Mauergedichte in Sögel feiern Jubiläum
7. Oktober 2018Sögel – Der Arbeitskreis „Mauergedichte“ hat das zehnte Mauergedicht in der Gemeinde Sögel eingeweiht. Die Sögelerinnen Doris Möhlenkamp und Manuela Wübben setzten die künstlerische Präsentation des Gedichtes „Wünschelrute“ von dem Lyriker Joseph von Eichendorff an der Rückwand der Begegnungsstätte Weißes Haus um.
Ingrid Cloppenburg vom Arbeitskreis freute sich über die große Anteilnahme an der Enthüllung. Der Arbeitskreis habe sich bewusst für die Rückwand des Gebäudes entschieden, um eine Abgrenzung zum gegenüberliegenden Gedicht am Rathaus zu erzeugen. „Wie wunderbar ist es, dass das zehnte Mauergedicht am Giebel dieses Hauses ist, in dem so viel Leben steckt: Kleine und große Menschen, sogar die Mauersegler fühlen sich hier wohl und jetzt dieses bunte Gedicht!“, freute sich auch Mauergedicht-Ideengeberin Christiane Bangert. Die vier Verse Eichendorffs würden laut Initiator und Pate des Gedichts, Michael Hevicke, Dimensionen verknüpfen, die eigentlich nichts miteinander zu tun hätten. „Viele Jahre habe ich unter dem Dach in der Beratungsstelle des Weißen Hauses mitgearbeitet und weiß, was es bedeutet, ein Zauberwort zu treffen, um das es im letzten Vers des Gedichtes geht“, so Hevicke. Die Einfachheit und Genialität der Verheißung des Gedichtes fasziniere ihn: „Wir stimmen beim Lesen innerlich sofort zu und merken gar nicht, dass uns hier Unmögliches aufgetischt wird.“ Jedoch sei dieses Unmögliche die Kernaussage des Gedichtes. „Es ist die Verheißung, dass wir Mauern überspringen können. Dass in Situationen, Dingen und Menschen mehr drinsteckt, wenn wir den richtigen Punkt treffen, der verzaubert. Kinder können jeden Gegenstand zu allem Möglichen werden lassen und auch noch damit sprechen“, interpretierte Hevicke. Das Gedicht erkläre, dass jeder in Dingen Sinn finden und ihnen Sinn geben könne. Zum Ende seiner Ansprache ließ er alle anwesenden Kinder blind einen Stein von der Ostsee aus einem Korb ziehen. „Dieser Stein ist zum Verzaubern. Wenn ihr Kraft braucht, nehmt ihn fest in die Hand und vertraut darauf, dass noch viel mehr in euch steckt“, sprach Hevicke den Kindern Mut zu.
Der im Weißen Haus ansässige Verein Mütterzentrum e.V. zeigte sich von dem Gedicht begeistert. „Ein Gedicht hat mit Sprache zu tun, die im Mütterzentrum besonders wichtig ist. Genauso wie die damit verbundene Kunst, die die Kinder hier täglich praktizieren“, sagte Vorstandmitglied Silvia Klaß. Auch Bürgermeisterin Irmgard Welling zeigte sich erfreut. Sie dankte den Künstlerinnen und Gedicht-Ideengeber Hevicke für die Umsetzung des Mauergedichts in Eigeninitiative. Die Gemeindeverwaltung finanziere jährlich ein Mauergedicht. „Ich finde es toll, dass die Mauergedichte solch ein Engagement und Interesse hervorrufen“, so Welling. Das neue Mauergedicht mache Sögel „wieder ein bisschen schöner“.
Text/Foto: Marina Heller