Flüchtlingsfamilie hat Todesängste ausgestanden
1. Januar 2017Weg der Integration kann gelingen
Sögel – Noch lange nicht richtig angekommen in Sögel ist die Familie Salem Elias, die seit Februar diesen Jahres in der Straße „Im Eickel“ wohnt. Geflüchtet sind sie aus dem Irak. Vater, Mutter und drei Kinder im Alter von zwei, vier und sieben Jahren. Sicherheit gefunden haben sie erst mit ihrer Ankunft in Deutschland. Über Oldenburg sind sie nach Sögel gezogen. Hier fühlen sie sich jetzt allmählich wohl.
Der Grund der Flucht ist schnell benannt, einfach umrissen und dennoch von schwerer Tragweite: „Wir wollen in Frieden leben und unseren Kindern eine gute Zukunft in Sicherheit bieten. Das können wir ihnen in unserer Heimat nicht geben. Dort herrscht Terror, Krieg und Angst. Darum sind wir jetzt hier.“ Im Irak war Elies Salem Elias, Vater der Familie, Rechtsanwalt. Seine Ehefrau Zusan hat ihr Abitur absolviert und sich dann der Familie gewidmet. Gemeinsam hatten sie sich vor gut einem Jahr den Entschluss gefasst, mit ihrer jungen Familie aus dem Land zu flüchten. Auf die Frage, welches Erlebnis das Schlimmste auf der Flucht gewesen sei, sind sich Zusan und Elies sofort einig: die gefährliche Überquerung des Meeres auf einem Schlauchboot. Sie hätten Todesängste ausgestanden und seien in großer Sorge um ihre Kinder gewesen. Ihre Flucht haben sie ansonsten größtenteils zu Fuß bewältigt.
Angekommen sind sie in Sögel. Jetzt geht es langsam wieder aufwärts für die Familie. Die Eltern haben Deutschkurse besucht. Die älteren Kinder gehen in Sögel zur Schule bzw. sind im Kindergarten untergebracht. Für die Familie ist es wichtig, eine Alltagsstruktur zu haben. Besonders freuen sie sich über den wöchentlichen Besuch der beiden Vorleserinnen Agnes Dreier und Agnes Lake. Die beiden Frauen besuchen nun schon seit 22 Wochen die Familie und lesen den Kindern im Rahmen der bei der evangelischen Kirche organisierten VorleseXpress – Gruppe vor. Die Eltern lassen es sich nicht nehmen, auch an den Vorlesestunden teilzunehmen. Agnes Dreier dazu: „Wir werden hier immer herzlich empfangen. Zusan, die Mutter, ist ebenso wissbegierig wie ihre Kinder und lernt beim Vorlesen die deutsche Sprache gleich mit.“ Gemeinsam basteln die Vorleserinnen mit den Kindern in der spärlich eingerichteten Wohnung ein Adventsdorf. Dabei kommt es zu Gesprächen über die deutsche Kultur.
Elies, Vater der Familie, berichtet, dass er im ständigen Kontakt mit seinen Angehörigen stehe. Die Sorge um seine im Irak verbliebenen Familienmitglieder lässt ihn fast täglich zum Sögeler Marktplatz gehen. Hier nutzt er das freie W-Lan, um mit seinen Bruder, Nichten und Neffen aus dem Irak zu kommunizieren. Auf dem Marktplatz trifft er andere Flüchtlinge und kommt mit diesen ins Gespräch. Es sei wohltuend, nicht alleine hier zu sein. Dennoch, sollte es jemals Frieden in seinem Heimatland geben, ist sich die Eliles mit seiner Frau sicher, dass sie dann wieder zurückkehren wollen. Das Heimweh ist groß. Doch sich mit der Familie wieder in Lebensgefahr zu begeben, ist für die Familie keine Option. Vorerst bleibt ihr Ziel, sich hier in Deutschland eine sichere Zukunft aufzubauen.
Text/Foto: Ingrid Cloppenburg