250 Besucher halten Gedenken an „Use olde Waohn“ wach

1. August 2019

Wahn – Bei herrlichem Sommerwetter fand in seiner 54. Auflage das traditionelle „Wahner Treffen“ auf dem Gelände der Mahn- und Erinnerungsstätte Alt-Wahn zwischen Sögel und Lathen statt.

Stellvertretend für den erkrankten Vorsitzenden des Arbeitskreises Alt-Wahn, Wilhelm Masbaum, begrüßte Georg Severin vom Heimatverein Sögel die gut 250 Besucher, unter ihnen überwiegend ehemalige Bewohner, deren Nachfahren und Freunde.„Heute kehrt hier wieder für ein paar Stunden Leben ein. Für die noch wenigen gebürtigen Alt-Wahner unter uns, die vor fast 80 Jahren gezwungen wurden, ihr Heimatdorf zu verlassen, bedeutet dieses Treffen mehr als nur ein Wiedersehen mit ehemaligen Nachbarn, Verwandten, Freunden und Bekannten. In ihnen werden Erinnerungen an die Kindheit und Jugend geweckt, und vor allem an die Kirche, die man damals wegen ihrer Größe und Pracht „Dom des Hümmlings“ nannte“, sagte  Severin.

So feierten die Besucher zum vierzehnten Mal Gottesdienst im Rund der wieder freigelegten St. Antonius-Kirche, der  von Pfarrer Bernhard Horstmann unter  der musikalischen Mitwirkung der “Musikfreunde Sögel“ zelebriert wurde. Horstmann durchleuchtete in seiner Predigt zum Dreifaltigkeitstag den Begriff Trinität (Dreieinigkeit) und brachte dabei die unterschiedlichen Aspekte des einen Gottes zum Ausdruck. Die Gläubigen beteten auch für die im letzten Jahr verstorbenen Alt-Wahner.

Auch in diesem Jahr zog der  in Alt-Wahn geborene und älteste Teilnehmer  Hermann Möhlenkamp mit seinen interessanten Erzählungen die Aufmerksamkeit vieler Besucher auf sich. Der inzwischen 97-Jährige wurde nach eigenen Worten durch die Zwangsräumung des Hümmling-Dorfes Wahn mit seinen Angehörigen nach Belm in den Ortsteil Vehrte umgesiedelt. Er sei dem jährlich stattfindenden  „Wahner Treffen“ seit Beginn im Jahr 1965  noch kein einziges Mal  ferngeblieben. Im Laufe des Nachmittags stellte Möhlenkamp sich spontan einem Interview mit Hedwig Ahrens vom  Norddeutschen Rundfunk  (NDR 1).

Bei Kaffee und Kuchen gab es dann für die Besucher  ausgiebig Gelegenheit, sich über Erinnerungen aus dem ehemaligen Hümmling-Dorf auszutauschen. Einige besichtigten die wieder frei gelegten Hofstellen, anderebesuchten die Grabstätten ihrer verstorbenen Angehörigen auf dem Friedhof. Die „Musikfreunde Sögel“ um Theo Schmees überraschten derweil mit altem Hümmlinger Liedgut und Hermann Brachem animierte die Besucher  zum Mitsingen. Severin bedankte sich abschließend bei der Gemeinde Sögel, den Arbeitern des Sögeler Bauhofes sowie bei den Helfern der Heimatvereine Lathen und Sögel für die Unterstützung.

Die ehemalige Dorfstelle Wahn mit seinen damals gut 1000 Einwohnern  war im Zuge der Erweiterung des Krupp´schen Schießplatzes ab dem Jahr 1939 zwangsgeräumt und dem Erdboden gleichgemacht worden. Die Wahner St. Antonius-Kirche, die damals größte Kirche Nordwestdeutschlands mit 650 Sitzplätzen, wurde 1942 abgerissen. Unter der Regie der  Nationalsozialisten wurden die Bewohner an 49 verschiedenen Orten umgesiedelt.

Text/Foto: Gisela Arling

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