Sögel will „Fairtrade-Town“ werden

9. Dezember 2015

Sögel – Die Kampagne „Fairtrade-Towns“ ist eine weltweit sehr erfolgreiche Aktion. Mittlerweile sind über 850 Städte in 22 Ländern weltweit Fairtrade-Towns. Seit 2009 ist auch Deutschland beteiligt. Es hat sich in Sögel eine lokale Steuerungsgruppe gegründet, die Sögel als „Fairtrade-Town“ zertifizieren lassen möchte. Um die Bevölkerung über die Vorgehensweise und das Prozedere zu informieren, hatte der Arbeitskreis Vertreter aus Wirtschaft, Gemeinde, Kirchen, Schulen und Vereinen eingeladen, um individuelle Vorschläge zur Beteiligung an diesem Projekt präsentieren zu können.

Bürgermeisterin Irmgard Welling ging in ihrer Begrüßungsrede auf die Beweggründe zu dieser Aktion ein. „Das Thema fairer Handel liegt im Trend. In Deutschland wächst zunehmend das Bewusstsein für gerechte Produktionsbedingungen sowie soziale und umweltschonende Herstellungs- und Handlungsstrukturen.“ Auch auf kommunaler Ebene spiele der faire Handel in allen gesellschaftlichen Bereichen eine wichtige Rolle, zunehmend auch bei der öffentlichen  Beschaffung.

„Fairtrade-Stadt zu werden bedeutet, ein konkretes Zeichen für eine gerechtere Welt zu setzen. Menschen kommen zusammen, tauschen sich aus, werden aktiv und arbeiten daran, dass der faire Handel in Deutschland bekannter wird. Damit tragen sie dazu bei, dass die Produzenten in Lateinamerika, Afrika und Asien bessere Preise für ihre Produkte erhalten und sie damit mit ihren Familien ein menschenwürdiges Leben führen können“, führte Angelika Boden von Transfair Deutschland in einem Referat auf.

„Als Werkzeuge dienen die Fairtrade-Standards: Sie umfassen unter anderem einen festen Mindestpreis, der die Kosten einer nachhaltigen Produktion decken soll, und eine Prämie, mit der Projekte finanziert werden sollen, die der Gemeinschaft zugutekommen, etwa Schulen oder Krankenstationen.“ Boden zufolge setzt sich Fairtrade darüber hinaus gegen Zwangsarbeit und Kinderarbeit ein. „Es ist ein Sozialsiegel, kein Biosiegel“, hob sie hervor. Ressourcenschonung und Umweltverträglichkeit stehen ebenfalls auf der Aufgabenliste von Fairtrade.

Fünf Kriterien müssen erfüllt sein, um Fairtrade-Town zu werden. Nach Erfüllung aller Kriterien und Prüfung durch TransFair Deutschland e.V. werde der Titel Fairtrade-Town für zunächst zwei Jahre vergeben. Nach Ablauf dieser Zeitspanne erfolge eine Überprüfung, ob die Kriterien weiterhin erfüllt sind.

Neben den inhaltlichen Kriterien ist ein Ratsbeschluss zur Teilnahme erforderlich. Dieser sei bereits im Frühjahr 2015 erfolgt, berichtete Welling. Zudem sei die erforderliche lokale Steuerungsgruppe gebildet worden. Sie informierte weiter: „In den lokalen Einzelhandelsgeschäften müssen mindestens gesiegelte Produkte aus fairem Handel angeboten und in Cafés und Restaurants verkauft bzw. ausgeschenkt werden. Ausgehend von dem Kriterienkatalog müssen dazu in Sögel 3 Einzelhandelsgeschäfte und 2 Gastronomiebetriebe mit Fairtrade-Produkten gefunden werden. Außerdem müssten in öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Vereinen und Kirchen Fairtrade-Produkte verwendet und Bildungsaktivitäten zum Thema „fairer Handel“ durchgeführt werden.“ Medienwirksamkeit sei eine weitere Voraussetzung. So sollen die örtlichen Medien berichten über alle Aktivitäten auf dem Weg zur „Fairtrade-Stadt“. Im Kriterienkatalog werden mindestens vier Artikel pro Jahr gefordert.

Welling ist sich sicher, dass die Chancen der Gemeinde Sögel, in absehbarer Zeit die Auszeichnung „Fairtrade- Town“ verliehen zu bekommen, als gut zu bezeichnen sind. Die entstehenden Mehrkosten durch die Verwendung von Produkten aus fairem Handel werden aus den beschlossenen Budgets beglichen. „Es wird kein leichter Weg sein, aber wir schaffen das!“

Text: Ingrid Cloppenburg / Foto: Gemeinde Sögel

 

Zur Sache:

Als Fairtrade-Stadt wird eine Stadt bezeichnet, die sich für eine Unterstützung des fairen Handels ausspricht und eine entsprechende Zertifizierung anstrebt. Die Kampagne „Fair Trade Towns“ startete 2000 in Großbritannien; seit 2009 gibt es sie auch in Deutschland. Weltweit bewerben sich in insgesamt 24 Ländern Städte um den Status „Fair Trade Town“. Die Auswahl der Fairtrade-Produkte reicht von Kaffee und Kakao über Obst und Gemüse bis hin zu Zucker und Wein.

Die lokale Steuerungsgruppe mit (v.l.) Diana Schmitz, Karsta Roscher, Claudia Grote und Claudia Lübs stellten gemeinsam mit Angelika Boden von Transfair Deutschland und der Bürgermeisterin Irmgard Welling den Gästen der Auftaktveranstaltung zur „Fairtrade-Town“ Waren vom Weltladen Sögel vor.

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