Machen Sie Kommunalpolitik!
1. Mai 2020Emsland – In gut 16 Monaten, wahrscheinlich im September 2021, sind in Niedersachsen wieder Kommunalwahlen. Diejenigen, die im Gemeinderat aktiv sind, werden sicherlich häufiger gefragt, warum sie sich „das antun“. Darauf gibt es bestimmt verschiedene Antworten, dem Verfasser dieser Zeilen macht es schlichtweg Spaß!
Wie kann es denn Spaß machen, wenn man nach der Arbeit noch zu politischen Terminen muss und andauernd streitet? Wenn man im Internet evtl. beschimpft wird und einige Menschen einem aus dem Weg gehen?
Doch so ist es eigentlich nicht, die meisten Entscheidungen sind einstimmig und es gibt viele nette und interessante Gespräche. Darüber hinaus sind die besprochenen Themen oftmals spannend und betreffen einen selbst.
Steuern, Bebauungspläne, Geschwindigkeitsbegrenzungen, Abwasserkanalsanierung, Kindergartenplätze, Schulentwicklung – das Themenspektrum in der Kommunalpolitik ist fast so breit wie das Leben selbst, unglaublich komplex und ebenso spannend. All diese Dinge müssen immer wieder neu besprochen, verhandelt und entschieden werden, auch wenn der Spielraum mal mehr und mal weniger groß ist. Dadurch erhält man selbst Einblicke, wie politische Entscheidungen nicht nur im Kleinen sondern auch in Hannover, Berlin oder Brüssel getroffen werden. Manche Zusammenhänge oder Vorgänge waren mir früher völlig unverständlich, heute erkenne ich Vieles klarer und denke mir meinen Teil, weil ich politische Prozesse und Verwaltung viel besser verstehe (wenn auch manchmal nur kopfschüttelnd).
Die politische Arbeit macht Spaß, gerade wenn Mehrheiten oder Kompromisse gesucht werden. Bei allen Meinungsverschiedenheiten mit anderen Fraktionen, der Verwaltung oder Interessensverbänden – wenn es gelingt, verschiedene, scheinbar widersprüchliche Positionen doch zu einem guten Kompromiss zu vereinen, hinterlässt dies ein gutes Gefühl, denn man hat was für den eigenen Wohnort erreicht.
In der Kommunalpolitik treffen Sie viele verschiedene Menschen. Zum einen Menschen, die völlig anders denken als Sie selbst. Vielleicht in der eigenen Fraktion, wo über Themen diskutiert wird, dann im Rat, und natürlich im Umgang mit den Einwohnern, deren Interessensverbänden, und auch der Presse. Es ist sehr erfrischend und reizvoll, denn durch die neuen Argumente, die ich höre, wird mein Horizont erweitert und so ändere ich auch gelegentlich meine Meinung, oder modifiziere sie zumindest. Im Gegenzug kann ich auch bei denen, die mir oder meiner Fraktion zuhören, feststellen, dass der Austausch von Argumenten kein sinnloses Ritual ist, sondern zu einer guten demokratischen Lösung führen kann. Zum anderen kommen Sie mit Menschen zusammen, die so ähnlich denken wie Sie selbst. Sich mit ihnen auszutauschen kann richtig Spaß machen und auch übers Politische hinaus gute neue Kontakte und gar neue Freundschaften bringen.
In der Kommunalpolitik lernen Sie viele Entscheidungsträger, auch in Ihrer Funktion, kennen. Auch in kleinen Ortschaften wie Sögel, kann es nur von Vorteil sein, wenn Sie Menschen auch mal direkt anrufen können, um Probleme, Schwierigkeiten oder Fragen zu lösen.
Das wichtigste Argument für mich jedoch ist, dass Sie selbst aktiv an Entscheidungen mitwirken können. Wenn Sie möchten, dass unser Dorf sich positiv entwickelt, hilft es nicht nur zu meckern, Sie können direkt mitmachen! Sonst entscheiden andere und das vielleicht ohne die Punkte zu berücksichtigen, die für Sie wichtig sind!
Wählen gehen und seine Meinung ins Internet zu schreiben, ist schon mal besser, als gar nichts zu tun. Aber ziemlich viel Zeit aufzuwenden, um sich mit Fakten vertraut zu machen, Unterlagen zu lesen und auszudiskutieren, Interessensverbänden und Bürgervereinen zuzuhören, um die bestmögliche Lösung zu finden, bewegt wirklich etwas.
Aber Achtung: wie jedes Hobby, ist auch die Kommunalpolitik zeitintensiv. Als Mitglied des Gemeinderates ist man zumindest an zwei Abenden im Monat unterwegs, hinzu kommen noch weitere Einladungen und Veranstaltungen, an denen man teilnehmen kann. Für die Arbeit in den Gremien der Gemeinde gibt es allerdings eine kleine Aufwandsentschädigung und auch Kinderbetreuungskosten können geltend gemacht werden.
Engagieren Sie sich für Ihre Gemeinde, engagieren Sie sich in der Kommunalpolitik! Sprechen Sie die Vertreter der Partei an, die Ihnen nahesteht. Wir alle brauchen interessierte Bürger/innen die sich beteiligen möchten!
Text/Foto: Anno Immenga