Achtes Mauergedicht in Sögel eingeweiht
1. Oktober 2017Sögel – Das Gedicht „Giersch“ von Jan Wagner schmückt nun die Fassade des DRK-Gebäudes in Sögel. DRK-Präsident Rudolf Seiters weihte das mittlerweile achte Mauergedicht der Gemeinde Sögel feierlich ein.
„Mit dem Gedicht „Giersch“ werfen wir einen Blick in die Lebendigkeit der Natur“, so Seiters. Giersch gehöre zu den Pflanzen, die den Frühling ankündigen. „Giersch hat keine besonderen Ansprüche an den Standort und ist am Rande von Wegen und Wäldern, unter Hecken, in Parks und in Gärten zu finden.“ Seiters empfinde Sögel bereits seit seinen Bundestagszeiten als eine „liebens- und lebenswerte, interessante Kommune“, die ihren Ort und nun auch das DRK-Gebäude mit dem Mauergedicht kulturell und optisch bereichere.
Die ursprünglich aus Sögel stammende Künstlerin Merle Lembeck freute sich darüber, dass sie sich „in ihrer Heimat verewigen durfte“. „Ich habe bewusst kontrastreiche Farben wie Grün, Gelb und Orange verwendet, um die wilde Natur des Giersches darzustellen. Einfache Gierschblätter wären zu banal gewesen“, erläuterte Lembeck den Ausdruck ihres Kunstwerkes.
„Normalerweise trennen Mauern und sind grau. In Sögel aber können Mauern sprechen“, lobte Bundestagsabgeordnete Gitta Connemann den Arbeitskreis für Mauergedichte. Mit den Mauergedichten führe die Gemeinde eine alte Hümmling- Tradition fort: Viele alte Häuser wurden bereits vor einiger Zeit mit Giebelinschriften versehen. „Die Gemeinde Sögel gibt mit den Mauergedichten außerdem Künstlern und Nachwuchstalenten aus der Heimat Möglichkeiten und Chancen.“ Weiterhin lobte sie das Engagement der Hauseigentümer, die ihre Fassaden für die Mauergedichte bereitstellen.
Bürgermeisterin Irmgard Welling freute sich darüber, dass eine Sögelerin das achte Mauergedicht gestaltet hat. „Die Kunst gehört in Sögel seit vielen Jahren dazu. Die Gedichte geben den Hausfassaden einen besonderen Reiz“, so Welling.
„Man muss sich einfach Zeit nehmen, stehen bleiben und das Gedicht genießen“, fügte Ingrid Cloppenburg vom Arbeitskreis für Mauergedichte hinzu.
Der Schriftsteller Jan Wagner konnte an der Einweihung nicht teilnehmen, sandte aber ein Grußwort für die Eröffnung. In diesem heißt es, er habe das Mauergedicht als ein Geschenk wahrgenommen. „Gewöhnlich assoziiert man mit Gedichten etwas Leichtes, Luftiges, Schwebendes, das Blatt Papier, das so schnell vergilbt und verweht, oder nicht als die Laute, die ein Mund formt und die mit dem Sprechen bereits verklingen“, schreibt Wagner. Dass der Arbeitskreis sich all dem zum Trotz entschieden habe, eines seiner Gedichte auf ein Haus zu setzen, beglücke ihn. „Ich hoffe, Sie werden all der Zeilen und Worte nicht allzu schnell überdrüssig. Wie schön wäre es, wenn ein Gedicht auf einer Mauer zu einer Art Fenster würde.“ Wagner ist ein deutscher Schriftsteller und Übersetzer. Das Gedicht „Giersch“ stammt aus seinem Gedichtband „Regentonnenvariationen“.
Text/Foto: Marina Heller.

Irmgard Welling (v.l.), DRK-Präsident Dr. Rudolf Seiters, Künstlerin Merle Lembeck, Gitta Connemann, Günter Wigbers, Christiane Bangert, Ingrid Cloppenburg, Dieter Sturm und Monika Spille weihten das achte Mauergedicht der Gemeinde Sögel an der Fassade des DRK-Gebäudes ein.