Feierliche Einsegnung des Bestattungswaldes „Spahner Südholz“

2. Juli 2019

Sögel/Spahnharrenstätte – Im Spahner Südholz hat die Samtgemeinde Sögel am Pfingstmontag den Bestattungswald eröffnet. Mehr als 200 Gäste nahmen an der Einsegnungsfeier teil. Samtgemeindebürgermeister Günter Wigbers hielt das Grußwort.

Wigbers erklärte, dass man fünf Jahre auf kirchlicher und kommunaler Ebene zunächst sehr konstruktiv, dann aber plötzlich auch kontrovers diskutiert habe. Die Diskussion habe alle Beteiligten an die Grenzen gebracht und auch belastet. Damit meine er in erster Linie aber nicht die gerichtlichen Auseinandersetzungen, Zeitungsberichte, die „in Teilen ganz unerträglichen und unwürdigen Facebook-Veröffentlichungen“ oder „menschliche Enttäuschungen“.

Vielmehr ginge es um die Gespräche mit Angehörigen, die mit ihren Verstorbenen zu Lebzeiten besprochen hätten, dass sie ihre letzte Ruhe im Spahner Südholz finden wollten. Dass sie in den vergangenen Jahren „voller Ungeduld und Verzweiflung“ hätten ertragen müssen, dass sie keinen Ort gehabt hätten, um mit und um ihre Angehörigen zu trauern, „das ist, was die Angehörigen und auch uns so sehr aufgewühlt, belastet und betroffen gemacht hat“, betonte Wigbers.

Dass den Menschen die freie Wahl überlassen werde, wo sie ihre letzte Ruhe finden, sei auch ein Akt der christlichen Nächstenliebe. Ein Bestattungswald sei kein Ausdruck von Beliebigkeit oder des Zeitgeistes, sondern er folge den Bedürfnissen von Menschen. „Wir verraten nicht nur unseren Glauben nicht, wir verraten auch unsere Werte nicht, im Gegenteil“, sagte Wigbers. Der Sögeler SG-Rat und der Spahnharrenstätter Gemeinderat seien ihren Überzeugungen, Politik für die Menschen zu machen, treu geblieben. Die Beschlüsse seien „nach ganz normalen demokratischen Grundsätzen“ gefasst worden.

Die Entscheidung über Ort und Form der letzten Ruhe sei eine höchstpersönliche. Diesen Akt der Selbstbestimmung gelte es zu respektieren. „Versprechen wir uns doch heute einfach, es jetzt gut sein zu lassen und den Menschen ohne Gewissensnot die freie Wahl zu lassen. Respektieren wir doch einfach den letzten Willen eines jeden Menschen“, appellierte Wigbers.

Einen besonderen Dank richtet der SG-Bürgermeister unter dem Applaus der Zuhörer an den Spahnharrenstätter Bürgermeister Reinhard Timpker („Auch an euch ist das alles nicht spurlos vorbeigegangen“), sowie an die Arenberg Meppen GmbH, die Eigentümerin des Waldes im Spahner Südholz ist. Der wirtschaftliche Ertrag aus dem Bestattungswald fließe in die Arenberg-Stiftung, die unter anderem die Finanzierung von Kindergärten auch in der SG Sögel fördere.

Bürgermeister Reinhard Timpker aus Spahnharrenstätte warb um „Toleranz gegenüber den Wünschen der Lebenden“ und „Respekt gegenüber den Toten“. Beides sei maßgebend für das lokalpolitische Entscheidungshandeln gewesen.

Timpker hob hervor, dass die Veränderung in der Bestattungskultur inzwischen auch den ländlichen Raum erreicht habe. Er betonte aber auch, dass die Gemeinde unter der Debatte gelitten habe. Zwischenzeitlich habe man den Eindruck gewinnen könne, der ganze Ort wäre gegen den Bestattungswald. Dabei sei die breite Mehrheit entweder neutral oder habe dem Vorhaben positiv gegenüber gestanden. Die mediale Präsenz habe leider „wie so oft“ der lautstarken Minderheit gehört, beklagte Timpker.

Den kirchlichen Segen erteilen gemeinsam Pfarrer Bernhard Horstmann von der Hümmlinger Pfarreiengemeinschaft, Pastor Matthias Voss von der evangelischen Markuskirchengemeinde sowie Pfarrer Marius-Gabriel Matei von der rumänisch-orthodoxen Kirchengemeinde. Horstmann sprach von einer „Stätte der Hoffnung und des Neubeginns“.

Die anwesenden Künstler Lambert Hackmann, Günter Schnorrenberg und Michael Horstmann  informierten die Gäste durch einen Handzettel über die Bedeutung der Gestaltung des Kreuzes; der Text wurde gemeinsam in aller Stille gelesen wurde.

Den musikalischen Rahmen bildeten sehr stimmungsvoll und dem Ort angemessen Melanie Korte und Gaby Jansen vom Spahnharrenstätter Klarinetten-Ensemble.

Text/Foto: Samtgemeinde Sögel

 

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