Ehrenvolle Ernennung von Sögel
1. April 2017Sögel – Wie zu erfahren war, will die EU bevorzugt bisher unbekannte und vor allem kleinere Orte als europäische Kulturhauptstädte adeln. Dies ist Teil des EU-Programms zur Förderung ländlicher Regionen. Deshalb wurden vor einigen Jahren eine weitgehend unbekannte kleine Stadt in Nordschweden und in diesem Jahr das kleine Paphos auf Zypern ausgesucht. Der EU sind infolge der emsigen Inanspruchnahme des LEADER-Programms das Emsland und insbesondere die Samtgemeinde Sögel aufgefallen. Sie ist für 2018 in die engste Wahl als Kulturhauptstadt Europas gekommen. Trümpfe, die andere, wie Villaparva in Italien, Ciudadmerda in Spanien oder Bintown in Irland, wahrscheinlich ausstechen, sind die Perle des Emslandes, Schloss Clemenswerth, der Schafstall in Börger, die Geschichts- und Zukunftswerkstatt, die Großsteingräber, der Europäische Geschichtsweg, die Mühle Bruneforth in Stavern, der Ludmillenhof in Sögel, Marstall sowie Heimathof und die Hüvener Mühle. Das Batakhaus in Werpeloh hat die Juroren zwar beeindruckt, einige Reinheitsfanatiker haben es aber als nicht typisch emsländisch eingestuft und seinen Abriss verlangt. Die Gegner eines Abrisses konnten sich jedoch mit den Argumenten durchsetzen, das Haus stehe schon so lange dort, dass es emsländische Patina angesetzt habe. Zudem müsse dann auch das Schloss Clemenswerth abgerissen werden, da es nicht von einem Emsländer stamme. Das Europablau der Kreisverkehrsschafe Sögels hat ebenso beeindruckt wie die Familie im Zentrum des Kreisels Berßener Straße. Die Familie wurde als europäische Durchschnittsfamilie bezeichnet, die mit gedämpften Mienen in die europäische Zukunft blicke. Zu den Kreisverkehrsschafen wurde empfohlen, deren Zahl auf 28 gemäß der derzeitigen Mitgliederzahl der EU zu erweitern. Ein unübersichtliches Gedrängel sei in Kauf zu nehmen. Für den Kreisverkehr hinter dem Ortsausgang Sögels Richtung Lathen wurde eine weitere pädagogisch wertvolle Symbolfigur angeregt. Die Heidelandschaft im Kreiszentrum könne man getrost entfernen, da es in der Umgebung genügend Landschaft gebe.
Jetzt wird auch deutlich, warum das Zentrum Sögels renoviert und umgebaut wurde. Vermutlich ist frühzeitig etwas von den Plänen der EU für Sögel durchgesickert. Eine Klippe gibt es aber noch. Die Kulturhauptstadt Europas muss, wie die Bezeichnung schon aussagt, eine Stadt sein. Wie höheren Orts mitgeteilt wurde, könnte Sögel ab Anfang April kommenden Jahres Stadtrechte erlangen und sich dann mit dem Titel „Sigiltra sponsa Europae“ (Sigiltra Braut Europas) schmücken.
Text/Foto: UM