Auf Spurensuche

3. März 2017

Im Folgenden wollen wir uns auf den Weg machen, auf Spurensuche jüdischen Lebens in Sögel. Gibt es überhaupt noch weitere sichtbare Zeichen außer dem Gedenkstein und den Grabsteinen auf dem jüdischen Friedhof?

An der Berßener Straße steht das Kriegerehrenmal für die Gefallenen des ersten Weltkrieges. Dort finden wir einen wuchtigen Felsstein, auf dem gemeinsam zwei große Symbole angebracht sind: das Eiserne Kreuz und die Menora, der siebenarmige Leuchter. Wahrscheinlich einmalig in Deutschland.

Die Gedenktafel des Ehrenmals
trägt folgende Aufschrift:
„Der Herr wird zum ewigen Licht euch werden
und zu Ende sind eurer trauer Tage.“
–  Jesaja 60,20
Zum Gedenken
Den Gefallenen und Vermissten der Weltkriege –
den in den Konzentrationslagern hingemordeten
jüdischen Mitbürgern –
allen durch Kriegsgeschehen
getöteten Brüdern und Schwestern

Zur Mahnung
Uns Lebenden: Wahret den Frieden

In seiner Ansprache zur Einweihung dieses gemeinsamen Gedenksteins am 22. November 1981 betonte Bürgermeister Josef Borghorst: „Mögen uns die Inschrift der Gedenktafel und die Symbole des Ehrenmals: das Eiserne Kreuz und die Menora immer wieder an die furchtbaren Folgen der Kriege und der Nationalsozialistischen Gewaltherrschaft erinnern!

Unter den 65 Millionen Toten von Krieg und Gewalt in diesem Jahrhundert befinden sich etwa 300 Opfer aus unserer Gemeinde. Sie starben als Soldaten, als Opfer des Krieges in der Heimat oder in den Konzentrationslagern.

Wir wollen heute in besonderer Weise auch daran denken, dass etwa 70 jüdische Mitbürger unserer Gemeinde aus der Deportation nicht zurückkehrten!

Der Vorsteher der jüdischen Gemeinde Osnabrück, Ewald Aul, bekräftigte in seiner Ansprache: „Die überlebenden jüdischen Menschen hegen keine Rachegefühle aufgrund des geschehenen Unrechts. Wir fordern aber, dass jedes sich abzeichnende Aufleben nazistischen Gedankenguts bereits im Keim erstickt wird.“ Worte, die gerade heute an ihrer Aktualität nichts verloren haben.

Die Synagoge am Pohlkamp

4.1 Geschichte der Synagoge

In der Reichskristallnacht am 09. und 10. November 1938, in der in Deutschland fast alle jüdischen Gotteshäuser zerstört wurden, brannte auch die Synagoge in Sögel nieder.

An dieser Stelle ein kurzer Rückblick auf die Geschichte der Synagoge:

In den Jahren 1839 bis 1840 errichteten die jüdischen Bürger unserer Gemeinde – es waren damals 8 Familien – unter schwierigen Bedingungen eine Synagoge. Sie trat an die Stelle eines behelfsmäßigen Bethauses, das der Würde eines Gottesdiensthauses wohl nicht entsprochen hat.

Gegen das Bauvorhaben am „Am Pohlkamp“ gab es Widerstände und zudem wurde bei dem großen Brand in Sögel am 18. April 1840, durch den fast 70 Häuser in Schutt und Asche fielen, auch das noch unfertige Bauwerk der Synagogengemeinde beschädigt.

Doch trotz aller Erschwernisse gelang schließlich die Fertigstellung der Synagoge; in einem Nebengebäude war eine jüdische Schule untergebracht.

Ein Jahrhundert lang hatte die jüdische Gemeinde einen Versammlungsort, von dem aus die jüdische Religion, das jüdische Brauchtum, die jüdische Kultur gepflegt und an nachfolgende Generationen weitervermittelt wurden – bis zur blindwütigen Zerstörung am 10. November 1938 (vgl. Holger Lemmermann, „Die Geschichte der Juden im Alten Amt Meppen bis zur Emanzipation 1848“, S. 47 ff.).

Was erinnert heute an die ehemalige Synagoge

Im Oktober 1988 hat der Rat der Gemeinde Sögel beschlossen, anstelle der zerstörten Synagoge einen Gedenkstein, ein Denkmal zur Erinnerung an die Zerstörung der Synagoge und der Deportation der jüdischen Sögeler Mitbürger zu errichten. Die künstlerische Gestaltung lag in den Händen von Hans Gerd Ruwe aus Osnabrück.

Lesen Sie in den kommenden Monaten die Fortsetzung dieser Reihe.

 

Text: HW /

Fotos: UM

 

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