Protestveranstaltung der Landwirte aus Stavern und Umgebung
15. März 2020Stavern – Geplant war für Gitta Connemann eine gemütliche Runde mit den Sängern des Kirchenchors Stavern. Vorher stellte sich die Bundestagsabgeordnete aber 150 Landwirten aus Stavern und Umgebung. Sie waren mit ca. 80 Traktoren angereist und boten der stellvertretenden Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion bei ihrer Ankunft ein imposantes Bild. Im September letzten Jahres wurde dem Kirchenchor Stavern anlässlich ihres 100-jährigen Bestehens die „Zelterplakette“, die höchste deutsche Auszeichnung für Amateurchöre, verliehen. Vorgesehen war die Übergabe der Plakette und der vom Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier unterzeichneten Urkunde durch die Bundestagsabgeordnete Gitta Connemann. Krankheitsbedingt konnte sie den Termin damals nicht wahrnehmen. Sie wollte es sich nun aber nicht nehmen lassen, den Chormitgliedern persönlich ihre Glückwünsche zu überbringen und hatte sich dafür zu einem Übungsabend angemeldet.
Spontan hatten sich zu diesem Termin eine große Anzahl von Landwirten aus der Region zusammengefunden. Mit ihren Traktoren waren sie nach Stavern angereist. Frau Connemann wurde vom Vorsitzenden des Chores, Jens Suren-Schmits, ebenfalls Landwirt, und dem Organisator der bundesweiten Bewegung „Land schafft Verbindung“, Rudolf Schlangen aus Westerloh, begrüßt. Dieser gab dann auch gleich das Thema „Bauernmilliarde oder nur Schweigemilliarde“ vor.
Frau Connemann bedankte sich für die Einladung und nahm das vorgegebene Thema sofort auf. Dass die in der letzten Woche zugesagte 1 Milliarde Euro zwischenzeitlich als Bauernmilliarde bezeichnet würde, beschrieb sie als sehr unglücklich und voll am Thema vorbei. Die Kluft zwischen den Landwirten und den Verbrauchern sei hierdurch wieder aufgerissen worden. Es wäre ihrer Meinung nach besser gewesen, diese Milliarde mit einem Plan für die Zukunft zu hinterlegen. Dadurch hätte man diese negative Betrachtung verhindern können. Die Landwirtschaft möchte nicht in erster Linie eine finanzielle Hilfe, sondern sie möchte einen fairen Wettbewerb und eine faire Behandlung bei der Umsetzung der Richtlinien und Erarbeitung des Maßnahmenkataloges zur Reduzierung der Nitratbelastungen im Grundwasser. „Ich bin dankbar, dass die Landwirte jetzt auf die Straße gehen und auf die Missstände hinweisen. Sie haben sich viel zu lang nicht gerührt“, so ihre weiteren Ausführungen.
In ihrem Vortrag ging die Bundestagsabgeordnete auf die aktuelle Situation rund um das Thema „Nitratbelastung“ ein. Als nicht in Ordnung beschrieb sie die Situation, dass basierend auf den Zahlen der Jahre 2009 bis 2011 jetzt Forderungen gestellt würden. Richtig sei, dass die Nitratbelastung durch die im Jahre 2017 erlassene Düngeverordnung deutlich zurückgegangen sei. Außerdem sei eine Berücksichtigung der Nitrateinträge aus nicht landwirtschaftlichen Quellen zwingen erforderlich. Hier sieht sie einen dringenden Handlungsbedarf, wobei kurzfristig ein bundesweit einheitliches Messverfahren für Nitrat im Grundwasser anzustreben sei. Nur so sei eine zielgenaue Erfassung der Verursacher möglich. „Es sind nicht nur die Landwirte, die hier in die Pflicht zu nehmen sind“, so ihr Resümee.
Seitens der Landwirte wurden diese Probleme im weiteren Verlauf der Versammlung besprochen und Frau Connemann musste einige Fragen dazu beantworten. Ein Versammlungsteilnehmer brachte die Situation der Landwirte mit seiner Frage „Warum können alle fordern und nur die Landwirte müssen liefern“, auf den Punkt.
Insgesamt zeigten sich die Anwesenden mit der Bereitschaft von Frau Connemann, sich den Betroffenen zu stellen, zufrieden, wenn auch nicht alle Fragen ausreichend beantwortet wurden,
Nach fast 90 Minuten verabschiedet sich Frau Connemann bei der ersten Veranstaltung in Stavern und besuchte den Kirchenchor, der sich im Rahmen eines Übungsabends zusammengefunden hatte. Sie beglückwünschte den Chor jetzt persönlich zum hundertjährigen Bestehen. Nach einem gemeinsamen Singen ging es bei den anschließenden Gesprächen etwas harmonischer zu.
Text/Foto: Gerd Rode