Gerhild Romberger in Sögel
1. Oktober 2015Am 12. und 13. September gastierte die aus Sögel stammende Mezzosopranistin Gerhild Romberger zusammen mit dem Pianisten Manuel Lange und ihrem Sohn, dem Klarinettisten Daniel Romberger, mit einem Liederabend im Sögeler Rathaus.
Das letzte Mal sang sie in Sögel 1997 bei der Aufführung der h-moll-Messe von J. S. Bach die Alt-Partie in der Jakobus-Kirche. Nach nunmehr 18 Jahren kehrte sie auf Einladung der Stiftung Kulturkreis Clemenswerth zu ihren heimatlichen Wurzeln zurück, sie, die inzwischen in der ganzen Welt ihre musikalische Heimat hat.
Aber die Musik liebenden Sögeler hatten Gerhild Romberger, geborene Schonebeck, nicht vergessen: Beide Konzerte waren restlos ausverkauft, und die Menschen, die gekommen waren, brachten das wertvollste Geschenk mit, was sie der großen Künstlerin und ihren Begleitern geben konnten: Sie lauschten in fast überirdischer Stille der Musik, die Gerhild Romberger für dieses Konzert ausgewählt hatte: Kunstlieder der Romantik von Robert Schumann, Johannes Brahms und Richard Strauss, die an die Ausführenden höchste Ansprüche stellen.
Das Konzert beginnt mit dem „Liederkreis“ von Robert Schumann, basierend auf zwölf Gedichten von Joseph von Eichendorff, die der Komponist zu einem Zyklus zusammengestellt hat. Der Inhalt der Gedichte erzählt in seinen Bildern von menschlicher Einsamkeit, Sehnsucht, Hoffnung, Freude, Schmerz, Trauer. Robert Schumann formte daraus Kunstlieder von starker Ausdruckskraft, an der auch das Klavier einen wesentlichen Anteil hat, indem es z.B. die Stimmung des Liedes im Vorspiel vorwegnimmt, in Zwischenspielen die Dramatik des zuvor oder danach gesungenen Geschehens noch weiter steigert.
Gerhild Romberger öffnet diesem musikalischen Universum ihr ur-eigenes inneres Universum, aus dem sie ihren ganzen Reichtum an Linie, Farbe, Form, Dynamik fließen lässt. Es entsteht eine beseelte Interpretation, so, als würde diese wunderbare Musik in diesem Augenblick des Singens ganz neu entstehen. Robert Schumann setzt beim Pianisten einen hohen Verstand und hohes technisches Können voraus. Manuel Lange bringt diese Voraussetzungen mit. Er begleitet die Sängerin mit großer Präsenz und mit viel Einfühlungsvermögen.
Der zweite Teil des Konzerts hält zwei Gesänge von Johannes Brahms op. 91 nach Gedichten von Friedrich Rückert und Emanuel Geibel bereit. Die übliche Besetzung Singstimme/Klavier wird durch ein Melodieinstrument bereichert. Daniel Romberger spielt die Klarinette mit kammermusikalischer Erfahrung in zarter Farbgebung und mit sensibler Linienführung.
Nach der Pause folgen acht Lieder op. 10 von Richard Strauss nach Gedichten von Hermann Gilm. In den Texten spiegelt sich das romantische Empfinden des 19. Jahrhunderts wider: Jedes Ding, jeder Vorgang hat neben seiner offensichtlichen auch gleichzeitig eine tiefere Bedeutung. In „Georgine“ steht die späte Blume für die späte Liebe, in „ Allerseelen“ mahnen uns die duftenden Reseden an das Lebendighalten der Liebe durch gute Erinnerung, und in „ Geduld“ wird uns gesagt, dass es gilt, das Hier und Jetzt auszufüllen und nicht der Trägheit des Herzens nachzugeben, denn „…keine Herzensschuld zahlt die Zeit.“ Die Kompositionen von Richard Strauss leuchten eindringlich diese Texte aus.
Gerhild Rombergers Stimme voller Wärme und Kraft, mit einem unvergleichbaren und unbeschreiblich schönen Timbre, dringt mitten ins Herz, berührt, ergreift, erschüttert es.
Der Beifall will nicht enden. Als Zugabe hören wir drei ruhige Lieder von Johannes Brahms, in denen Klavier und Gesang auf zärtliche Weise miteinander verschmelzen.
Text von Lydia Benninger-Bredohl