Flüchtling aus Afghanistan wird Metallbauer in Werpeloh
1. Mai 2020Werpeloh – Als allein reisender jugendlicher Flüchtling traf Safi Ashori im Jahr 2015 in Deutschland an. Seine erste Unterkunft fand er in der Johannesburg in Surwold. Im Schuljahr 2015/2016 belegte er in der Berufsschule Papenburg das Sprach- und Integrationsprojekt für jugendliche Flüchtlinge „Sprint 1“. Es folgte im Schuljahr 2016/2017 die Berufseinstiegklasse „Metall“. Nun absolvierte er eine Ausbildung.
Der aus Afghanistan geflüchtete Junge hat sich durchgekämpft. An seiner Seite fand er immer wieder Unterstützer aus den verschiedenen karitativen Einrichtungen und Behörden und letztendlich besonders seinen neuen Arbeitgeber, die Familie Breer aus Werpeloh.
„Ohne diese Unterstützung hätte ich es nicht geschafft“, gibt Ashori bei einem Ortstermin mit Vertretern aus dem Fachbereich „Arbeit und Soziales“ der Samtgemeinde Sögel unumwunden zu. Ashori berichte, dass er nicht nur mit Heimweh zu kämpfen hatte. Auch das Fußfassen in der neuen Heimat war eine Herausforderung für ihn. An erster Stelle stand das Erlernen der für ihn neuen Sprache an. Das Asylverfahren wurde eingeleitet; er hat inzwischen nach einem ablehnenden Bescheid Klage eingereicht, dessen Entscheidung noch aussteht. Mit seiner Volljährigkeit musste er die Johannesburg verlassen und wurde im Mai 2017 der Samtgemeinde Sögel zugewiesen. Eine gute Fügung für Ashori: Er konnte auf Vermittlung des Flüchtlingsbeauftragten der Samtgemeinde Sögel Ammar Dawood eine Ausbildung als Metallbauer im Bereich Konstruktionstechnik im August 2017 beginnen. Bei entsprechendem Lernerfolg wird er die Ausbildung im Januar 2021 mit einer bestandenen Prüfung beenden und kann in der Firma als gelernte Fachkraft weiterarbeiten. Darauf freut Ashori sich: „Dann habe ich ein eigenes Einkommen und bin nicht mehr auf staatliche Unterstützung angewiesen.“ Er selbst bezeichnet es als großes Glück, bei der Metallbaufirma Breer beschäftigt worden zu sein. Damit steht er nicht alleine.
Birgit und Markus Breer bezeichnen es ebenfalls als glücklichen Umstand, Safi Ashori als Auszubildenden beschäftigen zu können. „Der Weg bis zur Unterzeichnung des Ausbildungsvertrages war allerdings kein einfacher“, wissen Breers zu berichten. „Wir hatten mit Safi jemanden, der arbeiten wollte und den wir gerne beschäftigen wollten, aber die bürokratischen Hürden waren so kompliziert, dass wir fast aufgegeben hätten.“ Doch sie haben nicht locker gelassen und letztendlich Safi Ashori einstellen können. „Zum Glück habe sich der Bürokratieaufwand in den letzten beiden Jahren deutlich verringert“, sagt Birgit Breer. „Daher sind wir auch gerne bereit, Praktikanten aufzunehmen, die für ein künftiges Ausbildungs- oder Arbeitsverhältnis in Frage kommen. Wir stehen im ständigen Kontakt mit Ammar Dawood. Außerdem helfen uns die Sachbearbeiter vom Fachbereich Soziales aus dem Sögeler Rathaus bei weiteren Fragen aus.“ Beim Metallbaubetrieb Breer profitieren die Auszubildenden und Angestellten davon, dass es sich um einen überschaubaren Familienbetrieb handelt, befindet Fachbereichsleiter „Arbeit und Soziales“ Ralf Hömmeke: „Da wird dann auch nach Feierabend darauf geachtet, dass das Personal gut klar kommt.“ Breers und weitere Angestellte haben beispielsweise mitgeholfen, den entsprechenden Hausrat für die neue Wohnung von Safi Ashori zusammenzustellen oder ihn bei Behördengängen begleitet. Inzwischen bedarf Ashori dieser Hilfe nicht mehr, bemerkte Birgit Breer stolz auf seine Entwicklung.
Sie habe aber auch andere Erfahrungen gemacht, berichtet sie. So sei einem jungen Mann aus Syrien nach wenigen Tagen die Lust am Arbeiten vergangen. „Das konnten wir nicht tolerieren. Dann hört es mit der Unterstützung auch bei uns auf.“ Ganz anders aber Ashori: Er habe inzwischen seinen Stapler-Führerschein bestanden und sei besonders geschickt im Schweißen, Bohren und Fräsen. „Er ist ein vollwertiger Mitarbeiter, den wir gerne behalten wollen.“ Gute Erfahrungen hat die Firma Breer auch mit der Einstellung von Walat Alosh, einem Flüchtling aus Syrien gemacht. „Er ist seit 2017 als ungelernte Kraft im Betrieb beschäftigt und ist fleißig dabei, seine Kompetenzen im Metallbau zu erweitern.“ Mit seiner Familie wohnt er seit einigen Jahren in Werpeloh und habe sich da voll integriert. Birgit Breer äußerte hierzu: „Hier hat die Familienpatenschaft zu einer Werpeloher Familie besonders gute Dienste geleistet. Die Kinder können inzwischen gut deutsch sprechen und haben Freundschaften zu gleichaltrigen Kindern aus Werpeloh geschlossen.“
Text/Foto: Ingrid Cloppenburg