SoVD unterstützt Initiativkreis für barrierefreie Wege am Schloss Clemenswerth
1. August 2015Sögel – Vertreter des SoVD-Kreisverbands Emslands und des SoVD-Ortsverbands Sögel haben sich am Dienstag, den 08. Juli 2015 mit Mitgliedern des Sögeler „Initiativkreises zur barrierefreien Gestaltung des Wegenetzes am Schloss Clemenswerth“ zu einem Informationsaustausch getroffen. Ludwig Koopmann, Sprecher des Initiativkreises „Schloss Clemenswerth – Gehwege für alle Menschen“, kritisierte bei dieser Gelegenheit insbesondere das Konzept des Landkreises zur anstehenden Wegsanierung, das seiner Ansicht nach eine barrierefreie Erkundung der Anlage nicht möglich mache. „Der Landkreis hätte die Sanierung der Wege als Chance begreifen können, das einzigartige Baudenkmal auch für Menschen mit Behinderung erfahrbar zu machen. Diese Chance wurde aber aus unserer Sicht nicht genutzt“, stellte Koopmann fest.
Der Landkreis unterstützt ein Sanierungskonzept einer Pflasterebnung, bei dem das historische Kopfsteinpflaster mit den mittigen, schmalen Sandsteinplatten erhalten bleiben soll. Die Beschaffenheit des Pflasters sorgt jedoch dafür, dass die Wege auch im sanierten Zustand für gehbehinderte Menschen nicht benutzbar sind. Unter anderem sollen Querungshilfen, die auf die Rasenflächen leiten, Abhilfe schaffen. Koopmann zeigte bei einem Rundgang die Probleme dieses Konzeptes auf. Schon bei mäßigen Regen sei das Betreten der feuchten Rasenflächen besonders für Menschen, die auf Gehilfen oder Rollatoren angewiesen sind, mit erheblicher Rutschgefahr verbunden. „Unebene Stellen im Rasen bergen zusätzliche Verletzungsgefahren. Weltweit gibt es kein weiteres Beispiel dafür, dass nach einer Restaurierungsmaßnahme eines öffentlichen Weges –auch hinsichtlich denkmalpflegerischer Aspekte – gehandicapte Menschen auf einen Rasen geschickt werden“, erklärte Koopmann. Zwei gehbehinderte SoVD-Mitglieder bestätigten: „Wir fühlen uns weder auf den Wegen noch auf den Rasenflächen sicher.“ Klaus Schäffner vom Initiativkreis fügte hinzu, dass viele ältere Menschen die Schlossanlage wegen der schlechten Wege meiden. Dabei gäbe es bei dieser Personengruppe das dringende Interesse, am vielfältigen Veranstaltungsangebot rund um das Baudenkmal Clemenswerth teilzunehmen.
Der erste Vorsitzende des SoVD-Kreisverbands Emsland, Bernhard Sackarendt, stellte dazu fest, dass das derzeitige vorgestellte Konzept in Bezug auf die Barrierefreiheit noch zu viele Fragen offen lasse. „Wir sehen zwar die Notwendigkeit den Denkmalschutzes für diese einzigartige Schlossanlage zu beachten“, so Sackarendt. Der Denkmalschutz dürfe aber nicht dazu führen, dass Menschen mit Behinderung ausgeschlossen werden. „Die UN-Behindertenrechtskonvention, die seit 2009 in Deutschland umgesetzt werden soll, sieht eindeutig vor, dass Denkmalschutz nicht vorrangig vor der gleichberechtigten Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am Gesellschaftsleben behandelt werden darf“, erklärte der Kreisvorsitzende. Sackarendt schlug vor, den Dialog mit den Entscheidungsträgern aus Politik- und Verwaltung zu suchen: „Gemeinsam sollte ein tragfähiges Konzept erarbeitet werden, dass sowohl dem Denkmalschutz, als auch dem Inklusionsgedanken gerecht wird.“ Hier seien kreative Lösungen gefragt. Der SoVD werde sich gerne an der konstruktiven Ausarbeitung einer tragfähigen Lösung beteiligen. „Ich möchte den Landkreis dazu auffordern, die Bedenken hinsichtlich des Inklusionskonzepts auf Schloss Clemenswerth ernst zu nehmen“, so der Kreisvorsitzende.
Text/Foto: Heinrich Schepers, SoVd-Pressereferent