Laos – Reich der eine Million Elefanten
3. November 2018Diese Bezeichnung gab sich Laos früher. Sie war vermutlich immer übertrieben, ist es jetzt auf jeden Fall. In den dichten Urwäldern leben aber noch wilde Elefanten, Tiger, Leoparden sowie andere exotische Tiere und harren ihrer Ausrottung; denn die Wilderei ist hier ebenso exorbitant wie in Afrika. Hinzu kommt noch die permanente Waldzerstörung. – Dennoch bleibt das exotische Land ausgesprochen sehenswert.
Die Hauptstadt Vientiane präsentiert sich sauber und aufgeräumt mit breiten Boulevards sowie Parkanlagen. Dennoch hat der Ort sich die Ausstrahlung einer französisch-laotischen Kleinstadt bewahrt. Das französische Erbe wird hervorgehoben durch einen französisch-laotischen Triumphbogen in einem Park. Natürlich gehe ich zu der Ruhe ausstrahlenden Klosteranlage Wat Sisaket mit vielen Buddhafiguren und herrlichem tropischen Garten. Den Höhepunkt einer Stadtbesichtigung bildet das Nationalheiligtum That Luang. Mit seinem großen goldfarbenen Stupa (glockenförmige Konstruktion) auf drei quadratischen Terrassen stellt er das Wahrzeichen der Stadt dar. Er wurde im 16. Jahrhundert über einem älteren Stupa errichtet und soll eine Reliquie von Buddha beherbergen.
Mit dem Flugzeug erreiche ich die alte Hauptstadt und Königsresidenz Luang Prabang. Sie ist Unesco-Weltkulturerbe und Touristenhochburg, hat sich gleichwohl ihren ländlichen Charme bewahrt. Ich bummele über einen lebendigen Markt, der fast nur von Einheimischen besucht wird. Gemüse, Obst, Plastikgeschirr, elektronischer Krempel aus China, der selbst in deutschen Billigstläden unverkäuflich wäre, Garküchen, vergammeltes Fleisch – alles, was offenkundig das Herz eines Laoten erfreut und in meinem Magen Übelkeit hervorruft, wird feilgeboten in einer Attacke auf Augen und Nase. Wenn ich es allerdings mit einem benachbarten Touristenmarkt vergleiche, ist mir der einheimische lieber. Zur Erholung der Sinne bietet sich ein beschaulicher Spaziergang am Fluss Mekong an.
Ich kehre in einem Restaurant am Ufer ein. Es gibt wie in ganz Südostasien Nudelsuppe. Mal schmeckt sie besser, mal riecht sie schlechter, hat jedoch den Vorteil, kochend heiß zu sein, so dass sie Keime an Besteck und Geschirr abtötet – hoffe ich zumindest bis zum ersten Durchfall. (Wieder zu Hause muss ich eine Nudelsuppenentziehungskur durchführen.)
Für die Besichtigung des prächtigen vergoldeten Königspalasts mit all seinen Nebengebäuden in einem tropischen Park lasse ich mir viel Zeit. Am Eingang des Parks thront die goldene Statue eines Königs auf einem Postament. (Hätte er statt eines Schwerts eine Rolle Klopapier in den Händen, könnte er auch woanders sitzen.)
In einer weiteren ausgedehnten Tempelanlage kann man die vergoldete königliche Beisetzungsbarke besichtigen. Der Abend bietet sich für die Vorführung traditioneller Tänze in der königlichen Tanzhalle an. Sie sollte wegen der tropisch-stickigen Luft allerdings eher Trancehalle heißen. Gegen das Raumklima erweisen die Tänzerinnen sich als immun. Denn trotz schwerer Kostüme liefern sie eine exotisch prächtige Aufführung .
Natürlich unternehme ich eine geruhsame Bootsfahrt auf dem Mekong. An mir ziehen Urwald und Pfahlhütten, die sich gelegentlich zu kleinen Dörfern versammeln, vorbei. Fischer werfen ihre Netze aus, altersschwache Passagierboote und überladene Lastkähne tuckern flussauf-flussab. Nach ungefähr drei Stunden erreiche ich die Höhle von Pak Ou. Sie öffnet sich in etwa 40 m Höhe zum Fluss und ist über eine gewundene Treppe erreichbar. Das Höhleninnere birgt mehrere hundert Buddhastatuen und -altäre. Hier opfern die Einheimischen, ohne von mir Notiz zu nehmen. Dies tut aber eine der vielen an der Höhlendecke hängenden Fledermäuse und erleichtert sich auf meinen Kopf. Mit einem Male nehmen die Einheimischen mich wahr, lachen und versichern mir, dies bringe Glück. – Ich wasche mir später lieber die Haare.
Am gegenüber liegenden Ufer schlürfe ich in einem sehr einheimischen Lokal eine Nudelsuppe. Da ich mir nichts hole, wirkt der Fledermausurin vielleicht doch. Ich fahre mit dem Boot geruhsam zurück nach Luang Prabang. In der Nähe der Stadt wandere ich zum Khouang Sy-Wasserfall. Er stürzt aus beachtlicher Höhe in ein großes Becken und bildet hinabströmend weitere, von dichter Vegetation gesäumte Becken. Auf dem Rückweg zur Stadt durchquere ich mitten im Urwald ein Dorf der Miau oder Mon. Die zierlichen Leute scheinen recht geschäftstüchtig zu sein. Denn sie schicken, um Waren feilzubieten, ihre Kinder vor, die in ihrer Winzigkeit Mitleid erheischen.
Ich verlasse dieses schläfrige und schöne Laos mit liebenswerten Menschen. – Vor einigen Monaten erschien bereits ein Artikel über Kambodscha. Mit Eindrücken aus Vietnam vervollständige ich in den nächsten beiden Monaten die Berichte über das ehemals französische Indochina.
Text/Foto: : UM