Abriss für Baustart an der Sigiltrastraße

7. Februar 2016

Sögeler Bürgergenossenschaft legt Hand an

Sögel – Alte Gebäude an der Sögeler Sigiltrastraße werden derzeit abgerissen, um Platz für das erste von insgesamt drei neuen Häusern der Bürgergenossenschaft zu schaffen. Im Sommer 2016 soll die Wohneinheit laut Architekt Henning Radke fertig sein. Finanzierung und Registereintrag sind eingetütet.

Zwei alte Häuser für die erste Wohneinheit wurden abgerissen. Platz für 24 Personen soll sie bieten mit vier Wohnungen á 90 Quadratmetern, so Radke. Gedacht ist das Haus als Unterkunft für Flüchtlinge und sozial schwache Menschen, teilt Günter Wigbers (CDU), Bürgermeister der Samtgemeinde Sögel, mit. Ohnehin sei die Situation in der Gemeinde Sögel eine besondere, denn es herrsche ein erheblicher Wohnungsmangel in Sögel – allein schon wegen der vielen Werksvertragsarbeiter und auch wegen der Flüchtlinge. Beide Gruppen sollen gleichbehandelt werden, so Wigbers. „Menschen, die aus Not zu uns kommen, sollen eine menschenwürdige Unterkunft bekommen.“

Ein Aspekt dabei ist die Lage: „Die Menschen sollen alles fußläufig erreichen können“, sagt Sögels Bürgermeisterin und 2. Vorsitzende der Genossenschaft Irmgard Welling. Es solle zudem am dezentralen Konzept festgehalten werden, ergänzt Wigbers. Die zwei weiteren geplanten Wohnhäuser in gleicher Größe sollen daher ebenfalls im Ortskern stehen. Weitere Standorte sind an der Sprakeler Straße und an der Von-Steuben-Straße. Die Mieten sollen dem ortsüblichen Mietzins angepasst sein. Die Preise seien allerdings „enorm gestiegen“. „Wir liegen ungefähr auf dem Niveau der Stadt Lingen“, so der Samtgemeindebürgermeister.

180 Genossen hat „Willkommen in Sögel eG – Bürgergenossenschaft für Menschen in Not“ – so der volle Name – bis jetzt, und das mit stetiger Verstärkung. „Jeden Tag zeichnen Bürger Anteile“, sagt Wigbers. Das Geld kommt dabei aus ganz Deutschland, „vom Bodensee bis zur Nordsee.“ Zehn bis 15 Prozent derjenigen, die Anteile zeichnen, kommen nicht aus dem Samtgemeindegebiet. Das Medieninteresse durch den Norddeutschen Rundfunk (NDR) habe laut Wigbers wohl für entsprechende Aufmerksamkeit gesorgt. Seit der Gründung vor drei Monaten (Mitte September 2015) sei damit inzwischen eine Summe von 1,1 Millionen Euro zusammen gekommen. Die Beträge der Anteilseigner lägen zwischen 100 Euro – dem Minimalbetrag – und dem sechststelligen Bereich. Für alle gleichermaßen gilt dabei eine Rendite von zwei Prozent oder mehr, so Wigbers. Die große Bereitschaft der Bürger liege vermutlich auch darin, dass die Zinsen bei der Bank derzeit ohnehin sehr niedrig sind.

Auch die übrige Finanzierung steht: Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) hat den Antrag der Gemeinde Sögel bewilligt. Die Gemeinde musste Antragsteller sein, weil nur Kommunen Anspruch auf die entsprechende Sonderförderung für Flüchtlingsunterkünfte haben, die dann auf Dritte – also die Bürgergenossenschaft – übertragen werden kann, erklärt Wigbers. Das Darlehen in Höhe von 1,4 Millionen Euro hat eine Laufzeit von zehn Jahren mit null Prozent Zinsen. Die Gemeinde Sögel selbst hat ebenfalls Anteile gezeichnet, indem sie das Grundstück für den bevorstehenden Neubau an der Sigiltrastraße an die Genossenschaft übertragen hat. Das vorige Gemeindeeigentum hat einen Wert von rund 100000 Euro.

Text: Maike Plaggenborg, Ems-Zeitung / Foto: Gemeinde Sögel

Die Bürgergenossenschaft lässt abreißen, um das erste von drei neuen Wohnhäusern errichten zu können. Vor Ort waren Franz Klawitter (von links), Günter Wigbers, Henning Radke, Irmgard Welling und Arnd Sievers.

 

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