Bewegende Gedenkfeier zur Erinnerung an jüdische NS-Opfer
21. Januar 2018Sögel: Die Gedenkfeier zur Erinnerung an die Reichspogromnacht 1938 wurde in diesem Jahr von Schülern und Schülerinnen der Schule am Schloss vorbereitet, die unter der Leitung von Lehrerin Marion Geers auch der „SoR-AG – Schule ohne Rassismus- Schule mit Courage“ angehören, einem Projekt, das seit den frühen 90er Jahren in vielen Ländern Europas, auch in Deutschland und in Niedersachsen, immer bekannter wird.
In ihrer Begrüßung erinnerte Bürgermeisterin Irmgard Welling an den Morgen des 10. Novembers 1938, als im Zuge der Reichspogromnacht die Synagoge in Sögel angezündet wurde. Dabei habe ein Nachbar der Familie Knipper die Thora aus der Synagoge gerettet und zunächst in seinem Haus verwahrt, bevor er sie später an die Überlebenden der Familie Grünberg übergab. Unter den Zuhörern befand sich auch Ruth Grünberg aus Sögel, die sich am Ende der Veranstaltung mit bewegenden Worten bei allen Beteiligten für die Gedenkfeier bedankte.
Während einige Schüler die Ausgrenzung und Verfolgung der Juden zur Zeit des Nationalsozialismus vorstellten, traten acht andere Schüler und Schülerinnen in schwarzer Kleidung mit gelbem Stern und einem Koffer in der Hand auf die Bühne. Sie erinnerten mit beeindruckenden Worten an das Leben von acht aus Sögel stammenden Juden, die während der Nazi-Zeit im Zweiten Weltkrieg in Konzentrationslager deportiert und ermordet wurden.
„Ich wurde ausgeschlossen, vertrieben, verhaftet, deportiert“, hieß es da und jeder einzelne sprach zum Schluss: „Von meinem Leben blieb am Ende nur ein Koffer.“ Neben jedem Koffer zündeten die SchülerInnen eine Kerze an und verließen die Bühne.
Die Kerzen brannten für: Joseph Jacobs, David Jacobs. Emilie Jacobs, Fritz Josef Jacobs, Daniel Jacobs, Julie Meyer, Helene Sax und Rudolf Sax. Alle hatten am Markt 15 in Sögel gewohnt und wurden nach Riga, dem heutigen Lettland, deportiert und ermordet.
Die Gedenkveranstaltung wurde musikalisch umrahmt durch meditative Instrumentalstücke auf der Flöte und Gitarre mit Sylke Geers, Reinhild Gallus und Jürgen Jansen.
Die Schule am Schloss nimmt seit 2013 an dem bundesweiten Projekt „Schule ohne Rassismus- Schule mit Courage (SoR)“ teil und hat sich dazu verpflichtet, mitzuhelfen, dass Rassismus, Gewalt und Diskriminierungen jeglicher Art keinen Platz an ihrer Schule einnehmen.
Projektleiterin Marion Geers erklärte: „In einer regelmäßig stattfindenden Arbeitsgemeinschaft werden Aktionen für das Schuljahr geplant, die für das Thema sensibilisieren sollen, damit wir langfristig gegen jegliche Form von Diskriminierung vorgehen können. So haben wir zum Beispiel kürzlich die für die deportierten und ermordeten Sögeler Juden verlegten Stolpersteine gereinigt, poliert und mit einer roten Rose geschmückt, um dem Vergessen ein Stück entgegenzuwirken.“
Bei Gedenkveranstaltung in der Sögeler Aula haben folgende SchülerInnen mitgewirkt: Laura Koldemeyer, Sina Kißmehl, Jan Sandmann, Ann-Christin Gerdes, Diana Patrascu, Tim Dierkes, Svenja Pape, Michelle Pischel, Johanna Schmits, Neo Waldow, Manfred Völker und Jean Franci Nieland.
Text: Gisela Arling Foto: Hubert Gerdes