Amerikaner nutzt intensiv das Sögeler Gemeindearchiv
1. August 2018Sögel – Viele Gründe haben Bob Schuster bewogen, sich seit 2016 bereits zum vierten Mal von seinem Zuhause in den USA in Huntsville / Alabama über 7.000 km aufzumachen und für knapp zwei Wochen im historischen Archiv der Gemeinde Sögel zu arbeiten.
„Ich spiele kein Golf, ich gehe nicht angeln.“ Alles, was man landläufig mit Freizeitgestaltung eines US-Amerikaners verbindet, trifft auf Bob Schuster nicht zu. Es ist ein ganz persönliches Projekt, was ihn antreibt, hierher zu kommen, zu lesen, zu recherchieren, seine Gedanken zu ordnen. Er hat ein starkes Interesse an der Zeit der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts. „Ich möchte eine Geschichte, vielleicht auch einen Roman über ein kleines Dorf in der hiesigen Region zu dieser Zeit schreiben. Fiktive Personen leben, handeln, denken in einem möglichen realen historischen Umfeld. Ob mir das Vorhaben gelingt – wir werden sehen.“
Entscheidende Anregungen findet er dafür nur bedingt in seiner umfangreichen häuslichen Bibliothek. Die Recherche vor Ort ist für ihn wichtig. Daher ist er äußerst fasziniert gewesen von den Möglichkeiten des Sögeler Archivs und hier insbesondere von der viele Ordner umfassenden Sammlung der Emszeitung v.a. über den Raum Hümmling aus den 20er bis 40er Jahren. Da lassen sich in amtlichen Verlautbarungen, kurzen Nachrichten, Berichten, aber auch Inseraten die täglichen Abläufe, das unmittelbar berührende Leben in all seinen Facetten und Entwicklungen recht gut nachspüren. Da wird erkennbar, wie das Medium Zeitung durch die Gleichschaltungspolitik der Nationalsozialisten von heute auf morgen die Ausrichtung und Perspektive verändert.
Es ist nicht verwunderlich, dass Bob Schuster, der leidlich gut Deutsch spricht, auch seine eigene Biographie auf den Weg nach Sögel geführt hat. Er, dessen Urgroßvater aus dem deutschsprachigen Raum stammte, kam mit knapp 18 Jahren 1972 als Soldat der US-Army nach Sögel in die Mühlenberg-Kaserne. Mit einigen kurzen Unterbrechungen blieb er bis 1981. Die eigentlich enge Verbindung war wohl seine Heirat mit einer Söglerin 1980. Es folgten weitere Stationen wie in der Army üblich in verschiedenen Standorten in Deutschland bis 1987. Bisher hat er auch immer seine Aufenthalte genutzt, Angehörige zu besuchen und sein Bild von diesem Land zu erweitern.
Durchaus möglich, dass Bob Schuster noch einmal nach Sögel kommt. „Es hängt ein wenig ab vom Fortgang meines Projektes. Ich muss noch einiges zu Papier bringen.“
Text: Ingrid Cloppenburg / Foto: Gemeindearchiv Sögel