Johannesburg-Chef fordert bei Besuch von MdB Paschke längere Betreuung von Jugendlichen
3. März 2017Sögel – Der Geschäftsführer der Johannesburg, Franz-Josef Lensker, hat eine Änderung des Kinderjugendhilfegesetzes gefordert. Bei einem Besuch des SPD-Bundestagsabgeordneten Markus Paschke im Intensivpädagogischen Zentrum der Kinder- und Jugendhilfe in Sögel, einer Außenstelle der Johannesburg mit Sitz in Surwold, warb er dafür, Jugendliche und Heranwachsende länger als bis zum 18 Lebensjahr betreuen zu dürfen.
„Viele von uns betreute Jugendliche haben da ein Angstdatum vor sich“, sagte Lensker mit dem Blick auf das Erreichen der Volljährigkeit der betreuten Jugendlichen. Dabei zögen viele normale Jugendliche heutzutage erst mit 24 Jahren oder noch später aus dem Elternhaus aus. „Deshalb fordere ich, dass wir die Jugendlichen bei Bedarf bis zum Ende der Berufsausbildung betreuen dürfen“, sagte Lensker. Dies sei „ein Stück Fairness“ gegenüber den Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die in wohlbehüteten Elternhäusern aufwüchsen.
Denn im Regelfall ende die Fürsorgepflicht der Jugendämter mit dem Erreichen der Volljährigkeit. Von da an seien die jungen Erwachsenen auf sich allein gestellt. Lediglich in wenigen Ausnahmefällen sei eine Betreuung bis zum 21 Lebensjahr hinaus möglich, erläuterte die Mitarbeiterin Vanessa Frecking-Büther.
Paschke bezeichnete Lenskers Forderung als „richtig und wichtig“, dämpfte jedoch Erwartungen nach einer schnellen Änderung des entsprechenden Gesetzes. „Es gibt noch keine gemeinsame Linie zwischen den Koalitionspartnern sowie zwischen den Bundesländern, die einer Änderung ebenfalls zustimmen müssen“, so Paschke, der Mitglied des Bundestagsausschuss für Arbeit und Soziales ist. Eine Ausbildungsgarantie für jeden, wie die SPD sie fordere, werde schwierig durchzusetzen sein.
Lensker schilderte zusammen mit Wilfried Sürken, ebenfalls Geschäftsführer der Johannesburg, die zunehmende Bedeutung der Jugendhilfe. So sei diese immer mehr angefragt, wodurch auch die Kosten immer mehr stiegen. Drei Tendenzen lassen sich laut Lensker generell in der Jugendhilfe ausmachen: Zum einen würden die zu betreuenden Jugendlichen immer jünger. „Außerdem holt die Damenwelt stark auf“, wie der Geschäftsführer den prozentualen Anstieg von Mädchen unter den Betreuten beschrieb. Zu guter Letzt ließe sich eine Steigerung der intensivpädagogischen Maßnahmen feststellen.
Solche intensivpädagogischen Maßnahmen werden am Standort in Sögel vollzogen. Wie Sürken erklärte, gibt es zwei Gruppen mit jeweils sieben Jungen zwischen acht und 18 Jahren, die rund um die Uhr von Fachkräften betreut werden. „Für viele, die hierherkommen, sind wir die letzte Chance“, so Frecking-Büther.
Text/Foto: Jan-Hendrik Kuntze