Weidenskulpturen auf den Inseln von Clemenswerth

27. Mai 2018

Sögel – Ein Höhepunkt barocker Landschaftsgestaltung ist die Einbindung von Wasserflächen. So wurden für Schloss Clemenswerth drei Bassins ausgehoben und durch Kanäle verbunden. In den Bassins sind insgesamt fünf Inseln angelegt. Diese dienen heute als Präsentationsflächen zeitgenössischer Kunst.

Der Landschaftskünstler Joachim Jacob fertigte für drei Inseln Arbeiten aus Weidenästen. Bei der Erstellung der Objekte ließ er sich von der Architektursprache des Schlosses und seiner Dekoration mit Rocailles (franz.: Muschelwerk) inspirieren. Rocailles sind muschelförmige Ornamente, die gern mit Blatt- und Rankendekorationen verbunden wurden. Sie sind ein Stilelement des Barocks, genau genommen des Spätbarocks, der Zeit des sogenannten Rokokos. Jacob faszinieren diese konkaven und konvexen, die gegensätzlichen und zugleich sich ergänzenden Formen der Ornamentik, die auch die architektonische Grundrissgestaltung des Zentralgebäudes mit seinen Ein- und Ausbuchtungen prägen. Er selbst sagt: „Mir ist es wichtig architektonisch auf den Inseln, am Ende der Sichtachsen, auf die Schlossanlage zu reagieren.“

Auf der Insel im nördlichen Bassin steht die Figur „Les Echos“ in konvexer Form, mittig die Figur „Kurven/Raum/Spiel“ und auf der Insel im südlichen Bassin die Figur „Les Echos“ in konkaver Form. Die Arbeiten bestehen aus Weidenästen vom Hümmling. So nimmt Jacob mit der Verwendung von Weidenästen, wie das Rokoko mit der Rocaille, Bezug auf die Natur. Und ebenso wie in der spätbarocken Ornamentik wird sich bei den Weiden durch den Austrieb ein begleitendes Blattwerk entwickeln.

Jacob macht es dem Betrachter nicht leicht. Denn die Arbeit auf dem mittleren Bassin erschließt sich erst richtig aus der Vogelperspektive. Aus der Seitenansicht bedarf es beim Betrachten eines großen Abstraktionsvermögens, um die Form zu erkennen. Auch hier gibt es Parallelen zum Rokoko, denn im Gesamtornament bleibt dem flüchtigen Blick die Rocaille zuweilen verborgen.

Joachim Jacob hat einen Teil der Weidenäste weiß getüncht, um zum einen die Arbeit wie eine abstrakte Raumzeichnung erscheinen zu lassen und zum anderen eine Fernwirkung zu erzielen. Damit ist sein Werk aus der Entfernung, vom Schloss aus, zu erkennen und lockt so den Besucher zu den Wasserflächen, von wo er die ausgedehnte Dimension der Jagdsternanlage eindrücklich erleben kann.

Die Arbeiten von Jacob treten in einen inhaltlichen und formalen Zusammenhang zur spätbarocken Schlossanlage. Das Gesamtkunstwerk Schloss Clemenswerth und die Weidenobjekte stehen so in einer Beziehung und stellen die Frage in den Raum nach den Wechselwirkungen, Verbindungen und Symbiosen zwischen Architektur und Natur.

Die Installation, die bis 31. Oktober zu sehen ist, wird gefördert mit Mitteln der EWE STIFTUNG und der Emsländischen Sparkassenstiftung. Eine Vernissage findet in Form eines Kunstgespräches mit Joachim Jacob und Museumsdirektor Oliver Fok am Donnerstag, den 16. August um 18.30 Uhr, statt. Interessierte sind hierzu herzlich eingeladen.

Text: Oliver Fok / Foto: Emslandmuseum Schloss Clemenswerth

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