Tschick

1. Mai 2016

Sögel – Am 10. März durften sich die Schüler des Hümmling-Gymnasiums sowie der umliegenden Schulen auf die Aufführung von „Tschick“ nach dem gleichnamigen Buch von Wolfgang Herrndorf freuen. Eine Herausforderung für die Bühne, die der Kulturkreis Clemenswerth aufgrund der hohen Popularität des Jugendbuches ausgewählt hatte.

Maik (Ricardo Rausch) ist ein langweiliger, ängstlicher Junge. Er ist so uninteressant, dass er weder Freunde noch einen Spitznamen hat, und sein Leben ist geprägt von den Alkoholexzessen seiner Mutter (Andrea Brunetti) und den Tiraden seines Vaters (Jan Herrmann). Das ändert sich, als er einen neuen Mitschüler bekommt. Tschick (Justus Einig) kommt aus Russland, und durch Zufall treffen sich die beiden Jungs zu Beginn der Sommerferien auf der Straße. Sie beschließen, gemeinsam Urlaub zu machen. Mit einem geklauten Auto fahren sie los, Ziel ist die Walachei, denn dort hat Tschick einen Großvater. Auf dem Weg dahin treffen sie unter anderem eine nicht ganz normale Familie, die aber ziemlich viel weiß, einen älteren Herrn, der sie zunächst erschießen möchte, dann aber zu Limonade und Männergesprächen einlädt und Isa (Lucia Zitz). Isa lebt auf einer Müllkippe, und ihr großer Traum ist es, Moderatorin zu werden. Sie begleitet die beiden Jungs ein Stück des Weges, und Maik vergisst durch sie sogar seine Flamme Tatjana. Die Enttäuschung ist groß, als Isa die beiden verlässt, um ihre Halbschwester zu besuchen. Die beiden setzen ihre Fahrt fort und müssen vor der Polizei fliehen, dabei bricht sich Tschick das Bein und Maik muss sich überwinden zu fahren. Er erfährt, dass Tschick schwul ist, und die Freundschaft der beiden festigt sich. Nach einem Unfall mit einem Lastwagen kommt Tschick ins Heim und Maik zu seinen Eltern zurück. Als sein Vater ihn zu einer Falschaussage zwingen möchte, weigert Maik sich und wird von seinem Vater verprügelt. Vor dem Gericht sagen beide die Wahrheit und werden verurteilt, Maik muss 30 Sozialstunden ableisten und Tschick muss im Heim bleiben. Das Stück endet damit, dass Maik einen Brief von Isa bekommt, sein Vater die Familie verlässt und Maik mit seiner Mutter in den Pool springt.

 

Jugendbücher eignen sich wegen ihrer Aktualität hervorragend für Theaterstücke, bieten aber häufig eine Vielzahl an Herausforderungen, was die Inszenierung betrifft. In „Tschick“ spielen sich viele Szenen während der Autofahrt ab, im Gebirge, verschiedensten Dörfer und zum Schluss sogar in einem Pool. Kein Problem für das „Junge Theater Bonn“. Mit einer fünf Mann starken Truppe werden sämtliche Haupt-und Nebenfiguren authentisch verkörpert und das Ganze geschieht mit einer Leichtigkeit und Spielfreude, die zum jugendlichen Stil des Stückes passt. Die unterschiedlichen Schauplätze werden durch ein genial ausgedachtes Bühnenbild möglich: Was anfangs an einen modernen Betonklotz erinnert, wird nacheinander zu einem Auto, einem Berg, einer Dorfstraße und zuletzt, mit Hilfe von einer Regendusche, sogar zu einem Pool. Die Mischung aus gut eingesetzten Bühneneffekten und glänzendem Spiel zog das Publikum ausnahmslos in seinen Bann, und der reichlich gespendete Applaus ließ keinen Zweifel daran, dass der Kulturkreis wieder mal das richtige Händchen fürs anspruchsvolle Jugendpublikum bewiesen hat.

Text: Felicitas Ehrhardt

 

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