Frühschwimmen findet bei diesem Wetter viele Anhänger

28. September 2018

Günter Kiesel zieht jeden Morgen seine Bahnen im Sögeler Waldbad

Sögel. Am frühen Morgen um halb sieben wartet Günter Kiesel bereits auf den Einlass. Sein Wecker hat ihn um 5 Uhr geweckt. Die Zeitung hat er bereits gelesen und das Frühstück vorbereitet. Doch jetzt erst will er, wie an den anderen Wochentagen auch, seine 70 Bahnen im Waldbad Sögel schwimmen.

Dieses tut er nicht alleine. Bei den sommerlichen Temperaturen findet das Frühschwimmen immer mehr Anhänger. „Manchmal haben wir morgens bis zu 50 Gäste im Wasser“, berichtet Schwimmeister Ringo Pawelczyk. An weniger frequentierten Tagen manchmal auch nur zehn. Das Frühschwimmen ist dienstags bis freitags von 6:30 Uhr bis 8:00 Uhr möglich. Kiesel und auch die anderen Schwimmer sind der Gemeinde Sögel dankbar für dieses Angebot. „Toll, dass wir hier praktisch direkt vor der Haustür so eine gute Möglichkeit für den Frühsport haben.“

Kiesel zieht sich in der Umkleidekabine um, steigt in das 25 Meter lange Schwimmerbecken an und zieht seine Bahnen. Seine Stammbahn ist am äußeren Rand des Beckens, ganz in der Nähe der Bäume. Dabei zählt er laut mit. Fast immer zum gleichen Zeitpunkt, nämlich nach 30 Minuten, hat er seinen Morgensport beendet. Dann hat er die 70. Bahn vollendet. Brustschwimmen liegt ihm am meisten. In Ruhe durch das Wasser gleiten und die gleichmäßigen Schwimmbewegungen üben dabei eine fast meditative innere Ruhe bei ihm aus. „Das ist wie eine Sucht“, erklärt der leidenschaftliche Frühschwimmer. Zu Beginn der Badesaison koste es immer ein bisschen Überwindung, mit dem Schwimmen zu beginnen.

Aber so nach und nach ist es ein so fester Bestandteil in seinem Tagesablauf, dass es ihm schwer fallen würde, darauf zu verzichten. Dabei macht ihm die morgendliche Kälte im Frühjahr überhaupt nichts aus. „Selbst bei Bodenfrost im Mai bin ich hier schon geschwommen. Das Wasser ist beheizt, da bin ich nicht so empfindlich.“ Die Atmosphäre des Waldbades im natürlichen Ambiente von Bäumen und Rasenflächen habe es ihm dabei besonders angetan.  Es gab eine Zeit lang ein Eichhörnchen, das sich ab und zu am Wasserrand aufhielt und sogar aus dem Becken getrunken habe, erinnert sich Kiesel.

Geredet wird nicht beim Schwimmen. An diesem Morgen sind noch zehn andere Schwimmer im Becken. Man grüßt sich kurz beim Einsteigen ins Wasser und fängt dann in „seiner“ Bahn an zu schwimmen. Ein kurzes Nicken beim Ausstieg, das war es dann schon mit den Gesprächen. Einige Frühschwimmer ziehen sich gleich zuhause ihre Badehose bzw. ihren Badeanzug an und kommen nur mit einem Bademantel bekleidet zum Waldbad. Als Mitbringsel ein Handtuch unterm Arm, Badelatschen an den Füßen. Nah am Waldbad Wohnende scheuen sich auch nicht, in dieser Montur mit dem Fahrrad zu kommen. „Man kennt sich hier halt“, ist die einfache Erklärung einer weiteren Frühschwimmerin.

Kiesel schwimmt schon seit über 30 Jahren. „Dabei war ich zu Beginn gar kein guter Schwimmer.“ Er kennt das Waldbad noch aus früheren Zeiten und erinnert sich gerne an „seinen“ ersten Bademeister Bernhard Dinklage, für ältere Sögeler ein Begriff, ebenso wie sein Nachfolger Gerti Thoben. Doch auch mit dem neuen Bademeister kommt Kiesel gut zurecht. Immerhin sieht er ihn jeden Morgen. Am Samstag, Sonntag und Montag wird im Waldbad kein Frühschwimmen angeboten. „Dann frühstücke ich vor dem Schwimmen und gehe erst um 11 Uhr bzw. 14 Uhr ins Becken. Ohne Schwimmen geht es nicht.“ Im Winter weicht er auf das Hallenbad in Lindern aus, fährt Fahrrad oder bereitet sich auf seinen Ski-Urlaub vor. „Der Sport hält mich fit. Ich bin selten krank und habe im Gegensatz zu einigen Kollegen in ebenfalls sitzender Tätigkeit keine Rücken- oder Nackenbeschwerden“, so der Sparkassenkaufmann. Nach dem Schwimmen frühstückt er zuhause und beginnt dann frisch und ermuntert mit der Arbeit in der Sögeler Sparkasse.

Text/Foto: Ingrid Cloppenburg

 

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