Mit Gasthaus Schröer geht eine Ära in Sögel zu Ende

1. November 2015

Sögel – Ende Oktober ging eine Ära in Sögel zu Ende. Heiner Jansen, der seit mehr als 50 Jahren als Wirt des „Alten Gasthauses Schröer“ tätig war, hörte auf. So zapfte er am 25. September, übrigens an seinem Geburtstag, sein letztes Bier hinter dem Tresen der bereits 150 Jahre alten Kneipe. Er ging in den verdienten Ruhestand. Das Lokal hat er zum 1. Oktober verkauft. Seit 1962 ist Jansen in seiner Kneipe anzutreffen. Damals übernahm er sie von Franz Bahlmann.

„Das glaubt heute keiner mehr, dass damals, als ich das Lokal gepachtet habe, noch ein Plumpsklo vorhanden war“, sagte Jansen. Zu dieser Zeit begann er, das Gasthaus auf Vordermann zu bringen. „Nach dem Umbau ist der Laden in Schwung gekommen“, meinte er. Nach fünf Jahren als Pächter habe er dann den Laden gekauft. Zu Beginn kostete ein Bier noch 35 Pfennig, drei zu einer Mark. Ein Schnaps dazu kostete 10 Pfennig. Jansen schaffte es, viele Vereine aus Sögel dort unterzubringen. Neben der Kolpingsfamilie und dem Gesangverein trafen sich Jansen zufolge dort auch die Landfrauen, die Alte-Herren-Fußballmannschaft, der Heimatverein sowie die CDU und SPD. „Es gab kaum einen Verein, der nicht im Gasthaus war“, so Jansen. Als Gäste in seinem Sögeler Gasthaus begrüßte Jansen auch Politiker wie Rudolf Seiters oder Hans-Jochen Vogel.

„In den ersten 30 Jahren war so richtig was los“, erinnert sich der Wirt. Alle 14 Tage wurden Hochzeiten gefeiert oder Versammlungen abgehalten. Auch der Thekenbetrieb sei gut gelaufen. „Wenn viel los war, war Heidi Moog eine große Unterstützung für mich“, so der 85-Jährige. Jeden Sonntagmorgen besuchten sieben Stammtische das Lokal, sodass man den Andrang nur zu zweit bewältigen konnte. Es gab in den 50er und 60er Jahren bis zu 24 Gaststätten in Sögel.  Im Rückblick auf die vergangene Zeit war sich Jansen sicher, dass die Gastronomie damals ihren Höhepunkt erreicht hatte.

Bis in die 80er Jahre lief das Geschäft. Aber dann wurde es laut Jansen weniger. „Trotzdem waren wir die einzige Gaststätte, die sonntags Frühschoppen machte. Sieben Stammtische hat es gegeben“, sagte er. Er erinnert sich gerne an Pastor Tüting, der ebenso wie die politischen Vertreter am Sonntag nach dem Hochamt zum Frühschoppen kam. „Hier wurden viele gute Gespräche geführt“, sagte Jansen etwas wehmütig.

Seinen Sinn für Humor bewies er, als ein Gast anlässlich des 50. Geburtstages von Adolf Jelges – der bei ihm im Saal gefeiert wurde – passend zum Lied „Da steht ein Pferd auf dem Flur“ mit einem Pferd in den Saal einritt. „Wir hatten einen Teppich parat gelegt, damit das Pferd nicht ausrutscht“, schmunzelte Jansen bei der Erinnerung.

Über sich selbst sagte der heute 85-Jährige, dass er gute Musik schätze und neugierig auf das Leben sei. „Mich interessiert, was morgen oder übermorgen passieren wird“, sagte Jansen. Durch seine Gäste erfahre der Wirt immer etwas Neues. Trauer und Freude lägen dabei oft nah beieinander. Dennoch: „Ein guter Gastwirt hört sich alles an und ist verschwiegen“, sagt er. Am Freitag, dem 25. September, feierte er ein letztes Mal im Gasthaus Schröer mit Wirten, Stammgästen, der Kolpingsfamilie und dem Männergesangverein seinen Geburtstag – aber auch seinen Abschied als Wirt in Sögel.

Etwa um 1850 ist aus einem Bauernhof das Gasthaus gegründet worden. „Das ist ein uraltes Haus und eine ebenso alte Institution in Sögel“, so Jansen. Früher gab es in Höhe des Gasthauses eine Wegezollstelle. Der Saal wurde 1901 laut Jansen aufgebaut, um Vereine unterzubringen. Zu den Vereinen hätten die Kolpingsfamilie, die auch zu der Zeit entstanden sei, und der Männergesangverein Harmonie Sögel gehört. Nachdem der damalige Inhaber Hermann Schröer verstarb, wechselten die Betreiber der Gastwirtschaft.

Jansen selbst stammt auch aus einer Gastronomenfamilie. Seine Eltern betrieben den „Clemenswerther Hof“. „Nach dem Zweiten Weltkrieg ist das Hotel in die Luft gesprengt worden“, so Jansen. Zusammen mit seinem Vater und seinem Bruder habe Jansen die Gaststätte bis 1948 wieder aufgebaut. Später habe er dann gemerkt, dass er dort keine Zukunft habe. So schaute er sich um – und fand seine Bestimmung im Gasthaus Schröer.

Text/Foto: Ingrid Cloppenburg

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