Priester aus Ägypten zu Gast im Kloster Clemenswerth
1. Februar 2017Pater Franz unterrichtet den Priester Matta Shafik in der Ikonenmalerei
Sögel. Im Pavillon „Münster“ auf Schloss Clemenswerth beschäftigen sich in diesen Tagen drei Männer mit der Ikonenmalerei. Pater Franz unterrichtet Matta Shafik und Severin Bunse in der koptischen Ikonenmalerei. Matta Shafik ist eigens aus Ägypten eingeflogen, um seine Kenntnisse in dieser besonderen Malerei vertiefen zu können. Severin Bunse aus Rastede begleitet ihn dabei als Dolmetscher. Doch wie fand dieses Trio zueinander?
Esther Wagner arbeitet als Robert- Bosch- Kulturmanagerin beim Goethe- Institut in Kairo. Zusammen mit Matta Shafik entwickelte sie die Idee, einen Workshop zum Thema Ikonenmalerei zu organisieren. Bei einer Recherche im Internet stieß Esther Wagner auf den Ikonenmaler Pater Franz aus dem Kloster Clemenswerth und schlug ihm das Austauschprojekt zwischen Ägypten und Deutschland vor. Neben einem Bericht in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung fand sie einen Bericht unserer Zeitung über Pater Franz` Aufenthalt auf Schloss Clemenswerth. Finanziert werden konnte die Reise von Matta Shafik durch das Programm Moving Mena des Goethe- Instituts.
Man einigte sich auf einen Termin im Dezember für ein zweiwöchiges Seminar. Als Dolmetscher wurde von Esther Wagner ein Freund gefunden, der von Beruf Designer in Amsterdam ist, aber auch aus ihrer Heimat stammt. Severin Bunse stellte sich gerne als Dolmetscher zur Verfügung. Und weil sein Interesse eh der Bildgestaltung gilt, malt er gleich mit. So sitzen die Männer in trauter Runde und geben sich ganz der filigranen und kunstvollen Malerei hin. Eine beinahe fühlbare Energie füllt den Raum aus. Nur wenige Worte werden gewechselt, um den Ikonen den richtigen Pinselstrich und die passende Farbe zu geben. 8 bis 10 Stunden am Tag wird nur gemalt. Die beiden Schüler wissen die Unterrichtsvorbereitung von Pater Franz sehr zu schätzen. Es ist ihnen eine Ehre, diesen wertvollen Unterricht genießen zu können.
Matta Shafik ist katholischer Priester in Asyut/Ägypten. Sein Ziel ist es, die traditionelle koptische Malerei seines Vaterlandes zu erhalten. Er stört sich an vielen Malereien in seiner Heimat, die nur schlechte Kopien von den wahren Ikonen seien. Die Christen sind in Ägypten eine kleine Minderheit mit einer langen und wechselhaften Geschichte. Die meisten der dort wohnenden Katholiken gehören der koptischen Kirche an. Ihre Tradition und Jahrtausende alte Kultur wurde auch durch die Ikonenmalerei geprägt.
Matta Shafik erklärt: „Die ersten Christen erkannten schnell, dass sie den Menschen, die überwiegend weder lesen noch schreiben konnten, den Glauben nicht ohne visuelle Mittel nahe bringen konnten. So entstanden Ikonen, in den ersten drei Jahrhunderten des Christentums vor allem als Wandmalereien. Typisch für die koptisch-orthodoxe Ikonenkunst ist ihr Fokus: Es geht nicht in erster Linie um die genaue Darstellung der äußeren Identität einer Person, sondern ihrer Seele. Im Bild offenbart sich diese dem Betrachter.“ Kennzeichen der koptischen Tradition seien die frontale Ansicht des Dargestellten, ein großer Kopf und große Augen, die die innere Vision der Person symbolisieren, führte Pater Franz weiter aus. Die Farben haben jeweils eine eigene Bedeutung. „Jede Ikone ist eine spirituelle Vision des Künstlers, die den Betrachter einlädt in diese Welt. Sie ist bildliche Darstellung oder Interpretation der unsichtbaren Natur Gottes. Dabei sind die Regeln der Ikonenkunst wie die Grammatik einer Sprache.“ Diese Kunst gelte es zu erhalten. Daher ist die Freude am Unterricht auf allen Seiten sehr groß.
Text/Foto: Ingrid Cloppenburg