Neue Ausstellung im Sögeler Rathaus
28. November 2019Sögel – Barbara Backer, Vorsitzende des Vereins „Organtransplantierte
Ostfriesland“, hat in Sögel im Rahmen einer Ausstellung im Rathaus über das
Thema Organspende informiert. Backer
trägt selbst ein Spenderorgan in sich und engagiert sich ehrenamtlich in der
Aufklärung zu diesem Bereich. Die Wahlostfriesin hält die Organspende für ein
Tabuthema in der deutschen Gesellschaft. Das Thema müsse normal behandelt
werden, wie Krebs oder HIV-Infektionen es mittlerweile werden, so Backer.
Deshalb hält sie es für wichtig, die Allgemeinheit für das Thema zu
sensibilisieren, da es ein gesamtgesellschaftliches Thema sei, wie sie betont.
„Deutschland ist in Sachen Organspende Entwicklungsland“, fasst sie zusammen.
Seit Jahren sei die Zahl der transplantierten Organe in Deutschland rückläufig
und auf eine Million Einwohner kämen hierzulande 9,7 Organspender. In Spanien,
einer der Spitzenreiter, seien es dagegen 48 Organspender pro eine Million
Einwohner.
Zudem gibt es laut Backer in 24 EU-Ländern die Widerspruchslösung, wonach man
automatisch Spender ist, wenn vorher nicht widersprochen wurde. Deutschland
zähle, trotz Mitgliedschaft bei Eurotransplant, nicht dazu. Dabei handele es
sich um einen Verbund aus acht europäischen Ländern zur Verteilung von
Organspenden auf wartende Patienten. Backer verwundere es, dass viele Menschen
bereit wären, Organe zu spenden, jedoch nur wenige einen Spenderausweis
besitzen. Zurückzuführen sei dies auf eine mangelnde Aufklärung und eine
seltene Feststellung des Hirntodes, die zur Transplantation notwendig wäre.
Dagegen sei der Ablauf aufgrund vieler Voruntersuchungen sicher, und auch die
christlichen Kirchen sprächen sich für die Organspende aus. Außerdem finde die
Entnahme der Organe nicht sofort statt, sodass die Angehörigen genug Zeit zum
Verabschieden hätten. Jeder, mit Ausnahme von aktivem Krebs, Blutvergiftung,
HIV und verstorbene Frühchen, könne zum Spender werden. „Organspender ist man
von der Wiege bis zur Bahre“, erklärt Backer. Die DSO hat nicht das Recht in
die Akten der Krankenhäuser zu schauen und darf somit keine Kontrollfunktion
übernehmen. In Spanien dagegen sieht dies ganz anderes aus. Hier ist die
Organspende und alles was damit zu tun hat, in staatlicher Hand. Kontrollen
sind einfach möglich.
Um die Informationslücke zu diesem Thema in der Gesellschaft zu schließen, war
der Sögeler Hospizverein unter der Leitung von Michael Strodt auf die
Samtgemeinde zugegangen. „Das Verhältnis von Hospiz und Organspende ist sehr
interessant“, sagte Strodt.
Samtgemeindebürgermeister Günter Wigbers zeigte sich erfreut, die Ausstellung
in den Räumen des Rathauses aufstellen zu können. „Das ist ein öffentlicher
Raum, wo jeder vorbeikommt“, so Wigbers. Das Thema werde seiner Meinung nach
viel zu nachlässig behandelt. An diesem Ort eine Ausstellung zu eröffnen sei
daher geeignet, um die gesamte Bevölkerung zu erreichen.
Die Ausstellung kann bis Dezember besucht werden.
Text/Foto: Ingrid Cloppenburg