Ein „Neubürger“ erzählt

1. November 2017

Liebe Leserinnen und Leser,

schon vor einigen Wochen erhielten wir nachstehenden Bericht von Bernhard Kuhlmann mit der Bitte, ihn in einer unserer nächsten Ausgaben zu veröffentlichen. Er erzählt hier seine Geschichte als Neubürger in Sögel. Die Veröffentlichung war bereits für die Ihnen vorliegende November-Ausgabe fertig gesetzt, als uns die traurige Nachricht erreichte.

Leider ist Bernhard Kuhlmann Ende Oktober verstorben. Wir möchten seiner Bitte mit Unterstützung seiner Angehörigen dennoch nachkommen und ihn so in würdiger Erinnerung behalten.                                                                                  

  – Redaktionsteam der IfSuU –

 

Sögel ein freundlicher Ort mit zugewandten Menschen

Wir, Lotti und Bernhard Kuhlmann aus Hessen, von der Goethe- und Bebelstadt Wetzlar, sind zum Februar nach Sögel gezogen.

Als wir hier in Sögel ankamen und die ersten Gänge zu Handwerkern, Geschäften, Tourist-Info, Arzt, Apotheke und zur Gemeindeverwaltung machten, lernten wir die Aufgeschlossenheit der Sögler sehr schnell kennen. Zugewandt, freundlich und helfend waren die Begegnungen. In Metropolregionen ist dies meist nicht so. Alles ist dort anonymer und getriebener. Die uns gewährte Unterstützung im Anfang war wohltuend und erleichterte uns die Eingliederung.

Über einen Informationsflyer wurden wir von der politischen Gemeinde Sögel als Neubürger eingeladen. Die Einladung haben wir ange-nommen, weil wichtig und gut. Damit hatten wir die Gelegenheit mit dem Samtgemeindebür-germeister der Bürgermeisterin und der Stell-vertreterin zu sprechen und über die Gemeinde etwas zu erfahren. Darüber hinaus konnten wir selbst auch etwas von uns erzählen. Es war ein freundlich offenes Gespräch im gepflegten Ambiente des Ratskellers im Ludmillenhof. Wir erinnern uns gerne an den schönen Abend im beeindruckenden Gewölbe.

Bei Gängen durchs „Dörfchen“ stellten wir fest, dass Sögel sehr praktisch für Jung und Alt gebaut ist. Die Bebauung gliedert sich um den Dorfmittelpunkt, die Kirche St Jakobus. Sögel ist ein kompakter Ort mit kurzen Wegen. Alles, was der Mensch zum Leben wirklich braucht, ist rund um den Marktplatz zu haben. Gut ist es, dass noch viele Geschäfte im Zentrum sind. Das sollte so bleiben! Die Planung ist so fortzusetzen und die Geschäftsleerstände sollten zur Belebung des Ortskern noch gefüllt werden, sofern möglich.

Der freundlich und offen gestaltete Marktplatz ist absolut einladend. Hier hatten wir schon das »public viewing« zum Fußball – Deutschland gegen Nordirland – erlebt. Es war eine klasse Stimmung und ein fröhliches Miteinander. Besonders schätzen wir jetzt den Wochenmarkt. Hier sind wir zum Backfischessen und zum Einkauf – einfach locker und lecker! Für uns ist der Markttag auch guter Gesprächsort. Hier trifft man sich, hier lernt man sich kennen und tauscht Namen und Nachrichten aus. Herr Bongard hat uns bei der Ankunft helfende Hinweise gegeben. Er ist die Institution am Markt und der Wochenmarkt ohne ihn nicht denkbar. Wir schätzen ihn sehr.

Unsere Spaziergänge führen uns regelmäßig über „unseren Vorgarten“, die Schlossalle, zum Schloss Clemenswerth. Der Schlosspark ist mit seiner einzigartigen Geometrie wahrhaft der „Stern des Emslandes“. Er ist für uns Ort der Entspannung und Erholung. Begeistert sind wir vom meisterhaft gestalteten und gepflegten Klostergarten. Hier lässt es sich in Ruhe und Abgeschiedenheit auf einer Bank verweilen. Im wärmenden Licht der Sonne und windgeschützt von den mächtigen Taxushecken halten wir inne, lesen ein Buch, oder fangen mit der Kamera die Licht und Schattenspiele ein. Der Sitzplatz am „Gloriettchen“ ist für uns ein Genuss.

Den Reiz von Rosenfest, ParkArt, „Kleines Fest im großen Park“ und Falknertag sowie Schleppjagd haben wir schon kennengelernt. Herausragend war das „Kleine Fest im Großen Park“. Hier stimmten perfekt die Atmosphäre, die Künstler, das Essen, der Wein und der friedliche Verlauf. Was will der Mensch noch mehr?

Verschiedene Spaziergänge durch Sögel haben uns die Antonius-Grotte, die Gedenksteine am Ludmillenhof und Knippers Kohlenhof, die Wegkreuze an der Wahner Straße, den Friedhof an der Gartenstraße und den Jüdischen Friedhof im Wald entdecken lassen. Die Stolpersteine haben wir an einigen Gehwegen gesehen und in uns zum Gedenken gespeichert. Auch an und in der Kirche, der ev. Markusgemeinde, sind wir gewesen. Interessant war es zu erfahren, dass die Kirche als Fertigbautyp geschaffen wurde, um geflüchteten Menschen aus den deutschen Ostgebieten nach dem Krieg schnell Raum für Gebet, Andacht und Seelsorge zu geben.

Die von uns zu Sögel gesammelten Eindrücke, lassen uns sagen:

Wir haben es gut getroffen.

Wir sind in einem herrlichen Ort in gepflegter Landschaft und fühlen uns zuhause.

Text: Bernhard Kuhlmann

 

Nachtrag:

Alle zuvor geschriebenen Zeilen stammen aus tiefer Überzeugung und Zuneigung meiner Eltern zu ihrer neuen Heimat Sögel und seiner Menschen. Leider waren meinem Vater nur neun Monate vergönnt, diese positiven Eindrücke zu erleben. Meiner Mutter wünsche ich, dass sie noch viele weitere gute und schöne Erfahrungen machen darf. Die Anteilnahme der Menschen hier ist beeindruckend. Um einen Sögeler zu zitieren: “Sehen Sie wie ihre Eltern schon nach so kurzer Zeit hier angekommen sind.“

Ein gutes und zugleich beruhigendes Gefühl!

Frank Kuhlmann

 

 

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