Gemeinsame Rückkehrberatung von Caritas und SKM
2. Juli 2019Flüchtlinge ohne Bleibeperspektive ergebnisoffen und unabhängig beraten
Meppen. Geflüchtete neutral beraten, dieser verantwortungsvollen Aufgabe stellen sich seit Jahrzehnten der Caritasverband für den Landkreis Emsland und der Sozialdienst katholischer Männer (SKM). Mit der neuen Rückkehrberatung wird abgelehnten Asylbewerbern künftig eine ergebnisoffene und unabhängige Beratung angeboten. Ziel kann es dabei auch sein, realistische Perspektiven für eine Rückkehr in die Herkunftsländer zu entwickeln.
Das Projekt wird vom niedersächsischen Innenministerium gefördert. Mit diesem Mosaiksteinchen bieten wir künftig gemeinsam mit dem SKM zusätzliche Beratungen und Hilfen für Menschen ohne Bleibeperspektive, sprich abgelehnte Asylbewerber, an. „Wir möchten damit als neutrale Stellen in belastenden Situationen ergebnisoffen und unabhängig beraten“, so Marcus Drees, Geschäftsführer vom Caritasverband für den Landkreis Emsland. Wer sich für eine Rückkehr in sein Heimatland entschließe, solle die Möglichkeit erhalten, das Land in einem würdevollen Rahmen verlassen zu können. Der Caritasverband für den Landkreis Emsland ist seit April als Projektpartner offiziell mit dieser neuen Aufgabe betraut und für das nördliche Emsland und das südliche Ostfriesland zuständig. Dazu hat die Sozialarbeiterin Marina Galster ihr Büro in der Caritas-Beratungsstelle in Sögel bezogen. Geflüchtete aus den Altkreisen Meppen und Lingen werden bereits seit Jahresbeginn von Nicole Jager vom SKM betreut.
Die meisten Flüchtlinge, die in die Beratungsstellen kommen, haben abgelehnte Asylanträge und alle juristischen Möglichkeiten ausgeschöpft. Sie leben in der Region ohne Zukunftsperspektive und müssen mit einer Abschiebung rechnen. „Abschiebungen sind immer ein traumatisches Erlebnis, insbesondere dann, wenn Kinder beteiligt sind. Die freiwillige Ausreise wirkt dem entgegen“, so Jager. Andere wollen zurück zu ihren Familien ins Heimatland, weil sich die Situation dort geändert hat oder weil sie Heimweh haben. Die ersten Familien wurden bereits auf die Rückreise vorbereitet oder haben das Land verlassen. „Die Menschen bekommen durch unsere ergebnisoffene Beratung neue Wege aufzeigt und damit eine Perspektive“, so Jager. In einem konkreten Fall wurden Kontakte zu Beratungsstellen im Heimatland hergestellt, die Schulanmeldung vorbereitet und Wohnraum vermittelt. Die Beraterinnen stehen den Rückkehrwilligen im gesamten Prozess zur Seite. Sie unterstützen die Flüchtlinge bei der Beschaffung der erforderlichen Dokumente, stellen Förderanträge und organisieren die Rückreise. Sie stimmen sich dabei mit den jeweiligen beteiligten Institutionen und Behörden ab.
Arnold Esters, Geschäftsführer vom SKM, machte deutlich, dass es bisher einmalig in Niedersachsen sei, dass zwei Träger gemeinsam ein derartiges Projekt durchführen. Die enge Kooperation zwischen den Trägern aus verschiedenen Bereichen der Migrationsarbeit ist ein großer Vorteil. „Wir kennen die Geflüchteten bereits häufig aus der Migrationsberatung und haben auch das Vertrauen der Flüchtlinge“, so Esters. Bei der Rückkehrberatung geht es nicht nur darum, Optionen für eine Rückkehr aufzuzeigen, sondern alle bestehenden Möglichkeiten und Perspektiven anzusprechen. Das Ziel ist, die Klienten so umfassend zu informieren, dass sie eine selbstbestimmte Entscheidung treffen können, erklärt Esters. Viele der jetzigen Flüchtlinge werden in Zukunft in ihre Heimat zurückkehren wollen. Er verweist auf seine Erfahrungen zur Jahrtausendwende, als ein Großteil der Balkanflüchtlinge nach dem Ende der Kampfhandlungen, in die ex jugoslawischen Länder zurück wollte. „Wenn sich die Sicherheitslage im Bürgerkriegsland Syrien irgendwann einmal entspannen sollte, werden möglicherweise viele Schutzsuchende den Wunsch äußern, in ihr Heimatland zurückzukehren. Auch darauf muss man vorbereitet sein“, so Esters. Dies benötigt entsprechende Beratungsstrukturen in Deutschland als auch Netzwerkpartner im Heimatland.
Interessenten, insbesondere auch ehrenamtliche Helfer, können sich an die SKM Beratungsstelle des SKM (für Meppen und Lingen) oder Caritas-Beratungsstelle Sögel (nördliches Emsland) wenden.
Text/Foto: Jürgen Eden