Gedenkfeier zum Jahrestag der Reichspogromnacht

25. Dezember 2016

Sögel – Zum Jahrestag der Reichspogromnacht fand in Sögel eine Gedenkveranstaltung statt. Schüler, Bürger und Vertreter der Gemeinde Sögel erinnerten sich gemeinsam an die verstorbenen Sögeler Juden im Holocaust. „Wir erinnern heute an einen der beschämendsten Momente der Deutschen Geschichte. Wir gedenken der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, einer Nacht, die grauenvoller Vorbote aller noch folgenden Gräueltaten eines Regimes war, das bewusst systematisch die Vernichtung des jüdischen Volkes vorbereitet“, begann Bürgermeisterin Irmgard Welling ihre Ansprache in der Aula des Hümmling-Gymnasiums.

„Wir leben heute in einer Zeit, in der die meisten von uns die Schrecken des Naziregimes nur aus dem Geschichtsbuch kennen,“ führte Welling weiter aus. Es bleibe also zukünftig die Verantwortung unserer Generationen, die Erinnerung an die Verbrechen der Nationalsozialisten auf andere Weise lebendig zu halten und nie wieder zuzulassen. „Deshalb bin ich sehr froh, dass wir als Gemeinde Sögel die beiden Schulen Oberschule am Schloss und Hümmling Gymnasium sowie den Arbeitskreis und das Forum als Partner gefunden haben, dass die junge Generation diesen Gedenktag vorbereitet und mitgestaltet. Denn mit Eurer Unterstützung heißt es: Erkennen und Erinnern, Lernen und Handeln, mit allen guten Kräften eine mitmenschliche Welt zu verwirklichen suchen, im Kleinen wie im Großen an einer gerechten und friedlicheren Lebensordnung in Deutschland, in der Welt mitwirken helfen, die Hass und Pogrome unmöglich macht!“

Geschichtslehrer des Hümmling-Gymnasiums Timo Felber trug mit sechs Schülern eine Präsentation vor, die anschaulich die Vergangenheit aus Sicht der Opfer, Täter und Beobachter widerspiegelte. Poetry-Beiträge zur Darstellung der Ereignisse in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 aus drei verschiedenen Perspektiven (Täter-, Opfer und Beobachtungsperspektive) sensibilisierten die Zuhörer für die Vergangenheit. Bilder jüdischer Bürger aus Sögel wurden zeitgleich präsentiert, mit jüdischer Musik im Hintergrund. In einem weiteren Beitrag wurde die Gegenwart anhand eines judenfeindlichen Facebookzitates aufgezeigt. Auch einen Blick in die Zukunft wagte die Arbeitsgruppe. Eine Schülerbefragung ergab als Ergebnis sehr unterschiedliche Auffassungen. Während einige befürchteten, dass in 50 Jahren die Gewalttaten im Holocaust in Vergessenheit geraten könnten, mahnten andere, dass dieses nie passieren dürfe.

Besonders gedacht wurde in einer Schweigeminute der Angehörigen der ehemals jüdischen Familie in Sögel. Stolpersteine werden für diese verstorbenen Mitbürger im Frühjahr 2017 verlegt, kündigte Welling an.

Text/Foto: Ingrid Cloppenburg

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