersten Einsatz in einem Spähtrupp vor Nijmegen (Niederlande) musste er sein junges Leben lassen“, heißt es in der Todesanzeige Wessendorfs aus dem Jahre 1944. Am Seelenamt hat damals die ganze Gemeinde Anteil genommen. Während des Spähtruppeneinsatzes soll ihn ein Kopfschuss des Gegners tödlich getroffen haben. „Eine Bergung der Toten war nicht möglich“, schrieb der Kompanieführer in seinem Brief an Familie Wessendorf. „Der Tod Ihres Sohnes ist für die Kompanie ein schwerer Verlust, da er zu den schneidigsten und gewandtesten Soldaten der Kompanie gehörte“, bekräftigte der Kompanieführer. Zu diesem Zeitpunkt wussten jedoch weder der Kompanieführer noch die Familie Wessendorf, dass der junge Soldat bei dem Spähtruppeneinsatz nicht durch einen Kopfschuss verstorben war. Wie sich später herausstellte, wurde er durch einen Oberschenkeldurchschuss und einen Schuss in den großen Zeh schwer verwundet. Wessendorf war noch am Leben und geriet nach dem Gefecht in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Nachdem er sich zwei Wochen im Lazarett in Nijmwegen von seinen Verletzungen erholte, brachten ihn die Amerikaner von dort am 20. November 1944 über Belgien in Gefangenschaft nach England. Zwischenzeitlich folgten weitere Lageraufenthalte in Nordirland und Schottland. Nach der Entlassung im Februar 1948 machte sich Wessendorf auf den Weg in sein Heimatdorf Sögel, wo die Überraschung und Wiedersehensfreude riesengroß war. Der gelernte Holzschuhmacher arbeitete nach dem Kriegsende zunächst einige Jahre im elterlichen Lohndreschunternehmen. 1958 heiratete Wessendorf und gründete eine Familie. Am 20. Juni 2012 verstarb der ehemalige Soldat im Alter von 85 Jahren.

Text: Von Marina Heller

Foto: Forum Sögel

Dieses Bild ließ Heinz Wessendorf aus seiner Erinnerung zeichnen. Es zeigt den jungen Soldaten Wessendorf sitzend auf der Motorhaube eines amerikanischen Jeeps
Mit diesem Brief teilte der Kompanieführer des Soldaten Heinz Wessendorf dessen Familie mit, dass ihr Sohn im Einsatz gefallen war.
Die Todesanzeige des verstorben geglaubten Soldaten Heinz Wessendorf aus dem Jahre 1944. Foto
Ein Porträt des Panzerschützen Heinz Wessendorf aus dem Jahre 1944

Am 22. Februar 1945 übersandte der Kompanieführer den Wehrpass des Soldaten Heinz Wessendorf an dessen Familie
Die vierjährige Kriegsgefangenschaft führte Heinz Wessendorf aus den Niederlanden über Belgien nach England, Nordirland und Schottland.

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